Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

292 Der Handelskrieg vom 8. Februar 1916 bis 1. Februar 1917 
»ES ist unmöglich für uns, mit Deutschland zu brechen. Wir müssen unS verschiedenes von dort 
verschaffen, waS England unS nicht liefern kann. AuS England bekommen wir jetzt nur noch ein 
Fünftel der Kohleumenge, die wir vor dem Kriege erhielten. Hier stellt Deutschland daS Gleich 
gewicht wieder her. ES gibt Menschen in England, die glauben, daß Schweden Deutschland mit 
großen Vorräten versehe. Das ist ein Irrtum, waS nach Deutschland von uns ausgeführt wird, ist 
nur eine Kleinigkeit im Vergleich zum Kriegsverbrauch dieses Landes und kann daher nicht in 
Rechnung gezogen werden." 
Die Alandssrage 
Die vielumstrittene Frage der Befestigung der Alandsinseln, die besonders seit der deutschen 
Beschießung der Insel Utö (vgl.XIII, <5.273) wieder auflebte, rückte Ende 1915 erneut in 
den Vordergrund. Die Erkenntnis, daß die Alandfrage für die Aufrechterhaltung oder die 
Aufgabe der schwedischen Neutralität eine entscheidende Bedeutung gewinnen mußte, 
nahm zu, um so mehr als die allmählich bekannt werdenden Nachrichten an dem Um 
fang und der Bedeutung der seit Herbst 1915 von den russischen Militärbehörden Tag 
und Nacht betriebenen Befestigungsarbeiten keinen Zweifel übrig ließen. Die aus der 
Südseite wie auf der Nordseite der Inselgruppe durch permanente Forts gesicherten 
Ein- und Ausfahrten ermöglichten einer russischen Flottenstärke sowohl einen Vorstoß 
unmittelbar auf Stockholm und die Schären, wie einen geschützten Ausfall in die bottnische 
Bucht. Die an der Westseite der Inselgruppe angelegten Befestigungen gaben die Mög 
lichkeit, durch eine Minensperre die bottnische Bucht zu verschließen und damit die Ueber- 
schiffung von Landungstruppen an die gegenüberliegende schwedische Küste zu decken. Es 
handelte sich also faktisch um eine nach allen Regeln der Strategie vorgenommene, im 
Hauptteil bereits vollendete Befestigung der gesamten Inselgruppe, zu der sowohl be 
festigte Häfen für die Transportflotten und großen Kriegsschiffe, wie auch Schlupfwinkel 
für Torpedo- und Tauchboote an der Westseite gehörten. Letztere kamen zugleich als 
Ausgangspunkte für die Minensperren in Betracht, die quer durch das Alandmeer bis 
zu den schwedischen Territorialgewässern führten. Die Gefahr einer strategischen Ab 
schneidung Schwedens in der Mitte und der Verschließung des bottnischen Meeres durch 
die russische Seegewalt rückte damit in unmittelbare Nähe. 
Unter Darstellung dieser Sachlage und mit dem Hinweis auf die durch den schwedisch 
russischen Vertrag von 1809 und das Pariser Friedensprotokoll von 1853 geschaffenen 
Rechtsverhältnisse, die Schweden zusichern, daß Aland niemals russische Seefestung werden 
dürfe, sowie unter Hervorhebung der unerschütterlichen schwedischen Forderung, daß 
Rußlands und Englands gemeinsamer Kampf gegen Deutschland nicht so geführt werden 
dürfe, daß Schweden zum Aufgeben seiner Neutralität genötigt oder künftig in militär 
politische und außenpolitische Abhängigkeit herabgedrückt werde, verlas der Abgeordnete 
Professor Gustav Steffen im schwedischen Reichstag am 2. Mai 1916 im Ein 
verständnis mit der Kammer folgende Anfrage an den Minister des Auswärtigen: 
1. Ist der Herr Minister der Ansicht, daß die Bedeutung, die seit 1809 von militärischen und 
politischen Autoritäten, der königlichen Regierung und der Vertretung des schwedischen Volkes ein 
stimmig der «ländischen Inselgruppe beigemeffen wurde, weiterhin die gleiche wie früher ist, das 
heißt so groß, daß die Möglichkeit, unsere Selbständigkeit zu behaupten, wesentlich erschwert wird, 
wenn Rußland Aland in einen Stützpunkt für militärische Operationen verwandelt? 
2. Wenn der Herr Minister diese Frage nicht mit einem bestimmten Ja beantworten zu können 
glaubt, bitte ich fragen zu dürfen, waS die königliche Regierung gerade jetzt dazu bewegen könnte, 
von dieser Auffassung abzugehen. 
3. Bitte ich fragen zu dürfen, teils wie der Herr Minister die jetzige Lage bezüglich Aland vom 
schwedischen militär-politischen und politischen Standpunkt auS ansieht, teils waS er glaubt, daß geschehen 
muß, um schon jetzt während des Weltkrieges Schweden die Möglichkeit zu sicher», eine wirkliche 
Neutralität und seine vollständige politische Handlungsfreiheit zu bewahren?
	        
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