Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

284 Der Handelskrieg vom 8. Februar 1916 bis 1. Februar 1917 
läuft, wenn eS der Pression von der anderen Seite nachgibt. Der Ernst der Verluste, die Norwegen 
erlitten hat, wird vollkommen von unseren maßgebenden Stellen gewürdigt, und sie sind gewillt, 
der norwegischen Schiffahrt mit Ratschlägen und Weisungen über die einzuschlagenden Wege bei 
zustehen, sowie ihr in der Frage der Kriegsversicherungen zu helfen. Norwegen hat von einer 
deutschen Invasion nichts zu fürchten, da, wie wir wiffen, das KriegSkomitee deS britischen Kabinetts 
erklärt hat, daß wir Norwegen vor einer deutschen Invasion zu schützen imstande und gewillt sind, 
falls wir rechtzeitig benachrichtigt werden. Wir können nicht glauben, daß Norwegen Deutschland 
nachgeben wird. Denn es würde bei einer Nachgiebigkeit gegen den deutschen Druck mehr verlieren, 
als es dabei gewinnen könnte. Jede eigenwillige und ungerechtfertigte Einmischung Norwegens in 
Geschäfte, die für die Alliierten wesentlich sind, würde von den Alliierten sofort durch Gegenmaß 
nahmen beantwortet werden, und daS würde für Norwegen die Abschneidung sämtlicher Uebersee- 
Zufuhren bedeuten. Alle hiesigen Freunde Norwegens hoffen ernstlich, daß Norwegens maßgebende 
Stellen alle Seiten dieser Lage vollkommen in Betracht ziehen werden. Bedenken Sie, daß es für 
uns eine Frage von Leben und Tod ist, und daß unsere maßgebenden Stellen nicht einen Augenblick 
zögern würden, die ernstesten Maßnahmen zu ergreifen, sollte eS sich als nötig erweisen. Der 
schlimmste Fehler, den Sie begehen könnten, wäre der, auf Weitherzigkeit unsererseits zu rechnen. 
Clarkson & Company." 
Dieses Telegramm traf in Christiania ein, während sich die norwegische Regierung mit 
der Beantwortung des deutschen Einspruchs beschäftigte, hatte aber nicht den gewünschten 
Erfolg. Der norwegische Reederverein in Christiania soll das Telegramm unbeantwortet ad 
acta gelegt haben, während der Bergener Reederverein angeblich eine scharfe Antwort 
gegeben hätte. Am 8.November ist sodann die norwegische Antwort dem deutschen Ge 
sandten übergeben worden und am 10. November sickerte, wie der „Frankfurter Zeitung" 
(22. XI. 16) aus Christiania geschrieben wurde, „zum ersten Male etwas über den Inhalt 
der geheimgehaltenen norwegischen Note durch; es hieß, Norwegen mache darin Zugeständ 
nisse betreffs der Handelstauchboote. Und schon am 13. November enthielt die Londoner 
„Morning Post" einen Artikel, überschrieben: „Norwegen und die Daumenschraube", der 
einen nochmaligen Beeinfluffungsversuch darstellte und am 15. November von der norwegischen 
Presse, soweit wir feststellen konnten, unwidersprochen veröffentlicht wurde. Wie wir aus 
zuverlässiger Quelle wiffen, steht dieser „Morning Post"-Artikel im engsten Zusammenhang 
mit dem Clarkson-Telegramm. In diesem Artikel heißt es u. a.: 
„Die norwegische Regierung hat in ihrer Beantwortung deS deutschen Protestes dahin nachgegeben, daß 
sie den deutschen Handels-ll-Booten, genau wie die Vereinigten Staaten, Zugang zu ihren Terri- 
torialgewäffern und Häfen gestatten will. . . . Dadurch hat Deutschland den ungerechtesten Schlag 
gegen die Freiheit deS Meeres gerichtet und einen großen Vorteil, von seinem eigenen Gesichtspunkt aus 
gesehen, errungen. . . . Wenn daher Norwegen seinen Standpunkt, bezüglich der Handelsunterseeboote, 
aufgegeben hat, so hat es Deutschland gegenüber kapituliert. . . . Norwegen würde in Wirklichkeit 
dadurch seine Neutralität an die Gewalt und Uebermacht (Deutschlands) ausgeliefert haben.... Wir 
können annehmen, daß, wenn unser Auswärtiges Amt bereit gewesen wäre, Norwegen Schutz und 
Hilfe zu sichern, eine solche Kapitulation nicht stattgefunden haben würde, wie sie nun geschehen ist. Wir 
hätten geglaubt, daß, wo doch die skandinavischen Länder unbestreitbar jetzt und jederzeit der Schlüffe! 
zum Siege Englands sind, ein kühner staatsmännischer Blick einen Neutralitätsbruch von Seiten 
eines der Feinde Englands sogar willkommen geheißen hätte. Wir wissen, wie Nelson bei Kopen 
hagen auf die bloße Androhung eines solchen Bruches von Seiten Napoleons antwortete . . ." 
Als dies alles nichts hals, als die Reeder dagegen drohten, die gesamte norwegische 
Handelsflotte aufzulegen, wenn die englische Regierung sich nicht entschließe, wenigstens den 
bisherigen Kriegsverlust der norwegischen Kriegsverstcherung von 60 Millionen Kronen zu 
ersetzen und als auch die Unzufriedenheit in England über die im August 1916 getroffene 
Vereinbarung über die Fischausfuhr nach Deutschland (vgl. S. 280) wuchs, da man auch 
die damals genehmigten 15 o/y nicht mehr gestatten wollte, griff England zu einem seiner 
bewährtesten Gewaltmittel. Ab 1.Januar 1917 veranlaßte es die Einstellung jeder 
Kohlenaussuhr nach Norwegen, wie der englische Gesandte in Christiania, Mr. Findlay,
	        
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