Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Die neutralen Nordstaaten und der britische Handelskrieg 275 
nach anderen, weniger wichtigen Plätzen versetzt oder ganz aus dem Dienste entfernt 
worden. Verhaftungen verdächliger oder vielmehr verdächtigter Beamten kamen fast täg 
lich vor. Auch Inhaber einer Reihe bedeutender Speditionsfirmen, die unter falscher 
Deklaration nach Deutschland exportiert haben sollten, wurden nach Zeitungsmeldungen 
verhaftet. Freilich sind/ wie der Korrespondent der „Vossischen Zeitung" (8. IX. 16) 
beifügt, „derartige Berichte dänischer Blätter mit Vorsicht aufzunehmen, weil sie oft 
genug in der klar erkennbaren Absicht, abschreckend zu wirken, veröffentlicht wurden/ 
Bezeichnend ist auch das Vorgehen des englischen Konsuls in Aarhus, von dem „Ekstra- 
bladet" (1b. XI. 16) berichtete, er habe von der Stadtverwaltung verlangt, daß allen 
Konservenfabriken, die Waren nach Deutschland ausführten, die Fabrikräume entzogen 
würden; andernfalls würden die englischen Kohlenlieferungen an die Stadt eingestellt 
werden, so daß in kurzer Zeit das Gaswerk, das Elektrizitätswerk und andere städtische 
Anstalten den Betrieb einstellen müßten. Die Stadt beugte sich vor dieser Forderung 
und einzog 6 Konservenfabriken die Räumlichkeiten, in denen die Betriebe untergebracht 
waren. Die Angelegenheit wurde von der Presse in Aarhus totgeschwiegen, aber in der 
Bevölkerung eifrig erörtert, und man stellte sich die Frage, ob der englische Konsul nun 
König in Aarhus sei, ebenso wie sein Kollege es auf Island sei. 
Der Hergang bei dem Eintreffen von Waren aus oder über England war, nach dem 
bereits erwähnten Bericht der „Vossischen Zeitung" folgender: die Güter wurden seitens 
des dänischen Handelsministeriums in Anwesenheit eines Vertreters der englischen 
Handelskontrolle sofort bei der Ankunft registriert. Die Auslieferung an die Empfänger 
wurde von den Engländern davon abhängig gemacht, daß die ersteren eine ihnen jeweils 
vorgelegte Deklaration unterzeichneten. Waren die Adressaten Häuser, die verdächtig 
waren, mit Deutschland in Verbindung zu stehen, so wurde ihnen die für sie bestimmte 
Ware erst gar nicht ausgehändigt. Die Güter wurden vielmehr dem „6rossor«r- 
Sooistete Komite“ zur Veranlassung des Weiteren überwiesen. Dieses „Weitere" be 
stand in der Veräußerung der Ware an solche Firmen, die von der englischen Handels 
kontrolle als unverdächtig und zuverlässig genehmigt waren. 
Zur Vervollständigung dieser englischen Handelskontrolle ist dann am 17. März 1916 
zwischen dem französischen Gesandten namens seiner Regierung einerseits und dem 
Komitee der Großhändlersozietät und dem Jndustrierat anderseits ein Abkommen be 
züglich der zukünftigen Handelsverbindung zwischen Frankreich und Dänemark abge 
schlossen worden, das sich genau an das englisch-dänische Abkommen vom 19. November 
19 t 5 (vgl. S. 112) anschloß. 
Damit gab sich die Entente, vor allem England, aber noch nicht zufrieden. Wie die 
holländische, norwegische und schwedische, so wurde Ende März 1916 auch die dänische 
Amerikapost in Kirkwall von dem Dampfer „Heilig Olaw" beschlagnahmt und 
weitere Beschlagnahmen folgten. Ja auch die gesamte Brief- und Paketpost des dänisch 
isländischen Routendampfers „Bottnia", der am 11. April von Kopenhagen nach Island 
abging, also von der Hauptstadt nach Teilen des Reiches, wurde von den englischen 
Behörden in Lerwick beschlagnahmt und an Land gebracht, ebenso die Post und das 
Reisegepäck der neutralen Passagiere des isländischen Dampfers „Zullfoß". Die Ver 
handlungen, die daraus über die Beschlagnahme der Post zwischen Dänemark und England 
geführt wurden, hatten, wie am 17. Mai 1916 aus Kopenhagen berichtet wurde, das 
Ergebnis, daß England versprach, die Briefpost nach Island uneröffnet passieren zu 
lassen, im übrigen aber ablehnte, grundsätzliche Zugeständnisse zu machen. 
Die von der Entente geforderte völkerrechtswidrige Behandlung der Unterseeboote 
(vgl. S. 261) ist nach Mitteilungen der „Telegraphen Union" (10. X. 18) von Dänemark 
abgelehnt worden, das betonte, es werde die Unterseeboote genau wie andere Schiffe behandeln
	        
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