Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

274 Der Handelskrieg vom 8, Februar 1916 bis 1. Februar 1917 
8. August 1916. 
Sämtliche dänischen, schwedischen und norwegischen Banken haben vom englischen Blockademinister 
ein Rundschreiben erhalten mit der Mitteilung, England müsse sich dagegen sichern, daß die Mittel 
mächte direkt oder indirekt aus englisch-skandinavischen Bankumsätzen Nutzen zögen. Dem Rund 
schreiben folgte ein Kontrakt zur Unterschrift, in dem die Banken sich verpflichten sollen, ihre eng 
lischen Verbindungen nicht zu Geschäften für Englands Feinde zu benutzen. In Schweden machte 
sich lebhafter Widerspruch gegen die englische Forderung geltend, dagegen sollen sich, wie „Politiken" 
erfuhr, die meisten dänischen Hauptbanken dem Zwang unterworfen haben. 
20. bis 22. September 1916. 
Die dritte nordische Ministerkonferenz trat am L0. September in Christiania zu 
sammen; über ihre Ergebnisse wurde folgende Mitteilung ausgegeben: 
„Die drei Länder sind einig betreffend fortgesetzter Aufrechterhaltung loyaler, unparteiischer Neu 
tralität während des gegenwärtigen Weltkrieges. Die Kränkungen der Rechte und Interessen der 
Neutralen seitens der kriegführenden Mächte sowie die Schwierigkeiten handelspolitischer Art, die 
daraus für die Neutralen entstanden, wurden einer eingehenden Erörterung unterzogen, die zur 
Einigkeit betreffend erweiterter Zusammenarbeit führte. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Ver 
nichtung oder Zurückhaltung von neutralen Schiffen und Ladungen gewidmet, sowie den Folgen der 
sogenannten „Schwarzen Listen" der Kriegführenden. 
In diesem Zusammenhang einigte man sich zwecks gegenseitiger Erleichterung der Handelspolitik 
dahin, daß teils durch die Regierungen, teils durch die betreffenden Behörden Mitteilungen gemacht 
werden über die handelspolitischen Maßnahmen der drei Länder sowie über das Eingreifen gegen 
Handelsspionage. Zur Behauptung der handelspolitischen Jntereffen nach dem Kriege sollen in' den 
drei Ländern vorbereitende Maßnahmen getroffen werden unter gegenseitigem Zusammenwirken der 
jenigen Organe, denen die Angelegenheit anvertraut ist oder werden wird. 
Ein weiterer Gegenstand der Erörterungen war die Stellungnahme der nordischen Länder zu ge 
wissen Fragen, betreffend die Pflicht der neutralen Mächte, Maßnahmen zur Wahrung der Neutralität 
zu treffen. In diesem Punkte wurde auf Grund der Haager Konvention vollständige Einigkeit fest 
gestellt. Ferner einigte man sich dahin, unter den gegenwärtigen Verhältnissen zu erklären, daß die 
drei nordischen Regierungen es für auSgeschloffen erachten — sei es allein oder in Verbindung mit 
anderen neutralen Regierungen — die Initiative zur Vermittlung zwischen den kriegführenden 
Mächten oder zu ähnlichen Veranstaltungen zu ergreifen. 
Andererseits stellte mau alS wünschenswert fest, daß eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen so 
vielen neutralen Ländern wie möglich zur Wahrung gemeinsamer Jntereffen unter Ausschluß jeglicher 
Parteinahme für die eine oder andere der kriegführenden Mächte zustande gebracht würde. In Er 
kenntnis einer Zusammenarbeit der nordischen Reiche, sowohl für die Gegenwart als für die Zukunft, 
trennten sich die Minister der drei Länder, völlig einig darüber, daß neue Zusammenkünfte zwischen 
den Vertretern der drei Länder abzuhalten seien, so oft die Verhältnisse dies erforderten oder 
wünschenswert erscheinen ließen." 
Dänemark 
Die englische Handelskontrolle, deren Tätigkeit im wirtschaftlichen Leben Dänemarks 
schon bisher stark fühlbar gewesen war, machte nach einem Bericht der „Vossischen Zeitung* 
<B. IX. 16) auch im Jahre 1^16 immer mehr von sich reden. „Die Organisation, die 
der englische Handelsattache Turner schuf, war in ihrer Art mustergültig. Die haupt 
sächlichsten dänischen Verladehäfen — Kopenhagen, Aarhus, Gjedser — wurden einer 
strengen und systematischen Kontrolle unterworfen, die so weit ging, daß beispielsweise 
auf dem Kopenhagener Güterbahnhof ein kunstvoll versteckt liegendes englisches Kontroll 
büro eingerichtet war, von dem jedes einzelne Stückgut genau kontrolliert und in allen 
verdächtigen Fällen geöffnet wurde. Aber auch über die unwichtigeren Häsen und 
Verladestellen war ein Netz von Beobachtern gespannt. 
Diejenigen dänischen Steuerbeamten, die den Engländern zu unabhängig und daher 
unbequem waren, sind, auf englische Denunziation hin, von Kopenhagen und Gjedser
	        
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