Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

272 Der Handelskrieg vom 8. Februar 1916 bis 1. Februar 1917 
15 % für englischen und französischen Bedarf zurückgestellt werden mußten. Holland 
sah sich, wie es in einem Schreiben des Produzentenverbandes an seine Abnehmer hieß, 
zu dieser wegen der niederen Käsepreise in England schmerzlichen Maßregel gewungen, 
„um nicht die Ernährung von Menschen und Tieren in Holland zu gefährden." Auch das 
Ausfuhrverbot für Branntwein, zu dem sich die holländische Regierung Ende Juli 
1916 entschließen mußte, hing wohl damit zusammen, daß England drohte, die weitere 
Zufuhr von Getreide nach Holland abzuschneiden, wenn daraus hergestellte Erzeugniffe 
weiter nach Deutschland ausgeführt würden. Als dann die Schwierigkeiten beim Bezug 
der nötigen Futterstoffe aus Nord- und Südamerika trotzdem immer größer wurden, 
requirierte die Regierung, nach einer Amsterdamer Meldung der „Norddeutschen Allge 
meinen Zeitung" (2. XII. 16), Anfang Dezember 1916 75 % des ganzen Schiffsraums 
der Dampfer der Gesellschaften „Nederland", „Rotterdamscher Lloyd" und „Ozean" für 
die Anfuhr indischer Produkte zur Ernährung von Menschen und Vieh. 25 °/ 0 des 
Raumes der Postdampfer wurden für denselben Zweck beansprucht, während der frei 
bleibende Schiffsraum für Tee, Kaffee, Tabak, Chinarinde und kleinere Produkte des 
indischen Marktes reserviert worden ist. 
Andererseits war es am 15. Dezember 1916 gelungen, zwischen dem Landbau-Export 
büro, zu dem sich die landwirtschaftlichen Vereinigungen zusammengeschlossen hatten, und 
dem deutschen Kriegsernährungsamt eine Verständigung herbeizuführen, die sich 
aus Milch, Käse, Butter, Eier, Fleisch und Gemüse bezog. 
Hand in Hand mit den englischen Intrigen zur Störung und Verhinderung des 
holländischen Handels gingen Angriffe gewisser englischer Kreise, vor allem der „Daily 
Mail" gegen die Tätigkeit des englischen Handelsattaches in Holland, Sir Francis 
Oppenheimer, der als Sohn eines Deutschen verdächtigt wurde, seine deutschen Ver 
wandten mit Lebensmitteln versorgt zu haben und trotz seiner erwiesenen Deutschfeindlichkeit 
beschuldigt worden ist, gegen Deutschland nicht rücksichtslos genug vorgegangen zu sein. 
Oppenheimer möge ebenso wie der zum Konsularagenten in Rotterdam ernannte Holz 
apfel darum einkommen, daß man ihm seine unnatürliche Aufgabe abnehme. In Wirk 
lichkeit hatte auch diese Kampagne nur den Zweck, die englische öffentliche Meinung zu 
fanatisteren und die englische Regierung dazu zu bringen, endlich den Kriegsmut zu finden, 
um nicht nur „the Oppenheimer Blockade" sondern der ganzen holländischen „Blockade- 
Farce" durch ein schärferes Vorgehen gegen Holland ein Ende zu bereiten. 
* * * 
Im Jahre 1916 hat die niederländische Regierung zwei Orange-Bücher heraus 
gegeben, eines am 23. Juli 1916, das die Zeit vom Oktober 1915 bis Juli 1916 um 
saßt, und ein anderes am 30. Dezember 1916. Im ersteren wird bei der Erörterung 
der zahlreichen Proteste und Korrespondenzen, die die Regierung der Niederlande mit 
England über die völkerrechtswidrige Behandlung zur See geführt hat, berichtet, daß 
die niederländische Regierung auf die Verfügung der englischen Regierung vom 20. Ok 
tober 1915, wonach der neutrale oder feindliche Charakter eines Schiffes nicht mehr durch 
die Flagge bestimmt werden solle, die es berechtigt sei, zu führen, in einer Note daraus 
hingewiesen habe, daß ein derartiger Eingriff eine Anarchie auf dem Meere hervorrufen 
werde. Die Flagge decke das Fahrzeug in absoluter Weise, sie symbolisiere die juristische 
Persönlichkeit in den Schiffahrtsbeziehungen zwischen den verschiedenen Reichen. Gegen 
weitere Aenderungen der Londoner Deklaration durch die britische königliche Verfügung 
vom 20. März 1916 und einen französischen Erlaß vom 12. April 1916 protestierte die 
niederländische Regierung nicht mehr, trotzdem sie darin eine Verletzung des Völkerrechts 
sah, weil eine praktische Aenderung durch diesen neuen Eingriff nicht geschaffen wurde. 
Wichtig scheint es jedoch, daß die niederländische Regierung in dem Orange-Buch sagt.
	        
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