Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

266 Der Handelskrieg vom 8. Februar 1916 bis 1. Februar 1917 
cales et Chambres de Commerce) in verschiedenen Hauptorten Frankreichs zur Bekämpfung 
des deutschen Wettbewerbs durch Begründung ständiger Ausstellungen in den neutralen 
Ländern für die Leistungen der französischen Industrie Propaganda zu machen und neue 
Absatzgebiete zu erschließen. Unter diesen Kammern befand sich auch die französische 
Handelskammer von Gens und der erste derartige Versuch sollte denn auch in der Schweiz 
in Bern gemacht werden, wo, wie es in einem der Prospekte heißt, die deutsche Kon 
kurrenz sich bislang „wie zu Hause fühlte". 
Die neutralen Nordstaaten und der britische 
Handelskrieg 
Die Niederlande 
Die wirtschaftliche Vergewaltigung Hollands durch die Entente, insbesondere England, 
nahm auch im Jahre 1916 ihren ununterbrochenen Fortgang. Und wenn man auch in 
England, wie aus der Erklärung der englischen Regierung an das Ministerium Cort 
van der Linden hervorging, an eine Benützung holländischen Gebietes nicht dachte, so 
hatten doch die Ereignisse im Anfang des Jahres 1916 die Furcht vor einer militärischen 
Vergewaltigung der Niederlande heraufbeschworen. 
Die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz und die gleichzeitig in Kraft tretende 
schärfere Handhabung der Blockade sowie das immer rücksichtslosere Auftreten englischer 
Kriegsschiffe*), veranlaßten die niederländische Regierung am 1. April 1916 zu umfassenden 
militärischen Vorsichtsmaßregeln zum Schutze der niederländischen Neutralität, die 
allgemein große Beunruhigung hervorriefen und zu den Gerüchten Veranlassung gaben, 
England habe den Durchmarsch durch Holland verlangt, oder die Niederlande rüsteten 
sich zu einem militärischen Eingreifen in den Krieg gegen die Entente. Demgegenüber 
gab die holländische Regierung am 4. April 1916, nach einer geheimen Sitzung der 
Zweiten Kammer, folgende Erklärung ab: 
„Die Regierung legt Wert darauf, im Anschluß an das in der geheimen Sitzung Mitgeteilte 
öffentlich zu erklären, daß die Suspendierung der periodischen Urlaube eine Vorsorgemaßregel ist, 
die mit dem unerschütterlichen Beschluß, unsere Neutralität strikte zu wahren, zusammenhängt. Die 
Maßregel ist nicht eine Folge von bestehenden politischen Verwicklungen, sondern hat ihre Ursache 
in Daten (wörtlich „Gegevens"), die eine Zunahme von Gefahren, denen unser Land ausgesetzt ist, 
befürchten lassen. Es würde nicht im Interesse deS Landes sein, über diese Angaben etwas mitzuteilen." 
Wahrscheinlicher als die oben angeführten Gerüchte ist, daß die Ententemächte in Form 
eines Ultimatums die holländische Regierung aufgefordert hatten, die Grenze gegen 
Deutschland für jeden Warenverkehr zu sperren, dann aber, als sie die Entschlossenheit 
Hollands zur Wahrung seiner Souveränstät erkannten, von dieser Forderung abließen, 
ohne damit den festen Willen aufzugeben, Holland durch indirekte Mittel doch noch zur 
Teilnahme an der englischen Blockadepolitik gegen Deutschland zu zwingen. 
Zu diesem Zwecke wurde zunächst die Beschlagnahme der Post weiter ausgebildet. 
Wertpapiere niederländischer Banken, die zur Begleichung von Börsenoperationen nach 
*) Anknüpfend an die Mitteilung des „Nieuwe Rotterdamsche Courant" vom 31. März 1916, wonach das 
holländische Schiff „Breda" auf der Rückfahrt von England nach Holland „Widerwärtigkeiten 
eingreifender Natur erlitten habe, die sich zur Veröffentli chung nicht eignen", 
meldete das holländische Blatt „Tribune" vom 19. April nach der „Kölnischen Zeitung" (26. IV. 16) 
folgendes: „Der Zustand war am 31. März so kritisch, weil von englischer Seite irrtümlicherweise ein 
holländisches Kriegsschiff in den Grund gebohrt wurde. Die Mannschaft wurde sofort nach Indien 
geschickt, um die Sache geheim zu halten, nachdem England Schadenersatz versprochen. Der Bericht 
stammt von einem Mitglied der Besatzung der „Breda". Die Geheimhaltung des Vorfalls hängt mit der 
strengen Zensur zusammen. Nachdem England beruhigende Erklärungen abgegeben, konnte dann am 
4. April die Regierung erklären, daß der kritische Zustand nicht die Folge bestehender politischer Ver 
wicklungen sei."
	        
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