Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Die sechste bis neunte Jsonzoschlacht und die Kämpfe an den Gebirgsfronten 255 
fährt daher, schlägt irgendwo näher oder weiter ein. Der Zug setzt sich wieder in Be 
wegung. Ein Wirbelsturm von österreichischen Schrapnellen peitscht die steil nach Salcano 
abfallende Flanke des Sabotino. Die dürren Hölzer haben Feuer gefangen und dichter 
schwarzer Rauch wirbelt zum Gipfel auf. 
Auf dem Gipfel, den man nach mehr als zweistündiger beschwerlicher Wanderung er 
reicht, haben an die 600 Bombardements wie Erdbeben gewütet. Nur wenige Leichname 
sieht man hier, die plötzlich vom Tod ereilt, noch voll von dem Ungestüm scheinen, der sie 
im Augenblick ihres Sterbens erfüllte. Es sind ihrer wenige, weil die Hauptmasse der 
Oesterreicher in ihren Unterständen verharrte. Das sind ungeheuerliche Galerien, die den 
Gipfel von einer Seite bis zur anderen durchziehen. Der steile, graue Hauptgipfel, die 
Höhe 602, leistete erbitterten Widerstand. Aus alle Aufforderungen, sich zu ergeben, ant 
worteten Flintenschüsse. Das war die größte Höhle des Berges, die neben einer starken 
Besatzung auch dem österreichischen Kommando auf dem Sabotino zum Aufenthalt diente. 
Sie wollten die Partie nicht verloren geben. Zu oft hatten sie sich widerholt, daß der 
Sabotino uneinnehmbar wäre. Sie waren nicht von dem Gegenteil zu überzeugen. 
Den ganzen Tag, die ganze Nacht und noch lange bis in den anderen Tag hinein war 
ihnen nicht bcizukommen. Als dann alle mündlichen Aufforderungen nichts halfen, wurde 
eine Mitrailleuse vor die Oeffnung der Höhle gefahren. Die Schüsse fielen ins Keller 
dunkel. Aber die Wirkung blieb aus. Sicher verlies die Höhle in Windungen und die 
Schüsse trafen nur den Stein. Bloß Flüche stiegen aus dem Innern aus. 
Da man mit Feuer nicht zum Ziel kam, sollte der Rauch helfen. Der ganze Höhlen 
eingang wurde mit Petroleum überschwemmt und dann angezündet. Die Flammen fraßen 
sich im Innern der Höhle weiter. Der ganze Berg roch nach qualmenden Dochten. Aber 
selbst mehrere Stunden noch danach leistete die Besatzung der Höhle Widerstand. 
Weiter rast die Schlacht, spielt sich unter unseren Augen ab. Wie die quer in allen 
Richtungen verlausenden Abdrücke von Schriftzügen aus einem vielgebrauchten Löschblatt, 
so ziehen sich zu unseren Füßen die wirren Linien der Schützengräben dahin. Und hier in 
diesen tiefeingehauenen labyrinthischen Gängen, deren kompliziertes Verteidigungssystem 
kein Bombardement völlig vernichten kann, ist unser Vorstoß dem verbissensten Wider 
stand begegnet. 
Schritt für Schritt, langsam, schwerfällig schreitet der Angriff vor. Dichte Schauer von 
Schrapnellen klatschen wütend auf die feindlichen Stellungen und die Myriaden von Kugeln 
wirbeln eine so undurchdringliche Staubwand aus, daß man meint, es müßten zahllose 
Automobile die Schlachtlinie hinunterfahren. 
Um 7 Uhr abends schien Oslavija, dies entsetzliche Oslavija, das zum Grab ganzer 
Bataillone wurde, bereits hinter den Unseren zu liegen, das Feuer wurde verlegt. Die 
schweren österreichischen Geschütze richteten ihre vernichtenden Schläge auf die unförm 
lichen düsteren Trümmer des Dorfes. 
Rauchend, verschleiert, rotleuchtend im blutigen Sonnenuntergang, öffnete Görz seine 
einsamen Straßen beim Herabsinken der blauen Abenddämmerung. Aber der Hagel der 
Granaten dauerte von der Podgora herunter an, deren Kamm noch immer den Oester 
reichern gehörte, und auf dem San Michele zeigte das unaufhörliche Hin- und Herschwanken 
der Feuerwolken an, daß die Oesterreicher zum Gegenangriff aus die bereits gesäuberten 
Gipfel vorgingen. In der zweiten Nacht verstärkte sich noch die Heftigkeit der Schlacht. 
Am dämmerigen Himmel schwirrten die österreichischen Flugzeuge, eifrig bemüht, aus dem 
Aufblitzen der abgefeuerten Geschosse die Stellung unserer Geschütze zu bestimmen. 
Endlich am dritten Morgen scheint die Schlacht sich ihrem entscheidenden Ende zu 
nähern. Die Podgora wird auch von der Seite des Jsonzo angegriffen. Die Oester 
reicher aus dem Gipfel verteidigen sich nach zwei Fronten. Aus den auf Görz gerichteten
	        
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