Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Die Handelsunterseeboote und ihre Fahrten 
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wurdet Dem Festmahl ging ein Empfang im Verwaltungsgebäude voraus, bei dem 
2000 Bürger anwesend waren. Nach dem Essen wurde Kapitän König eine goldene Uhr 
überreicht, aus der das Wappen der Stadt eingraviert war. Auch die Offiziere der 
„Deutschland" und die Mannschaft wurden beschenkt. 
Bereits am 13. November 1916 war die „Deutschland" zur Rückfahrt wieder bereit. 
Nach dem „Providence Journal" bestand die Ladung aus 9 Wagenladungen Nickel, 
von durchschnittlich je 40 Tonnen, 10 Wagenladungen Rubber (Gummi) von durch 
schnittlich je 18 Tonnen, 3 Wagenladungen Chronium und 1 Wagenladung Vanadium, 
die zur Härtung des Stahls gebraucht werden. Aus die weitere Meldung des „Provi- 
dence Journal*, das von der „Deutschland" verladene Nickel stamme aus Sudbery ver 
anlaßte der kanadische Minister Hughes eine Untersuchung, woraus das „Providence 
Journal" erklärte, das Nickel stamme zweifellos aus Sudbery, befinde sich aber schon 
seit 2 Jahren aus amerikanischem Boden. 
Ohne daß die Oeffentlichkeit eine Ahnung davon hatte, trat die „Deutschland" am 
17. November 1916 die Heimreise in Begleitung zweier Schleppdampfer an, von denen 
der eine vorausfuhr, der andere folgte. Bei mondheller Nacht und glattem, durchaus 
ruhigem Wasser ging die Fahrt anfangs glücklich vonstatten. Der bei Eastern Point 
stationierte amerikanische Kreuzer „Columbia" suchte mit seinen Scheinwerfern den unteren 
Hasen ab, wahrscheinlich um eine Verletzung des amerikanischen Neutralitätsgesetzes zu 
verhindern, hatten doch die Engländer abermals 14 Kriegsschiffe zur Vernichtung der 
„Deutschland" ausgeschickt. Raee Point auf Fisher Island war passiert, als plötzlich 
der vordere Schlepper, kurz bevor er die „Deutschland" verlassen sollte, seinen Kurs 
änderte. Die „Deutschland" konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen, obgleich die Ma 
schinen sofort volle Kraft rückwärts gestellt waren, so daß das Unglück nicht mehr ab 
zuwenden war. Die „Deutschland" rannte direkt mit ihrem Steven aus den Schlepper, 
der innerhalb 10 Sekunden in den Fluten versank und bedauerlicherweise 5 Mann seiner 
Besatzung, die sich im Ruderhaus befanden, mit in die Tiefe riß. 
Die „Deutschland" kam mit geringen Beschädigungen davon und fuhr unter eigener 
Kraft sofort nach New-London zurück, wo der Schaden in kurzer Zeit ausgebessert 
wurde, so daß das Schiff bereits am 21. November nach Erledigung der durch den Un 
fall verursachten Angelegenheiten und Hinterlegung einer Summe von 87000 Dollar, 
zur Aufhebung eines aus Grund einer Schadenersatzklage erlassenen Zurückhaltungs 
befehles, seine Fahrt wieder antreten konnte. Nach einem Privat-Telegramm der „Köl 
nischen Zeitung" aus Washington vom 19. Dezember 1916 heißt es in dem Bericht der 
amtlichen Untersuchungskommisston über die Schuld an dem Unfall bei der Ausfahrt der 
„Deutschland" aus dem Hafen von New London: 
„Wir freuen unS feststellen zu können, daß die „Deutschland" sorgsam und richtig von Kapitän 
König gesteuert wurde, als sich der Zusammenstoß mit dem Schlepper „Scott" ereignete, und daß 
Kapitän König alles tat, was in seiner Macht lag, um das Unglück abzuwenden, und ebenso alle 
notwendigen Anstrengungen machte, um die Mannschaft des Schleppers zu retten. Offenkundig 
schoben sich aber die beiden Schiffe so schnell zusammen, daß der Schlepper sofort sank." 
Die Ursache des Unglücks war ein falsches Flaggensignal, das Kapitän Gurney vom 
Schlepper „Scott" gegeben hatte. 
Die Bevölkerung bereitete der abfahrenden „Deutschland" einen überaus freundlichen 
Abschied. Mit starkem Westwind, der die Heimfahrt außerordentlich beschleunigte, er 
reichte die „Deutschland" wohlbehalten am 9. Dezember 1916 die Nordsee und traf am 
10. Dezember mittags vor der Wesermündung ein. Der Platzkommandant von Geeste 
münde, Admiral Schröder, der Vorsitzende des Aufstchtsrats der Deutschen Ozean- 
Reederei Dr. Lohmann und Direktor Stapelseldt waren dem Schiff entgegengefahren, 
um es willkommen zu heißen.
	        
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