Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

182 Frankreich während des fünften Kriegshalbjahres 
Zusammenarbeit führte eine charakteristische Wendung im Kriege herbei. Das germanische Reich findet 
sich auf die Defensive beschränkt. Die Initiative der militärischen Operationen ist ihm entglitten. 
Die Verwandtschaft der Rasse und Bildung, die gleiche Sorge für die gemeinsamen Ziele, für 
dasselbe Ideal der Freiheit und Gerechtigkeit mußten, als der Augenblick gekommen war, das edle 
Rumänien mit den Alliierten unter dieselben Fahnen führen. In diesem Augenblick unternahm 
Rumänien, mutig und mit vollem Bewußtsein, die Rolle, die ihm in diesem Kriege zufiel, mit klarem Blick 
für die höheren Jntereffen, welche es zum Eingreifen riefen, die Jntereffen der rumänischen Nation, 
die seit so vielen Jahren auf die Befreiung der unterdrückten Bevölkerung gerichtet waren, und die 
Interessen der Menschlichkeit, die durch die auf eine deutsche Vorherrschaft gerichteten Versuche ge 
fährdet waren. Rumänien, von Bulgarien verräterisch angegriffen, wird auf seinem Wege den größten 
Schwierigkeiten begegnen können, aber es wird auS seiner eigenen Kraft wie aus der seiner Alliierten 
die Mittel schöpfen, um sie zu überwinden, und es wird mit seinen Alliierten einem Siege entgegen 
gehen, der es zu einer großen Nation machen wird, die es in enger Solidarität mit unseren Be 
strebungen mit berechtigtem Ehrgeiz werden will. 
Die Armeen in Saloniki werden die Aufgabe, die ihnen an dieser Front anvertraut worden 
ist, ebenso erfüllen, wie an allen anderen. Das Unternehmen entwickelt sich gemäß den Plänen der 
Generalstäbe. An der Seite der tapferen englischen, italienischen, russischen und französischen Truppen 
kämpft die ruhmvolle serbische Armee nach ihrer Wiederherstellung heldenmütig gegen ihren Erbfeind 
für die Befreiung ihres überfallenen und vom Würgeengel heimgesuchten Vaterlandes. Auf diesem 
neuen Schauplatz wird die Tätigkeit der Alliierten, die dazu bestimmt ist, den Orient-Traum der Mittel 
mächte zu durchkreuzen, jede notwendige Förderung erfahren, und so werden die Ereigniffe auf der 
Balkanhalbinsel unerbittlich ihren Lauf nehmen. Nach der Türkei wird Bulgarien seinerseits erkennen, 
wie gefährlich es ist, überlieferte Freundschaften aufzugeben, um selbstsüchtigen Plänen einer skrupel 
losen Nation zu dienen. 
Das bulgarische Eindringen in Griechisch-Maz edonien, das auf keinerlei ernstlichen 
Widerstand Griechenlands gestoßen ist, und das Verhalten der deutschen Agenten in diesem Lande, 
das Bestechungswesen und die Spionagen, die straflos ihr Unwesen trieben, haben die Alliierten ver 
anlaßt, die für die Sicherheit ihrer Truppen unerläßlichen Vorkehrungen zu treffen oder zu verlangen. 
Die Regierung Zaimis, deren Loyalität gerechterweise anerkannt werden muß, hat uns die ersten 
Genugtuungen, die wir gefordert haben, bewilligt. Wir hoffen, daß das griechische Volk die 
Gründe und das Ziel unseres Eingreifens verstehen wird. Wir sind nach Saloniki gerufen worden, 
um bei der Verteidigung Serbiens, des Verbündeten Griechenlands, zu helfen, und wir werden dort 
daS Werk, zu dem der Ruf nach unserer Hilfe ergangen ist, fortsetzen, bis das Ziel erreicht ist. 
Unter diesen Umständen werden wir nicht zulaffen, daß der Erfolg der von den Truppen der Alliierten 
unternommenen Operationen durch die Machenschaften unserer Feinde oder ihrer Helfershelfer ge 
fährdet werde. Bei diesem Vorgehen dachten wir aber nicht nur an die Sicherheit unserer Truppen. 
Wir hatten auch daS eigene Interesse Griechenlands im Auge. Wir legten Wert darauf, abermals 
die überlieferte Rolle der Schutzmächte zu erfüllen, die das griechische Gebiet schützen und dem von 
der Begehrlichkeit unserer gemeinsamen Feinde bedrohten hellenischen Volke zur Bewahrung seiner 
Unabhängigkeit unerläßlichen Beistand gewähren wollen. 
Die Ereignisse auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen zeigen, daß die Alliierten 
jetzt über den Feind das Uebergewicht gewonnen haben, daS durch die durchgeführte Gemeinsamkeit 
ihrer Anstrengungen nur verstärkt werden kann. Schon jetzt hat diese Gemeinsamkeit Ergebnisse ge 
zeitigt, die uns gestatten, mit völligem Vertrauen in die Zukunft zu blicken. Die entschiedenen und 
ruhmvollen Siege der russtschen und italienischen Heere, die glänzenden Siege der englischen und 
französischen Soldaten an unserer Front berechtigen uns zu jeder Hoffnung. 
Die Stunde der Sühne naht für die einzelnen Menschen wie für die Völker, auf welche sich 
der deutsche Angriff gestürzt hat. In diesem Augenblick wenden sich unsere Gedanken und unsere 
Herzen der Bevölkerung der überfallenen Gebiete zu. Die schlimmste Behandlung wurde ihr von 
einem Feinde zuteil, der in der Ausübung seiner Kraft keinerlei Schranken noch Gesetze kennt. Mit 
schmerzlicher Entrüstung haben wir inzwischen noch andere Ausschreitungen erfahren: die massenhafte 
Verschickung der Bewohner mehrerer Gemeinden des Norddepartements (vgl. S. 168 und XIV, 
S. 304 f.). Unsere Feinde haben, da sie die Tatsächlichkeit dieser, allen elementarsten Regeln des 
Völkerrechts zuwiderlaufenden Vorkommnisse nicht bestreiten können, versucht, dieselben dadurch zu
	        
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