156 Die Ereignisse an der Westfront im fünften Kriegshalbjahr
21. September 1916.
Divisionsgeneral Duport wurde zum Chef de- Generalstabes der Armee er
nannt an Stelle von General Graziani, der zum Kommandeur der Ehrenlegion befördert und auf
sein Gesuch hin aus Gesundheitsrücksichten seiner Stelle enthoben wurde.
Dazu ist der „Neuen Zürcher Zeitung" (32.IX.16) geschrieben worden: „Der Chef des französischen
Generalstabes der Armee hat eine wesentlich andere Funktion als etwa der Chef des deutschen General-
stabS. Dieser Posten ist in Frankreich dem französischen Kriegsministerium attachiert; er hat mit
dem Oberkommando über die Operationen nichts zu tun, die vom Generalissimus geleitet werden."
23. September.
Der französische General Girodon wurde an der Front durch einen Granatsplitter, der ihm
die Halsschlagader durchschnitt, tödlich getroffen und ist bald darauf gestorben. Er war erst 47 Jahre
alt und aus der Offiziersschule in Saint-Cyr hervorgegangen. Später beteiligte sich Girodon an der
Spitze des 2. Fremdenregiments an den Kämpfen in Marokko, war bei Beginn des Krieges zum Obersten
und im März 1916 zum Brigadegeneral befördert worden und wurde 1915 während der Dardanellen
expedition durch einen Lungenschuß schwer verwundet, aber verhältnismäßig rasch geheilt.
I. und 2. Oktober.
Ueber die Auszeichnung beim Besuche des Präsidenten Poincars an der Sommefront vgl. S. 154.
II. Oktober.
Brigadegeneral Howell fiel an der Westfront. Howell war früher Generalstabschef der
britischen Streitkräfte in Australien. Mitte 1916 wurde er auf den wichtigen Posten eines General
stabsoffiziers an die Westfront berufen.
16. November.
Der frühere englische Landwirtschaftsminifier Lord Lueas ist von einem Jnspektionsflug über
die deutschen Stellungen nicht mehr zurückgekehrt.
31. Dezember 19 l6.
General Sir Douglas Haig wurde für ausgezeichnete Dienste zum Marschall ernannt.
6. Januar 1917.
Der Chef des belgischen Generalstabs, Generalleutnant WielemanS, starb im Alter von
54 Jahren an einer Lungenentzündung. Zu seinem Nachfolger wurde der 66 Jahre alte General
Bregnoy ernannt.
Die Umgestaltung der Obersten Heeresleitung Frankreichs
3. Dezember 1916.
Die französische Kammer nahm mit 344 gegen 160 Stimmen folgende Tagesordnung an: „Die
Kammer nimmt die Erklärungen der Regierung über die (beabsichtigte) Umgestaltung der Armeeleitung
zur Kenntnis, sie billigt ihren Entschluß, die allgemeine Führung des Krieges und die wirtschaftliche
Organisierung des Landes unter einer verengerten Leitung straffer zusammenzufassen, und geht im
Vertrauen darauf, daß die Regierung im Einvernehmen mit den Alliierten die als unerläßlich an
erkannten Opfer und Anstrengungen vollbringen werde, zur Tagesordnung über."
13. Dezember 1916.
Präsident Poinear6 unterzeichnete am Vormittag auf Rapport des Kriegsministers hin zwei
Dekrete, wovon das erste bestimmt: General Joffre, Oberkommandant der französischen Armee,
übernimmt bei der Regierung die Stelle eines technischen Beirates mit Bezug auf die Leitung
des Krieges. Das zweite Dekret bestimmt: Die Chef-Kommandanten der Nord- und Nordost-Armee
und der Orientarmee üben, jeder für sich, die Leitung der Operationen unter den im Dekret vom
38. Oktober 1913 vorgesehenen Bedingungen aus, das daS Verhalten der großen Einheiten regelt,
und gemäß dem Dekret vom 2. Dezember 1913, daS den Felddienst regelt.
ES wurde ferner ein Kriegskomitee gebildet, dem der Ministerpräsident und die Minister
der Finanzen, des Krieges, der Marine und des Kriegsrüstungswesens angehören. General Joffre
kann den Sitzungen dieses Komitees als technisch-militärischer Berater beiwohnen.
Nach der Neuordnung des Kabinetts, in das General Liautey, der bisherige Generalresident in
Marokko, als Kriegsminister eintrat (vgl. das Kapitel „Frankreich während des fünften KriegShalb-
jahres") ist General Nivelle zum Oberkommandanten der Armeen im Norden
und Nordosten ernannt worden.