Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Vom Luftkampf 
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ungunsten der Gegner. Der Grund ist darin zu suchen, daß die feindlichen Flieger fich bei Tage 
nur noch selten in starken Geschwadern über unsere Linien wagen, ihre Kampflust hat entschieden 
nachgelassen. Nur im deckenden Schutze der Nacht unternimmt der Gegner seine meist erfolglosen 
Bombenangriffe. Ueber unseren Linien stellt er sich ungern zum Kampf — weit hinter seiner Front 
müffen unsere Flugzeuge ihn jetzt aufsuchen und jagen. Wer die Vorherrschaft in der Luft besitzt, 
kann bei dieser Sachlage nicht zweifelhaft sein. Stolz trägt unsere deutsche Fliegertruppe die erhöhten 
Verluste. Dank gebührt den Tapferen, die mit ihrem Tode die deutsche Ueberlegenheit erkämpft haben. 
Dabei herrschte an der Ost- und Westfront im vergangenen Monat Januar andauernde, noch nicht 
dagewesene Kälte; nur der Fachmann kann beurteilen, was es heißt, an solchen frostklaren Tagen 
stundenlang in den eisigen Höhen von 4000 und 6000 m aufzuklären und den Kampf mit feindliche« 
Flugzeugen zu suchen." 
Die näheren Angaben über die feindlichen und deutschen Flugzeugverluste im Januar 1917 
im Westen gibt folgende Liste: 
Feindliche Flugzeugverluste: Deutsche Flugzeugverluste: 
diesseits der deutschen Linien . . 20 diesseits der deutschen Linien . . 4 
jenseits . . 26 jenseits . . 23 
Zusammen 46 Zusammen 27 
Außerdem wurden im Westen 3 FeffelballonS durch deutsche Flieger abgeschossen. 
Von den in deutscher Hand befindlichen 26 Flugzeugen (14 britische, 6 französische, 6 an der Ost 
front und Südostfront) wurden, wie in den vorangegangenen Monaten, in einer in der „Norddeutschen 
Allgemeinen Zeitung" (20. IL 17) veröffentlichten Liste nähere Angaben gemacht. 
Hauptmann Boelcke und sein Flugzeug 
.Hauptmann Oswald Boelcke hat, nach einem Bericht der „Kölnischen Zeitung* 
(31. X. 16) „für den Luftkampf in der Form, wie sie die erbitterten Kämpfe im 
Westen geschaffen haben, ganz neue Regeln aufgestellt. Für ihn, der bei Beginn 
des Krieges noch ein Neuling in der Fliegerei war, bedeutete der Kamps in den 
Lüften ein wissenschaftliches Problem, an dessen Lösung er mit Einsatz seines Lebens 
arbeitete. Er erkannte beizeiten, daß bei der mit allen Mitteln der Technik arbeitenden 
Kriegführung die Hauptaufgabe des Verteidigers darin bestehe, den Gegner, der über die 
deutsche Linien kommt, um zu spähen, rücksichtslos zu vernichten. Je mehr feindliche 
Flieger und Flugzeuge, die Augen des gegnerischen Heerführers, vernichtet werden, um 
so schwieriger ist es für diesen, wichtige Beschlüsse zu fassen, zu denen er sonst auf 
Grund umfassender Fliegermeldungen kommt. Deshalb war es von jeher das Bestreben 
Boelckes, jedem feindlichen Flieger, der am Horizont auftauchte, entgegenzueilen und ihn, 
noch bevor er weit über das von deutschen Truppen gehaltene Gelände vorzustoßen ver 
mochte, unschädlich zu machen. Wer jemals einem Lustkampf Boelckes mit einem Gegner 
beigewohnt, wird diesen Kampf nicht vergessen. Wie ein Adler schoß der kühne Mann, 
der mit seinem Eindecker verwachsen war, wie wohl selten einer, aus gewaltiger Höhe 
herab. Im sausenden Sturzflug schoß er einige hundert Meter durch die Luft. Dann 
hörte man das scharfe Tack-tack des Maschinengewehrs und im nächsten Augenblick fing 
dann der Gegner zu sinken an. Mit einer unheimlichen Sicherheit, mit einer Kaltblütig 
keit, die er in seinen zahllosen Gefechten erworben, nahm Boelcke den Gegner aufs Korn 
und brachte ihm in wenigen Sekunden, fast immer im ersten Anrennen, den tödlichen 
Schuß bei. Und wenn der Feind im normalen Gleitflug oder im wirbelnden Sturz zu 
Boden glitt, dann verfolgte der kleine Fokker den Feind, bis er aus der Erde angelangt 
war. Erst dann schoß das Flugzeug wieder in die Höhe, dem heimatlichen Flugplatz 
oder neuem Kampfe entgegen." 
„Alle Augenzeugen der Luflkämpse Boelckes stimmten," wie dem „Berner Bund" (27. 
XI. 16) aus Deutschland geschrieben wurde, „darin überein, daß er seinen Kampfeinsitzer, 
einen Fokkereindecker, ganz vortrefflich meisterte, und daß er seiner überlegenen Flug-
	        
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