Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Wahrlich die Tapferen von Thiepval können stolz und aufrecht auf ihre Leistung 
schauen, wenn ihnen auch schließlich das bittere Los nicht erspart blieb, von der eng 
lischen Uebermacht nach dreimonatigem einzigartigem Widerstand erdrückt zu werden. 
Ihre Heldenleistungen werden in der Geschichte hell und glänzend weiterleben." 
Ueber den strategischen Wert der Einnahme von Combles und Thiepval bemerkte 
der Militärkritiker der „ABC" (28., 29. IX. 16): „Den englisch-französischen Truppen ist 
es gelungen, Les Boeuss, Moroal, Combles, Thiepval und Gueudecourt zu nehmen. Mit 
Recht bemerken die Deutschen hierzu, daß sie dem Ansturm der Hauptkräfte des Feindes 
und der mehrmonatigen Anhäufung des aus der Industrie der ganzen Welt herrührenden 
Materials haben widerstehen müssen. Wenn die Verbandsmächte Erfolg von wirklicher 
Bedeutung erlangen wollen, so müssen sie ein System wechseln, das nur zeitweise anwendbar 
ist. Das praktische Ergebnis des letzten Fortschritts besteht in der Eroberung von etwa 
12 qkm. Hierfür benötigten sie 3 bis 4 Tage artilleristischer Vorbereitung, die eine ungeheuere 
Munitionsmenge verbraucht und einen Teil des Materials beschädigt haben wird. Die Angriffe 
erfolgten mit zahlreichen Beständen, die nicht geringe Verluste erlitten haben, obwohl uns 
Einzelheiten darüber vollkommen unbekannt bleiben. Zu bemerken ist, daß sich unter dem 
von den Verbandstruppen bei dem letzten Angriff eroberten Material keine Artillerie 
befindet, und da die Deutschen zweifellos daran keinen Mangel leiden, ergibt sich daraus, 
''aß man nicht bis zum Kern der feindlichen Stellungen gelangt ist. 
Ueber die Gründe für das Zurückweichen der Deutschen braucht man sich nicht den 
!opf zu zerbrechen. Die Verbandstruppen besitzen an der Somme unzweifelhaft eine 
erdrückende numerische Ueberlegenheit. Die häufige Behauptung französischer Schriftsteller, 
daß ein Volk von 40 Millionen einem solchen mit doppelter Einwohnerzahl standhalte, 
ist durchaus nicht am Platze; denn zurzeit befindet sich in Frankreich vielleicht noch nicht 
die Hälfte des deutschen Heeres, das gegen Engländer, Franzosen, Russen und gegen 
eine Menge von Kolonialtruppen zu kämpfen hat. Es ist natürlich und nichts dagegen 
zu sagen, daß die Verbandspreffe die Erfolge außerordentlich feiert. Aber der Erfolg 
ist von rein lokaler Bedeutung und hat mehr wegen der Wirkung auf den Geist des 
französischen Volkes, als wegen seiner positiven Ergebnisse Bedeutung. Die französische 
Presse selbst, die immer zu Uebertreibungen neigt, gesteht, daß man sich erst am Anfang 
des Endes befinde, und betont nur, daß die Erfolge an der Somme ein glückliches Vor 
zeichen für die Zukunft darstellen." 
Zwischen Rancourt und Gueudecourt 
Vom 28. September bis 8. Oktober 1916 
Eugen Kalkschmidt erzählt in der „Frankfurter Zeitung" (8. XI. 16): „Es sind zwei 
lächerlich kleine Dörfer, in der Luftlinie genau 8 km von einander entfernt. Vor 8 Wochen 
sprach in Deutschland kein Mensch von ihnen; heute kennt sie jedermann, obgleich sie 
gar nicht mehr vorhanden sind. Seit Wochen branden die Wellen englischer Divisionen 
gegen den deutschen Damm aus dieser erstorbenen Erde Frankreichs. Der äußerste rechte 
Flügel der englischen Armee kämpft hier mit besonderer Hartnäckigkeit, im Wetteifer 
mit den benachbarten französischen Regimentern zwischen Lesboeufs und Rancourt. 
Niederdeutsche Reserveregimenter, Leute von der Waterkant, standfeste Söhne der 
Hansastädte, aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Oldenburg, haben diesen Abschnitt 
im Oktober verteidigt. Sie kannten ihre Tomies noch vom Juli her: von Mametz, 
Contalmaison und Poziöres. Und die Tomies ihrerseits kannten sie wohl auch, wenn 
gleich nur vom Hörensagen. Denn von denen, die damals um Poziöres stritten, find 
schwerlich viele durch Lesboeufs in die Sturmstellung marschiert. Die Bekanntschaften
	        
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