Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Die Schlacht an der Somme und die übrigen Kämpfe an der Westfront 87 
wimmelten von Deutschen. Maschinengewehrabteilungen waren durch die Stollen, 
die senkrecht vom Netz der Tunnels in der Umgebung von Thiepval hochgehen, durch 
Flaschenzüge aus die vorbereiteten Plattformen gebracht worden. Das „Niemands 
Land" zwischen den Schützengräben hatte die ganze Zeit verlassen dagelegen. Aber als 
die englische Infanterie vorzugehen versuchte, war es plötzlich wie durch Zauberei mit 
tödlichen Waffen gespickt. Die Baumruinen des am Südrand des Dorfes gelegenen 
Obstgartens verbargen Kanoniere, und ein großer Haufen aus Erde und Ziegelsteinen, 
das ehemalige „Chateau" am Westende des Dorfes, spie Flammen und Handgranaten. 
In den verschütteten Straßen, unter Trümmerhäufen hervor, bellten Maschinengewehre 
den nahenden Gestalten in Khaki an. Sie lauerten hinter den verkohlten Baumstümpfen 
am Ende der Rue Poziöres, hinter dem Friedhof. Wohin man sah, sandten Maschinen 
gewehre den Tod mit erschreckender Sicherheit. 
Endlich war Thiepval zu */«, in unserem Besitz. Nur das „Chateau" hielt sich. Kein 
menschliches Wesen konnte dem mörderischen Feuer seiner Kanonen standhalten. Ein 
Bataillonskommandeur hielt dies Fort und feuerte seine Leute an, bis sie sich von An 
gesicht zu Angesicht den Briten gegenübersahen. Eine Zeitlang schien es wirklich, als 
wäre er der Angreifer Herr geworden. Da kam diesen ein „Landpanzer" zu Hilfe, der 
den Hügel aus Erde und Ziegel wie ein Sturmbock angriff. Das „Chateau" bröckelte 
ab, die Kanoniere hörten auf zu feuern. Die Dauer dieses Kampfes ist nicht mehr 
genau festzustellen, doch war das „Chateau" und seine unmittelbare Umgebung erst am 
späten Nachmittag in unserem Besitz. 
Aber noch immer blieb ein Streifen oberirdischer Befestigungen in deutscher Hand, 
um den, wie um das unterirdische Labyrinth, noch den ganzen Abend und die Nacht 
hindurch gerungen werden mußte. In einer Reihe zerschossener Häuser, die in der 
üblichen Weise durch Einreißen der Kellerwände untereinander verbunden worden waren, 
saß eine starke Abteilung Württemberger und handhabte noch bis zuletzt ihr Maschinen 
gewehr wirksam. Die ganze Nacht hindurch wurden die britischen Truppen schwer bom 
bardiert. Sie gruben sich zwar ein, wurden aber immer wieder durch Sprenggeschosse 
aus ihren Zufluchtswinkeln verjagt und mußten weiter rückwärts von neuem beginnen. 
Ja, der Geist von Thiepval hat nicht leicht gebrochen werden können." 
Endlich noch eine Stelle aus dem „Daily Mail", die beweist, wie hoch die Engländer 
die Verteidigung und die Einnahme von Thiepval einschätzten: „Als vor 61 Jahren 
Sebastopol fiel, gab es in England einen großen Freudenausbruch. Das Ereignis 
war nicht viel mehr als eine Episode in einem Kriege, der in einem verhältnis 
mäßig bescheidenen Maßstab geführt wurde. Es ist ein Beweis für die klarere 
Auffassung der Natur des gegenwärtigen Krieges, daß zwei so glänzende Erfolge 
wie die Besitznahme von Thiepval und Combles nicht von einem ähnlichen Ausbruch 
der Freude begleitet worden sind. Jeder dieser Plätze war, was seine Widerstands 
kraft anbetrifft, der Festung Sebastopol bedeutend überlegen; sie waren sogar jeder 
modernen europäischen Festung, auch den Plätzen Metz oder Verdun überlegen. Thiepval 
und Combles waren nach den Erfahrungen dieses Krieges gebaut. Die Deutschen 
entdeckten, daß man die über der Erde befindlichen Werke nach der Art von Lüttich, 
Namur und Antwerpen leicht niedriger machen und dafür unterirdische Festungen 
anlegen konnte, um den Angriffen der Riesenkanonen und der Haubitzen Widerstand zu 
leisten. Wir können wohl sagen, daß keine Armee in der Vergangenheit je eine ähn 
liche Tat vollbracht hat, wie die Einnahme der Festungen von Thiepval und Combles, 
insbesondere wenn berücksichtigt wird, daß die Armee einem großen, gut geführten Feld 
heer gegenüberstand, das vollkommen ausgerüstet ist und von einem der besten Stäbe 
der Welt geleitet wird.
	        
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