Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Vom Kreuzerkrieg ber Unterseeboote 
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führte, von Malmö ausgelaufen und nach Argentinien unterwegs war, nach Storno- 
way einzubringen. Das gesamte Prisenkommando war mit Ausnahme eines einzigen 
Mannes in Zivilkleibern; die Waffen des Prisenkommanbos, bestehend aus 2 Pistolen 
und 4 Gewehren und den dazugehörigen Munitionsmengen, wurden beschlagnahmt, der 
Seeoffizier und der Unteroffizier als Gefangene an Bord des Tauchbootes übergeführt. 
Dann wurde der Prisenbefehl, den die Engländer über die Bark verhängt hatten, auf 
gehoben und die „Pestalozzi" konnte ihre Reise nach Argentinien fortsetzen. Den übrigen 
an Bord gebliebenen 4 Mann der Prisenbesatzung blieb nichts weiter übrig, als die 
Reise nach Argentinien mit anzutreten. 
Als ich ins O-Boot sprang 
Von Carl Frank List 
In der „Baltimore Sun" erzählt ein amerikanischer Schiffsjunge seine Erlebnisse an 
Bord eines deutschen U-Bootes. Wie ihn sein Glück oder besser sein Draufgängertum 
dorthin verschlug, welch tiefe Eindrücke er während der elftägigen Kriegsfahrt in den 
irischen Gewässern empfing, und wie stark die eiserne Ruhe und unerschütterliche Pflicht 
treue der deutschen blauen Jungen aus ihn wirkten, kann nichts klarer und packender 
wiedergeben als die knappen Sätze seiner eigenen Geschichte, die wir hier nach der deutschen 
Uebersetzung von Ulrich Steindorff folgen laffen: 
„Mein Name? — Carl Frank List. Mein Alter? — Siebzehn Jahre. Ich bin in 
Oregon in Portland geboren. Meine Eltern waren aus Deutschland, und ich kann auch 
ein wenig Deutsch. Lust aus Abenteuer hatte ich, und darum wollte ich mir die Welt 
ansehen. Man nahm mich als Schiffsjungen aus dem Norweger „Cambus Kenneth", 
einen Segler von 1860 Tonnen unter Kapitän Sole, der mit Weizen nach Queenstown 
bestimmt war... . 
Sturm hielt uns 7 Tage an der Küste von Chile fest. Als wir den Atlantischen Ozean er 
reichten, verrieten uns Signale anderer Schiffe, daß noch immer Krieg war. Ein großer 
Frachtdampser kam dicht an uns heran, und man schrie uns durch den Schalltrichter 
zu, daß Deutschland auch neutrale Schiffe versenkte. 
Wir wollten natürlich allesamt mehr vom Kriege hören, ausgenommen der Kapitän. 
Eine rechte Landratte! Er verstand kaum Signale zu geben. Sobald ein Schiff in 
Sicht kam, mußten wir beilegen, nur um nicht erst flgnalisteren zu müssen. Fast meu 
ternd und auf das norwegische Gesetz pochend, zwangen wir ihn, die Rettungsboote für 
den Fall eines v-Bootangriffes mit Segeln, Proviant und Trinkwaffer auszurüsten. 
Wir unter uns fingen an, uns auszumalen, was wohl jeder tun würde, wenn wir in 
die Luft flögen. Die Bündel wurden geschnürt, aber der Maat erklärte uns wut 
schnaubend, wer mit mehr als dem Allernötigsten von Bord wollte, riskierte mit seinem 
Revolver Bekanntschaft zu machen. 
Am 28. Juni 1916 steuern wir Richtung Südost auf Fastnet Rock an der Südküste Ir 
lands zu. Ein britischer Hilfskreuzer in etwas ramponierter Fassung taucht auf, hißt die 
weiße Flagge, gibt einen Signalschuß, und wir gehen bei. Offiziere kommen an Bord, 
fordern die Schiffspapiere und versprechen unseren Deutschen, daß ste im Hafen ein 
gelocht würden. Der Kurs wird uns vorgeschrieben, und man warnt uns, vor den 
17-Booten aus der Hut zu sein. 
Am Nachmittag sitzen wir mit hängenden Köpfen am Mannschaftstisch. Die Deutsche» 
sehen die Greuel englischer Gefangenenlager vor sich, und alle Mann an Bord reden 
düster vom Mittschiff-torpediert-werden. 
In der Nacht daraus, um 6 Uhr früh, bekam ich Lust aus ein Bad, zog mich aus 
und fragte noch den Maat, ob es für die nächste Viertelstunde etwas zu tun gäbe.
	        
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