Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

D i e achte Kriegstagung des deutschen Reichstags I. IS 
des Interesses auch Ihres Ausschusses stehe«, und fie hat dort zu den eingehendsten Verhandlungen Ver- 
anlaffung gegeben. Ich darf Ihnen, soweit es diese Frage» angeht, eine Feststellung vorlesen; der 
Ausschuß hat angesichts der Wichtigkeit der Fragen den mündlichen Bericht gerade über die II-Boot 
frage im Wortlaut festgestellt: In eingehenden Beratungen hat Ihr Ausschuß sich mit der Frage 
deS II-BootkriegeS befaßt. An denselben haben sich Mitglieder aller Fraktionen und die Vertreter 
der verbündeten Regierungen beteiligt. Alle marinetechnischen, militärischen, wirtschaftlichen und 
politischen Gesichtspunkte wurden gründlichst geprüft und gewürdigt. Die Ausführungen standen 
unter dem Eindruck der hohen Bedeutung der Angelegenheit und waren allseitig getragen von rein 
sachlichen Erwägungen und dem Bestreben, den vaterländischen Interessen zu dienen. Eine Einigung 
war im Ausschuß nicht zu erzielen; er verzichtete auf eine Beschlußfaffung. Für die Verhandlungen 
im Reichstag empfiehlt der Ausschuß, von einer Besprechung des II-Bootkrieges abzusehen, in der 
Erwägung, daß eine eingehende Behandlung der marinetechnischen, militärischen, wirtschaftlichen und 
politischen Gesichtspunkte im einzelnen ohne Schädigung der vaterländischen Jntereffen nicht möglich 
ist, daß andererseits aber ohne eine erschöpfende Verhandlung der Sache eine volle Aufklärung nicht 
erzielt werden kann. Die Empfehlung für die Art der Verhandlungen erfolgte im Wege der Ab 
stimmung mit 24 gegen 4 Stimmen im Ausschuß. 
Bei seinen Beratungen war der Ausschuß erfüllt von den Gefühlen der Bewunderung und Dank 
barkeit für unser Heer und unsere Flotte, der Anerkennung ihrer unter hervorragender Leitung 
errungenen Erfolge, und sieht der weiteren Entwicklung mit vollem Vertrauen entgegen. Die Er 
gebnisse der neuen Kriegsanleihe sind ein erneuter Beweis dafür, daß das deutsche Volk in seiner 
Zuversicht auf den endgültigen Sieg in diesem unseren Verteidigungskriege einig zusammenhält." 
Die Reihe der Erklärungen der Parteien eröffnete nach einem Bericht der „Frankfurter 
Zeitung" (12. X. 16) der Zentrumsführer Dr. Spahn. Er sprach anerkennend und 
hoffnungsvoll von den Leistungen der deutschen Heere und der Kriegslage. Auch die Ver 
luste schwächten den deutschen Siegeswillen nicht. Er wiederholte das Wort des Reichs 
kanzlers: „Wir werden durchhalten im Kriege draußen und im wirtschaftlichen Kampfe 
daheim" und berief sich für diese Zuversicht auf manches, was in der Kommission mit 
geteilt und erörtert worden war. Unseren Friedenswillen haben wir zu erkennen ge 
geben, aber unsere Feinde sind darauf nicht eingegangen. Auch er sieht in England den 
berechnendsten und selbstsüchtigsten unserer Feinde. Von den Russen meinte er, der Haß 
gegen die Deutschen liege ihnen im Blute, und wir würden diesem Gegner nicht aus 
weichen können. Die Dardanellenfrage könne nicht für Rußland der Grund zum Kriege 
gewesen sein, denn Deutschland und Oesterreich-Ungarn seien schon vor Jahren bereit 
gewesen, sich mit Rußland über die Meerenge auseinanderzusetzen. Nach einigen weiteren 
Bemerkungen über die auswärtige Politik ging Spahn, anknüpfend an die Wegnahme des 
Palazzo Venezia durch Italien, auf die unsichere Lage des Papsttums ein, dessen Ent 
fernung aus Rom die freimaurischen Gegner betrieben. Ueber Neuorientierung wollte er, 
weil ja die Pläne des Reichskanzlers noch nicht klar seien, nicht sprechen, aber dem einen 
Satz: „Freie Bahn für alle Tüchtigen!" stimme er und seine Partei zu. 
Nach ihm sprach Scheidemann (Soz.) klug und klar in neuen Wendungen über die 
alte Auffassung seiner Freunde, daß der Krieg kein Eroberungskrieg sei. Er ging scharf 
auf die Mißftände des Belagerungszustandes und die Ungerechtigkeiten der Zensur ein, 
kennzeichnete das Treiben gegen den Reichskanzler, das von der Zensur nicht ergriffen 
werde und das seinen Urhebern auch keine Präventivhaft zuziehe, unter Widerspruch 
der Rechten durch einige Zitate und entwickelte dann ein demokratisches Programm: 
den Kampf für Freiheit und Recht! Die Zeit der mittleren Linie sei vorüber. 
Der nationalliberale Abgeordnete Bassermann erwiderte dem Vorredner, daß er den 
Kriegswillen Englands unterschätze, und daß er die früheren Reden des Kanzlers nicht als 
eine Absicht aus Annexionen deuten dürfe. Den Tauchbootkrieg erwähnte der nationalliberale 
Führer nur nebenbei mit den Worten: daß jedes wirklich taugliche Kriegsmittel gegen 
England angewendet werden solle, wie der Reichskanzler gesagt habe, decke sich mit den
	        
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