D i e achte Kriegstagung des deutschen Reichstags I. IS
des Interesses auch Ihres Ausschusses stehe«, und fie hat dort zu den eingehendsten Verhandlungen Ver-
anlaffung gegeben. Ich darf Ihnen, soweit es diese Frage» angeht, eine Feststellung vorlesen; der
Ausschuß hat angesichts der Wichtigkeit der Fragen den mündlichen Bericht gerade über die II-Boot
frage im Wortlaut festgestellt: In eingehenden Beratungen hat Ihr Ausschuß sich mit der Frage
deS II-BootkriegeS befaßt. An denselben haben sich Mitglieder aller Fraktionen und die Vertreter
der verbündeten Regierungen beteiligt. Alle marinetechnischen, militärischen, wirtschaftlichen und
politischen Gesichtspunkte wurden gründlichst geprüft und gewürdigt. Die Ausführungen standen
unter dem Eindruck der hohen Bedeutung der Angelegenheit und waren allseitig getragen von rein
sachlichen Erwägungen und dem Bestreben, den vaterländischen Interessen zu dienen. Eine Einigung
war im Ausschuß nicht zu erzielen; er verzichtete auf eine Beschlußfaffung. Für die Verhandlungen
im Reichstag empfiehlt der Ausschuß, von einer Besprechung des II-Bootkrieges abzusehen, in der
Erwägung, daß eine eingehende Behandlung der marinetechnischen, militärischen, wirtschaftlichen und
politischen Gesichtspunkte im einzelnen ohne Schädigung der vaterländischen Jntereffen nicht möglich
ist, daß andererseits aber ohne eine erschöpfende Verhandlung der Sache eine volle Aufklärung nicht
erzielt werden kann. Die Empfehlung für die Art der Verhandlungen erfolgte im Wege der Ab
stimmung mit 24 gegen 4 Stimmen im Ausschuß.
Bei seinen Beratungen war der Ausschuß erfüllt von den Gefühlen der Bewunderung und Dank
barkeit für unser Heer und unsere Flotte, der Anerkennung ihrer unter hervorragender Leitung
errungenen Erfolge, und sieht der weiteren Entwicklung mit vollem Vertrauen entgegen. Die Er
gebnisse der neuen Kriegsanleihe sind ein erneuter Beweis dafür, daß das deutsche Volk in seiner
Zuversicht auf den endgültigen Sieg in diesem unseren Verteidigungskriege einig zusammenhält."
Die Reihe der Erklärungen der Parteien eröffnete nach einem Bericht der „Frankfurter
Zeitung" (12. X. 16) der Zentrumsführer Dr. Spahn. Er sprach anerkennend und
hoffnungsvoll von den Leistungen der deutschen Heere und der Kriegslage. Auch die Ver
luste schwächten den deutschen Siegeswillen nicht. Er wiederholte das Wort des Reichs
kanzlers: „Wir werden durchhalten im Kriege draußen und im wirtschaftlichen Kampfe
daheim" und berief sich für diese Zuversicht auf manches, was in der Kommission mit
geteilt und erörtert worden war. Unseren Friedenswillen haben wir zu erkennen ge
geben, aber unsere Feinde sind darauf nicht eingegangen. Auch er sieht in England den
berechnendsten und selbstsüchtigsten unserer Feinde. Von den Russen meinte er, der Haß
gegen die Deutschen liege ihnen im Blute, und wir würden diesem Gegner nicht aus
weichen können. Die Dardanellenfrage könne nicht für Rußland der Grund zum Kriege
gewesen sein, denn Deutschland und Oesterreich-Ungarn seien schon vor Jahren bereit
gewesen, sich mit Rußland über die Meerenge auseinanderzusetzen. Nach einigen weiteren
Bemerkungen über die auswärtige Politik ging Spahn, anknüpfend an die Wegnahme des
Palazzo Venezia durch Italien, auf die unsichere Lage des Papsttums ein, dessen Ent
fernung aus Rom die freimaurischen Gegner betrieben. Ueber Neuorientierung wollte er,
weil ja die Pläne des Reichskanzlers noch nicht klar seien, nicht sprechen, aber dem einen
Satz: „Freie Bahn für alle Tüchtigen!" stimme er und seine Partei zu.
Nach ihm sprach Scheidemann (Soz.) klug und klar in neuen Wendungen über die
alte Auffassung seiner Freunde, daß der Krieg kein Eroberungskrieg sei. Er ging scharf
auf die Mißftände des Belagerungszustandes und die Ungerechtigkeiten der Zensur ein,
kennzeichnete das Treiben gegen den Reichskanzler, das von der Zensur nicht ergriffen
werde und das seinen Urhebern auch keine Präventivhaft zuziehe, unter Widerspruch
der Rechten durch einige Zitate und entwickelte dann ein demokratisches Programm:
den Kampf für Freiheit und Recht! Die Zeit der mittleren Linie sei vorüber.
Der nationalliberale Abgeordnete Bassermann erwiderte dem Vorredner, daß er den
Kriegswillen Englands unterschätze, und daß er die früheren Reden des Kanzlers nicht als
eine Absicht aus Annexionen deuten dürfe. Den Tauchbootkrieg erwähnte der nationalliberale
Führer nur nebenbei mit den Worten: daß jedes wirklich taugliche Kriegsmittel gegen
England angewendet werden solle, wie der Reichskanzler gesagt habe, decke sich mit den