Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

8 Das Deutsche Reich während d e s fü n f t e n K ri e g s h a l b j a h r es 
worden. Die Leitung der vom Präsidenten des KriegSernährungSamts eingerichteten Reichs 
hülsenfrucht stelle übernahm der bayerische Bezirksamtmann Lohr. 
19. November 1916. 
Der Geheime Obermedizinalrat Professor'Dr. A b e l, Direktor des Hygienischen Instituts der Uni 
versität Jena, erklärte seinen Austritt aus dem Beirat des Kriegsernährungsamtes. 
Dazu erfuhr das „Berliner Tageblatt" (21. XI. 16) von amtlicher Stelle: „Der Rücktritt des 
verdienten Gelehrten ist daraus zurückzuführen, daß er auch im Beirat des KriegSernährungSamts an 
dem Standpunkt festhielt, den er auch bei einem im Aufträge des Hygienischen Instituts der Universität 
Jena im dortigen „Medizinischen Kollegium" gehaltenen Vortrag vertreten hatte, nämlich daß es auf 
die Dauer unmöglich sei, mit einer Fleischration von 250 g für den Kopf und die Woche auszukommen, 
zumal ja auch andere eiweißhaltige Nährstoffe nicht mehr in genügender Menge zur Verfügung stünden. 
Insbesondere verlange die Leistungsfähigkeit der Industriearbeiter eine Heraussetzung der Ration, 
wenn die Nahrungsmittelzufuhr mit dem Kräfteverbrauch in Einklang gebracht werden solle. Geheimrat 
Abel hatte in seinem Vortrag und danach auch im Beirat deS Kriegsernährungsamis aus diesem 
Grunde die Einführung eines landwirtschaftlichen Produktionszwanges gefordert, der bekanntlich von 
allen Sachverständigen als undurchführbar abgelehnt wird. Im übrigen war der Beirat des Kriegs 
ernährungsamts übereinstimmend der Meinung, nicht nur daß der landwirtschaftliche ProduktionS- 
zwang unmöglich, sondern daß auch eine Erhöhung der Fleischration, zurzeit wenigstens, ausgeschlossen 
sei, da auch daS KriegSernährungsamt nicht mehr geben könne, als tatsächlich zur Verfügung steht." 
Professor Dr. Abel selbst hat in einem Briefe, der vom KriegsernährungSamt bekannt ge 
geben wurde (30. XI. 16), nach einem Hinweis auf die geringe Inanspruchnahme seiner Mitarbeit und 
die Nichtbeachtung der von ihm gegebenen Anregungen u. a. erklärt: „Unmittelbar gezwungen, meinen 
Austritt zu erklären, werde ich aber dadurch, daß ich nach gewissenhafter Ueberzeugung die Art und 
Weise, wie daS Kriegsernährungsamt seine Aufgaben auffaßt, und die Maßnahmen, die es getroffen 
hat, in vielfacher Hinsicht nicht nur als verfehlt, sondern geradezu alS gemeinschädlich und volks 
feindlich erachten muß. Ich unterlasse es, auf Einzelheiten einzugehen, weil ich mir bei der Ver 
schiedenheit der grundsätzlichen Anschauungen keinen Erfolg von ihrer Erörterung verspreche. Ver 
kennen will ich nicht, daß die immer unbefriedigender werdenden Zustände ihre Ursache zum Teil 
in dem passiven Widerstand, der Verständnislosigkeit und Schwächlichkeit der ausführenden Behörden 
haben. Aber daß große Teile der Bevölkerung heute in Wahrheit unterernährt werden, während 
andere Teile, auch unter der feindlichen Bevölkerung in den besetzten Auslandsgegenden, sowie ein 
großer Teil der Kriegsgefangenen mehr haben, alS sie brauchen; daß der Mittelstand systematisch 
zugrunde gerichtet wird; daß jüdische Gaunerei und agrarische Habsucht das Volk in unerträglicher 
Weise auspowern; daß infolgedessen immer schärfere Erbitterung weite Kreise erfaßt und auf ge 
waltsame Entladung zum Schaden des Staatsganzen hindrängt, — alles das ist im wesentlichen 
Schuld des Kriegsernährungsamt?, das, nicht nach meiner Meinung allein, sich seinen Aufgaben in 
keiner Weise gewachsen gezeigt hat. . ." 
Wechsel in der Leitung der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes 
20. Oktober 1916. 
Es wird gemeldet: Der Leiter der Presseabteilung deS Auswärtigen Amtes oder der „Nachrichten 
abteilung", wie sie auch öfter genannt wird, Ministerialdirektor Wirkt. Geh. Legationsrat Dr. Harn- 
mann, tritt in absehbarer Zeit zurück; Major Deutelmoser, der Chef des Kriegspresseamts, 
scheidet aus dem militärischen Dienst aus und soll, nachdem er sich in dieser Abteilung unter der 
Leitung Hammanns mit dem Dienst vertraut gemacht haben wird, deffen Nachfolger werden. 
„Die sogenannte Presseabteilung deS Auswärtigen Amtes, deren Leiter gleichzeitig 
auch in engster persönlicher Verbindung mit dem Reichskanzler steht, ist," wie die „Frankfurter 
Zeitung" (21. X. 16) schrieb, „ausgenommen eine kurze Zeit, wo Kiderlen-Wächter als Geh. Lega 
tionsrat die Geschäfte wahrnahm, niemals von zünftigen Diplomaten geleitet worden, obwohl in ihr 
solche Diplomaten arbeiteten, die dann später in der Konsular- oder diplomatischen Karriere weiter 
vorwärts kamen. Wenn wir uns recht erinnern, so war der erste Chef der Preffeabteilung Pro 
fessor Dr. v. Aegidi. Der war seines Zeichens Staatsrechtslehrer, Dozent in Göttingen, Pro 
fessor in Erlangen, dann Publizist, namentlich in der Aera des Ministeriums Hohenzollern-Auers 
wald, dann wieder Professor der Rechte in Bonn. Er wurde nach dem Krieg von 1870 durch
	        
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