Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

320 Aus Persien, aus Afghani st an und aus Marokko 
Nachrichten aus Afghanistan 
In der Sitzung des englischen Unterhauses vom 29. November 1916 gab der Staats 
sekretär für Indien, Mr. Chamberlain, auf eine Anfrage über eine deutsche Mission 
nach Afghanistan eine Erklärung ab, in der er u. a. ausführte: 
„Im Frühjahr 1915 beschloß die deutsche Regierung, eine Mission nach Afghanistan zu senden, 
.und zu diesem Zwecke wählte sie auS einer Anzahl indischer Anarchisten (!) in Berlin einen jungen 
Gutsbesitzer auS der Provinz Oudh auS. Dieser Mann brach in Begleitung einiger deutscher Offi 
ziere, einiger Türken und eines anderen indischen Anarchisten, eines Muhammedaners, auf. Der 
oberste deutsche. Offizier, Leutnant v. Hentig, war der Ueberbringer eines Briefes deS deutschen 
Reichskanzlers an den Emir von Afghanistan (vgl. XI, S. 342), in dem dieser ersucht wurde, dem 
angeblichen Radscha Anweisungen zu geben, wie Indien am besten von der englischen Tyrannei befreit 
werden könnte, v. Hentig wurde außerdem beauftragt, dem Emir wichtige Enthüllungen über die 
Beziehungen zu machen, die sich, wie die deutsche Regierung hoffte, in Zukunft zwischen Afghanistan 
einerseits und Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Türkei andererseits entwickeln würden. Die 
Mission brach von Persien auf, und eS gelang ihr, indem sie in kleinen Abteilungen reiste, im vor 
letzten Sommer nach Afghanistan zu kommen. Bei ihrer Ankunft wurden die Mitglieder der Mission 
angehalten und möglicherweise gegen Ende deS JahreS 1915 nach Kabul gebracht." 
„Wir haben Grund zu glauben", fuhr Chamberlain fort, „daß der Emir und sein Volk diese Deut 
schen und die indischen Abenteurer, von denen sie begleitet waren, rasch nach ihrer wahren Bedeu 
tung eingeschätzt haben. Es ist wahr, daß das Eingreifen der Türkei unter deutschem Einfluß gewiffe 
Komplikationen geschaffen und Seine Majestät (gemeint ist der Emir von Afghanistan) in eine äußerst 
schwierige Lage gebracht hat. Aber bei Ausbruch des Krieges gab Seine Majestät dem Vizekönig 
von Indien die feierlichsten Versicherungen seiner Absicht, die Neutralität seines Landes zu wahren 
und mit großer Genugtuung erkenne ich im Namen der Regierung die Loyalität an, mit der der 
Emir sein gegebenes Wort gehalten hat, das dem wahren Moslem geheiligt ist wie unS selbst." 
„Der Emir", so schloß der Staatssekretär, „hat die Mission im Mai 1916 entlassen. ES liegt nicht 
im öffentlichen Interesse, festzustellen, was aus den verschiedenen Mitgliedern geworden ist; aber 
einige von ihnen sind, nachdem sie Afghanistan verlassen haben, von den Ruffen und Engländern 
gefangen genommen worden. Die Besitzungen deS erwähnten indischen Gutsbesitzers sind durch die 
indische Regierung sequestriert worden. Uebrigens waren vom deutschen Kanzler auch an eine An 
zahl regierender Fürsten in Indien Briefe gerichtet worden." 
Der Legalionssekretär Dr. Werner Otto v. Hentig hat seine abenteuerliche Expedition 
durch Vorderaflen, Persien, Afghanistan, quer durch Chinesisch-Turkestan und durch die 
Wüste Gobi nach seiner glücklichen Rückkunft in seinem Buche „Meine Diplomaten- 
fahrt ins verschlossene Land" (Ullsteins Kriegsbücher) anschaulich geschildert. 
Nachrichten aus Marokko 
Nach amtlichen Meldungen und ergänzenden Mitteilungen 
21. September 1916. 
Aus einer Marokko-Korrespondenz des „Temps" ist ersichtlich, daß die Franzosen im Laufe des 
Sommers zahlreiche militärische Unternehmungen in ganz Marokko vor allem gegen die längs des 
Atlasgebirges wohnenden aufständischen Stämme unternehmen mußten. 
25. Dezember 1916. 
General Gouraud traf in Rabat ein und stattete dem Sultan einen Besuch ab. 
15. Januar 1917. 
Nachdem die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika daS französischeProtektorat 
über Marokko anerkannt hat, ließ sie dem französischen Botschafter in Washington mitteilen, sie 
habe sich trotz deS europäischen Konflikts zu ihrem Schritt bestimmen lassen, um dem Wunsch der 
französischen Regierung und des französischen Volkes zu entsprechen, für welche beide, Regierung und 
Volk der (damals noch „neutralen") Vereinigten Staaten eine bewährte und 
aufrlchrige Freundschaft empfänden.
	        
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