Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

V o m türkischen Parlament 
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Die Rede Halil Beis war die Antwort auf die Frage eines Abgeordneten, ob 
die Kaiserlich ottomanische Regierung infolge der Ausweisung der Gesandten der Türkei 
und der verbündeten Länder aus Athen entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen habe. 
Der Minister gab zunächst eine Darstellung von der Besetzung von Saloniki durch die 
Entente und der völkerrechtswidrigen Ausweisung der Konsuln der Mittelmächte, erörterte 
sodann eingehend die Gewalttaten der Entente in Griechenland und fuhr fort: 
„Admiral Fournet hat unter den Augen des Königs und der hellenischen Regierung den ver 
bündeten Gesandten mitgeteilt, daß sie bereit sein müßten, die griechische Hauptstadt zu verlassen. 
Er machte dabei den lächerlichen Vorwand geltend, daß unsere Gesandten Spionage gegen die 
Entente trieben, daß diese Beweise dafür habe und demgemäß die Anwesenheit der Gesandten der 
Entente schädlich wäre. Unsere Gesandten wandten sich nach Empfang dieser seltsamen Mitteilung 
an die Regierung und den König von Griechenland, die lediglich ihr Bedauern aussprechen konnten. 
Andererseits hat der griechische Gesandte in Konstantinopel in einer amtlichen Mitteilung an uns 
erklärt, daß Griechenland sich in einer ungewöhnlichen Lage befinde, die es verhindere, eine ebenso 
einfache wie in völkerrechtlicher Hinsicht wichtige Pflicht zu erfüllen, daß aber Griechenland, daS 
nach wie vor freundschaftliche Beziehungen zur Türkei unterhalte, hoffe, die Türkei werde diese un 
gewöhnliche Lage Griechenlands in freundschaftlicher Weise würdigen. Wir haben denn auch 
natürlich die Gründe der höheren Gewalt, der Griechenland preisgegeben ist, anerkannt und ein 
stimmig beschlossen, die griechischen Gesandten, die bei unserer und den verbündeten Regierungen 
beglaubigt sind, nicht auszuweisen. Wir begnügten uns damit, gegen dieses Vorgehen, das sich 
den übrigen von der Entente begangenen Gewalttätigkeiten anreiht, Einspruch zu erheben. DaS 
Beispiel Griechenlands ist bezeichnend und beweist, daß die Entente sich keine Skrupel macht, daS 
Völkerrecht und daS Recht der Neutralen ihren eigenen Jntereffen hinzuopfern. 
Wenn die Entente in dieser Weise gegen Griechenland handelt, das sie einst so verhätschelt hat, 
und deffen König mit den Herrschern Rußlands und Englands verwandt ist, so können wir uns 
vorstellen, was die Entente im Falle unserer Neutralität gegen uns unternommen hätte, um so 
mehr, als unsere Lage wegen der Meerengen, die die sichersten Verbindungswege für unsere Feinde 
bilden würden, mit der Griechenlands enge zusammenhing. Andererseits muß man sich die politische 
Lage unserer Länder vor dem allgemeinen Kriege vorstellen. Infolge der Niederlage im Balkan 
kriege herrschte in Europa die Idee vor, daß die Türkei ihre politische Stellung nur dank ihrer 
Armee gerettet hätte, die jedoch im Laufe eines dreißigjährigen Despotismus den moralischen Halt 
verloren habe, so daß sie nicht mehr als ernst zu nehmende Kraft anzusehen sei, und daß man 
deshalb daran denken müsse, die schönen Gebiete der Türkei zu verteilen. Man besprach sich bereits 
zu diesem Zwecke, und die Unterhandlungen hatten schon begonnen. Mahmut Schefket Pascha und 
seine Amtsgenossen waren der Ansicht, daß die Niederlage eine zufällige gewesen sei, daß die 
Armee nichts von ihrer Kraft und ihrem Heldenmute verloren habe, und daß man trotz der 
traurigen Ereigniffe das Land retten und ihm seine frühere Größe wiedergeben könne. Von dieser 
Ueberzeugung geleitet, nahmen Mahmut Schefket Pascha und seine Kollegen an den Verhandlungen 
teil; sie sandten Missionen nach Europa, um wirtschaftliche Erleichterungen zu erlangen und das 
Gleichgewicht des Staatshaushalts herzustellen. Bekanntlich haben diese Verhandlungen zwischen 
den europäischen Mächten, an denen die Regierung teilnahm, tatsächlich auf die Schaffung von 
Einflußzonen abgezielt, die jeder Staat für den Fall der Teilung der Türkei beanspruchte. Die 
Pläne, die diese Staaten zu diesem Zwecke ausgearbeitet hatten, waren geeignet, eine allgemeine 
Katastrophe für Europa heraufzubeschwören. Das war die Lage zu Beginn des Krieges, die auch 
die innere Lage beeinflußte. Einige Persönlichkeiten, die gewissen osmanischen Nationalitäten an 
gehören und sich als Vertreter ihrer Stammesgenoffen ausgaben, reisten in Europa umher, um 
eine Einmischung herbeizuführen und die Sympathien, die uns von einzelnen Mächten entgegen 
gebracht wurden, abzuschwächen. Während sich diese Vorkommnifle abspielten, stand die Türkei 
angesichts des allgemeinen Krieges. Ich persönlich war überzeugt, erstens daß die Türkei sich mit 
aller Kraft denjenigen anschließen müffe, die den Krieg gegen Rußland, unseren überlieferungs 
mäßigen, geschichtlichen Feind, unternommen haben, und daß sie um jeden Preis die Herrschaft 
Rußlands über Europa verhindern müffe, die im Falle eines russischen Sieges gewiß wäre. Heute 
ist unser Land im Verein mit den Mittelmächten imstande, die Vorherrschaft der Moskowiter und
	        
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