Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

D i e Ereignisse in Aegypten 
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Von den östlichen Vorstädten Kairos fiel besonders Neu-Heliopolis mit seinen modernen 
Palästen und herrlichen Anlagen auf; schnell wurde die Stadt — eine Gründung des 
Königs der Belgier — photographiert, ebenso die großen Standlager nördlich und süd 
lich der Vorstadt. In diesen Ausbildungslagern der Söldner Englands herrschte nur 
wenig Leben. 
Infolge der schwachen Belegung der aus hunderten von festen Schuppen bestehenden 
Lager sparten wir unsere Bomben. Auch der Flugplatz bei Neu-Heliopolis lag wie aus 
gestorben da, kein Flugzeug war außerhalb der Hallen zu sehen. Somit war der riesige 
Hauptbahnhof mit seinen großen Nebenanlagen das lohnendste Ziel für unsere Spreng 
bomben. 
11.40 Uhr vormittags waren wir senkrecht über den östlichen Häusern der eigentlichen 
Stadt. Der Bahnhof wurde bei schwachem Gegenwind angeflogen und — eine Bombe 
nach der anderen verließ das Flugzeug. 
Weiter ging es in westlicher Richtung direkt aus die Gizeh.Pyramiden zu. Die Sphinx, 
das Pyramidenhotel und andere Einzelheiten wurden deutlich erkennbar; auch hier 
nördlich der Pyramiden, befanden sich ausgedehnte Lager. Ueber der Nilbrücke machte 
unser Flugzeug eine stolze weitausholende Kurve, inzwischen wurden Aufnahmen von 
den Pyramiden, der Nilbrücke, dem Bahnhof und der eigentlichen Stadt gemacht. Um 
12 Uhr mittags flogen wir mit genau östlichem Kurs über das Araberviertel Kairos in 
Richtung auf Suez fort. 
Noch lange weilten unsere Blicke auf Kairo mit seinen Moscheen, Neu-Heliopolis mit 
seinen Prachtbauten, aus den Pyramiden am Westuser des Nils; gleichzeitig suchte jeder 
mit scharfen Augen nach feindlichen zur Abwehr gestarteten Flugzeugen. Kein Vickers, 
kein Avro zeigte sich, der Bombenangriff schien auch den Fliegern in Neu-Heliopolis 
überraschend gekommen zu sein. 
In schnellem Fluge mit Rückenwind näherten wir uns gegen 12 Uhr 45 Minuten nach» 
mittags wieder dem Kanal im Norden der Stadt Suez, absichtlich einen anderen Rück 
weg wählend, um den Verkehr im Kanal selbst, im Hafen Port Taufik und aus der 
Reede von Port Ibrahim festzustellen. Die Nerven waren bis aufs äußerste gespannt, 
in der bestimmten Erwartung, daß die alarmierten englischen Flugzeuge versuchen würden, 
uns beim Ueberfliegen des Kanals den Rückweg abzuschneiden. Aber stehe da, öde und 
verlaffen lag der Flugplatz von Suez in der Mittagshitze, beide Zelte der dort statio 
nierten Flugzeuge waren geschloffen, nichts deutete darauf hin, daß ein Flugzeug gestartet 
war. Entweder waren die Mitglieder des Royal-Flying-Corps vom Sonntagsausflug 
nach Kairo noch nicht zurückgekehrt oder der Fliegeralarmdienst hatte nicht funktioniert. 
Denn um 1 Uhr nachmittags waren wir bereits 3% Stunden hinter der englischen Front 
und über 2 Stunden westlich des Suez-Kanals gewesen. Um 1 Uhr 20 Min. nachmittags 
wurde der Kanal hart nördlich Suez, ungestört durch Abwehrfeuer und feindliche Flieger, 
überflogen; wir sahen uns getäuscht in der Annahme, daß von den Flugplätzen Kantara, 
Jsmailia und Suez Flugzeuge zu unserer Verfolgung oder Sperreflieger am Kanal ge 
startet wären. 
Erst als wir das Magaragebirge und damit unsere Vorposten erreicht hatten, sah 
man die Blitze einer Signallampe in Richtung aus uns aus einem feindlichen Zeltlager 
aufleuchten; vielleicht waren noch in letzter Minute Flugzeuge hinter uns hergeschickt, 
die mit Funkentelegraphie geleitet wurden. Um 4 Uhr nachmittags landeten wir glatt 
im Heimathafen. 
Der englische Heeresbericht meldete am nächsten Tage: „Beim Luftangriff auf Kairo 
am 13. November wurden 16 Personen getötet, 38 verwundet. Der Materialschaden 
ist gering."
	        
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