Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

270 Der türkische Krieg während des fünften Kriegshalbsabres 
General Maudes Leitung in Gang setzte, unter ungleich besseren Bedingungen, als 
dies unter seinen Vorgängern der Fall gewesen ist. 
Die restlose Abwehr der britischen Entsatzversuche ist den Türken seinerzeit wesentlich 
dadurch geglückt, daß sie sich, ähnlich den Kontravaklationslinien früherer Belagerungen, 
zu beiden Seiten des Tigris starke befestigte Vorstellungen geschaffen halten, mit denen 
das zwischen Sumpf und Strom besindliche, einzig benutzbare Vormarschgebiet versperrt 
'werden konnte. Das waren die Positionen von Sanna-i Jat und Es-Sinn (vgl. die 
Karte XVII, S. 43), von denen die letztere auf dem rechten Tigrieufer vom Strom 
bis zu dem ihm von Süden zufließenden und bei Kut einmündenden SchaW el-Hai reichte. 
Bevor den türkischen Stellungen um Kut beizukommen war, wollten daher zuerst diese 
befestigten Linien überwältigt sein. Das scheint sich nun dadurch leichter gestaltet zu 
haben, als die Türken, nach den englischen Berichten zu schließen, die Sauna i-Jat- 
Position nur noch auf dem linken Stromufcr hielten und die Es-Sinn^ Stellung auf. 
gegeben hatten, was damit zusammenhängen mochte, daß General Maude seinen Vormarsch 
gegen Kut nicht nur aus östlicher Richtung längs des Tigris angesetzt hatte, sondern 
auch aus südlicher Richtung, dem Schatt-el-Hai entlang.* In dieser Richtung besetzten 
britische Sireitkräste am 11. Januar die Stadt Hai, säuberten bis zum 21. Januar 
das rechte Ufer des Tigris von Kut-el-Amara stromabwärts und drangen in den Kämpfen 
vom 27. bis 29. Januar 1917 in die türkischen Linien ein. 
Diese Verlegung einer gewissen Masse von strategischer Energie aus türkische Kriegs 
schauplätze durch England ging, so meinte Major Franz Karl Endrcs in der «Frank 
furter Zeitung" (21.1. 17) wohl „von dem Gedanken aus, diesen Bundesgenossen Deutsch 
lands für alle Fälle zu schädigen, um Kompensationsobjekte zu gewinnen, deren volle 
Bewertung beim Friedensschluß durch Deutschland man zufolge seiner moralischen Be 
ziehungen zur Türkei ohne weiteres annimmt*. Doch soll daneben nicht verschwiegen 
werden, daß die britischen Erfolge am Kanal wie in Mesopotamien sicherlich mehr 
den Engländern selbst als der Entente zugute kamen. 
Die Kämpfe im Kaukasus 
Vom I.AugustI-16 bis Ende Ianuar!9I7 
Chronologische Uebersicht nach den Meldungen des türkischen Hauptquartiers 
Die wichtigeren amtlichen russischen Meldungen sind beigegeben. 
2. August 19,6. 
In den Abschnitten von BitliS und Musch schwache örtliche Feuerkämpfe. Vom Feinde seit 
5 Tagen mit 7 Regimentern Infanterie, 4 Regimentern Kavallerie und über 30 Kanonen und Haubitzen 
hartnäckig ausgeführte Angriffe gegen unsere vorgeschobenen Stellungen, die einen nach Nordosten 
gerichteten Vorsprung im Abschnitte von Ognott bilden und von einer ganz geringen Streitmacht 
verteidigt wurden, wurden bluiig abgeschlagen. Der Feind hatte während dieses Kampfe- über 
3000 Tote. Unsere Verluste sind verhältnismäßig sehr gering. 
Am 1. August morgens griff der Feind mit herangeführten Verstärkungen nach einer sieben- 
stündigen Beschießung von neuem diese Stellungen an und erlitt wiederum außerordentliche Ver 
luste. Unsere vorgeschobene Abteilung wurde, da ihre Anwesenheit in dieser Stellung für nutzlos 
gehalten wurde, in ihre ein wenig rückwärts gelegenen Stellungen zurückgezogen. Im Zentrum und 
auf dem linken Flügel an der Küste keine bedeutende Kampfhandlung. Die vom Feinde entfaltete 
Tätigkeit, um namentlich nach Westen von Erzingian vorzurücken, war vollständig fruchtlos. Die 
Ortschaft Kaleburun westlich von Bolathans wurde vom Feinde besetzt. 
3. August 1916. 
In den Abschnitten von Bitlis und Musch keine Veränderung. Sin Angriff, den die Russen 
gegen einen Teil unserer Stellungen im Abschnitt von Ognott, etwa 80 1cm südlich Erzerum 
unternahmen, wurde zum Stehen gebracht und von unseren Streitkräften zurückgewiesen.
	        
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