Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Zusammenfassende Darstellung 
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eines arabischen Königreiches geführt, sondern ihre Schatten auch in Gestalt von Wider 
setzlichkeiten bis nach Syrien geworfen. Möglich kann auch sein, daß die an die gali- 
zische und die rumänische Front gemachten Detachierungen von türkischen Divisionen die 
Schlagkraft der syrischen Armee in ungünstiger und lähmender Weise beeinflußt haben. 
Die Engländer aber begnügten sich nicht damit, die Türken zurückgetrieben zu haben. „Sie 
zogen", wie Major du Bois in der „Neuen Zürcher Zeitung" (28.III. 17) schrieb, „vor, auch 
die Gefahr einer Ueberrumpelung vom Kanal möglichst abzuwenden, und organisierten 
sich zu diesem Zweck methodisch. Hinter den die Türken längs des Meeres verfolgenden 
Truppen befestigten sie alle wichtigen Punkte und bauten außerdem in aller Eile vom 
Kanal aus gegen Syrien eine Normalspurbahn. Sie konnten das um so leichter, als 
sie das Meer beherrschten und diese Linie nur sehr schwer von der Wüste aus angegriffen 
werden konnte. Ende November 1916 waren die Engländer dank ihrem methodischen 
Vorgehen bis El Arisch, 160 km östlich des Kanals, vorgedrungen, währe, d die schwachen 
türkischen Nachhuten, den Kampf vermeidend, sich zurückzogen. In diesem Moment 
bemächtigten sich 5 bis 6 englische Kavallerieregimenter durch überraschenden Angriff 
El.Arischs. Weiter vordringend erreichten sie Rasa an der ehemaligen türkisch ägyptischen 
Grenze, wo ihr Marsch stockte infolge des starken Widerstandes der Türken, die das 
Gros ihrer auf dem Rückzug befindlichen Truppen nicht dem Meer entlang, sondern 
nach dem Innern der Sinaihalbinsel und besonders in der Richtung von Hafir, dem 
Endpunkt ihrer Eisenbahn, dirigiert hatten, bis wohin die Engländer nicht gelangen 
konnten. Wenn der englische Vormarsch dem Meer entlang leicht gewesen war, so 
änderte sich dies im Innern der Wüste, wo die fehlenden Wege, der Wassermangel und 
der bewegliche Sand ihnen große Schwierigkeiten bereiteten. Für die Türken war die 
Lage im Gegenteil jetzt besser, denn je mehr sie sich ihrer Eisenbahn näherten, desto leichter 
gestaltete sich ihr Nachschub. Die Lage Anfang Februar 1917 war hier demnach ungefähr 
folgende: Die Engländer hielten den Küstenstrich bis nahe an die ehemalige türkisch 
ägyptische Grenze, wo die Türken ihnen ernsten Widerstand entgegensetzten. Im Innern 
der Sinaihalbinsel hielten diese dank ihrer Bahn noch einen Teil des alten ägyptischen 
Territoriums besetzt und bedrohten zugleich die rechte Flanke der Engländer, die ihren 
Vormarsch längs der Küste nicht fortsetzen konnten, bis sie die Türken von ihre« 
Stellungen im Innern zurückgedrängt und ihre Bahn unterbrochen hatten." 
In Wechselwirkung zum englischen Vormarsch auf der Sinaihalbinsel standen die 
britischen Unternehmungen in Mesopotamien. Es war zu erwarten, daß die Kapi 
tulation von Kut (vgl. XVII, S. 79 u. 97 f.) nicht ungesühnt bleiben werde. Doch verstrich 
geraume Zeit, bis die Verwirklichung des Reoanchegedankens greifbare Gestalt annahm. 
Nach englischen Berichten begann die Revancheoperation noch im Dezember 1916. „Ihr 
scheint", abermals nach einem Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung" (4.1.17), „eine 
sorgfältige organisatorische Vorbereitung vorangegangen zu sein, ungleich sorgfältiger 
als dies bei den Vorbereitungen der Entsatzversuche der Fall gewesen ist. Man ist dabei 
zu den Grundsätzen Lord Kitcheners zurückgekehrt, die sich bei seiner Khartumexpedition 
als vollendet nützlich erwiesen haben. Man hat zuerst die rückwärtigen Verbindungen 
verbessert, ausgebaut und sichergestellt. Zu diesem Zwecke ist Basra als ausreichende 
Operationsbasis ausgestaltet worden. Zwischen dieser Operationsbasis und dem Ope 
rationsheer wurden Feldbahnen gebaut, so daß alle nötigen Transporte rascher durch 
geführt werden konnten, als dies unter den früheren Verhältnissen möglich gewesen war. 
Dann wurde die Tigrisflottille vermehrt sowie entsprechender ausgerüstet und bildete 
nun nicht nur ein aktives Kampfmittel, das vorteilhaft bei Uferwechseln zu verwenden 
war, sondern nach ein weiteres Transportmittel. Auf diese Weise arbeitete die zweite 
Expedition in Mesopotamien und besonders der Vormarsch gegen Kut, der sich unter
	        
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