Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

268 Der türkische Krieg während des fünften Kriegshalbjahre8 
mäßiger Ueberlegenheit und starker Artillerie der russischen Armee beträchtliche Erfolge, 
so daß die Bewegungen der russischen Armeen gehemmt wurden. Doch gelang es den 
Rusien mit Verstärkungen, die zum Teil flankierend auftreten konnten, den türkischen 
Gegenstoß im Raume Musch—Bitlis aufzuhalten und so die Hauptverbindungslinie ihrer 
Kaukasusarmee zu sichern. 
Dann trat verhältnismäßig Stille ein bis aus eine Wiederaufnahme der russischen 
. Offensive am rechten Flügel ihrer Kaukasusfront westlich Trapezunt in der ersten Hälfte 
des September sowie Anfang Oktober und die am 5. Oktober 1916 von den Türken ge 
meldete Vertreibung der Russen aus I späh an durch Bachtiaren, die unabhängig von 
dem Vorgehen der osmanischen Truppen operiert hatten. Während des Winters blieben 
größere Kampfhandlungen aus. Die Türken behaupteten Hamadan und die Tigrisfront, 
die Russen blieben im Besitze Hocharmeniens, konnten hingegen ihre Stellungen in Süd 
persien nicht wiedergewinnen. 
In die Ruhe an der Front des Suezkanals brachte Ansang August 1916 ein 
stärkerer türkischer Vorstoß eine bemerkenswerte Abwechslung. Er hatte sich nach Be 
richten der „Neuen Zürcher Zeitung* (23. VIII. 16 u. 22.1. 17) den syrischen Kara 
wanenweg über Bir-el-Abd, Katia, Bir-el-Nuß und Bir-el-Duweidar nach Kantara als 
Richtung genommen und sich zum Angriff zwischen diesem und dem Meere, aber auch 
südlich des ersteren entwickelt. Nach englischem Bericht verfügte diese türkische Offensive 
über ungefähr Divisionsstärke und Mitgabe von Steilfeuerartillerie, was darauf schließen 
ließ, daß es der türkischen Heeresleitung gelungen war, ihren Bahnbau schon ziemlich 
weit in das Wüstengebiet hinein zu strecken und die Transportverhältniffe in genügender 
Weise auszugestalten. Der Vorstoß ist allem nach ziemlich energisch geführt worden, 
wenn er auch schließlich mit einem Mißerfolg geendet hat. Er gewann zuerst über 
Katia hinaus in westlicher Richtung bis El Rumani und der Oase zwischen Bir-el-Nuß 
und Bir-el-Duweidar Boden. Dann gelang es aber den englischen Streitkräften, vor 
allem den hier postierten australischen Kontingenten, des Angriffes Herr zu werden, die 
Türken zu werfen und in der Richtung aus El-Arisch zu verfolgen. Wesentlich zu 
diesem Erfolg hat das Eingreifen von Flottenkräften beigetragen, die von der Bucht 
von Tina aus die türkischen Angreifer mit flankierendem Artillerieseuer zu fasten ver- 
mochten. Nach den englischen Meldungen haben die Engländer Katia wieder besetzt 
und die eigenen Postierungen östlich von Bir-el-Abd vorgeschoben, dem Gegner zudem 
starke Verluste an Mannschaft und Material zugefügt. 
Bei dieser Situation ist es dann wieder lange Monate hindurch verblieben. Wohl 
fanden ab und zu englische Tastversuche und Lufterkundungen an der Mekka-Pilgerstraße 
in der Richtung aus Nekhl statt sowie in das Gebiet, das zwischen dieser Route und 
dem syrischen Karawanenwege liegt. Aber in ihrer Vereinzelung waren sie kaum geeignet, 
in die allgemeine Lage eine gründliche Aenderung zu bringen. Auch auf der türkischen 
Seite zeigte sich wenig Bewegung. Zwar machten ihre Flugzeuge ab und zu eine kühne 
Extratour, die bis Port Said oder sonst irgendwo an den Kanal reichte. Aber man 
kam über diesen mehr sportlichen Kriegsbetrieb nicht hinaus. So bekam der anfänglich 
.und besonders von seiten der Türken zu einer Hauptsront gestempelte Kriegsschauplatz 
mehr und mehr den Charakter eines Operationsgebietes nebensächlicher Bedeutung. Auch 
von dem Bahnbau, den die Türken als Abzweigung von der nach Mekka und Medina 
führenden Pilgerbahn in die Wüste hinein unternommen hatten, und von dem man sich 
für einen Angriff auf die Suezkanalstellung viel versprach, war nicht mehr viel zu hören. 
Nicht ohne Einfluß auf diese Umformung der ursprünglichen Offenstvabstchten Dschemal 
Paschas mag die von England mit Waffen, Geld und Rat unterstützte Araberbewegung 
im Gebiete der heiligen Städte gewesen sein. Sie hat ja nicht nur zur Proklamation'
	        
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