Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Vor dem russischen Staatsbankerott 
261 
Die wichtigsten Ausgabeposten für das Rechnungsjahr 1917 stellten sich wie folgt dar: 
Am 1. Januar 1917 betrugen die unbefristeten Staatsschulden in ausländischer Valuta 
60958198 Rubel, für die bis 1918 2191385 Rubel Zinsen zu zahlen waren. Die be 
fristeten Schulden betrugen am 1. Januar 1917 2 743975038 Rubel mit einem Zinsen 
dienst von 104557804 Rubel für 1917 und einer Amortisationssumme von 2t 882332 
Rubel. Die Staatsschulden, die in Rubel zu ein Fünfzehntel Imperial (Goldwährung) 
abgeschlossen waren, betrugen Anfang 1917 unbefristet 3 265 472 285 Rubel mit 
131387 986 Rubel Verzinsung, befristet 8480 509 482 Rubel mit 430 738 335 Rubel 
Zinsen und 28 311803 Rubel Amortisation. Demnach betrugen die Staatsschulden 
insgesamt 14 540 272 995 Rubel mit 668 875 570 Rubel Zinsen und 50 194 195 Rubel 
Amortisation. Kurzfristige Obligationen der Reichsrentei zirkulierten in Rußland für 
6Vz Milliarden, im Ausland für 4179963900 Rubel. Demnach betrug die Gesamt 
schuld des russischen Staates am 1. Januar 1917 25 220 963 895 Rubel mit 
einem Zinsendienst von 669410005 Rubel. 
Dem ist noch beizufügen, daß Finanzminister Bark durch einen Erlaß des Zaren vom 
21. November 1916 ermächtigt wurde, zur Stärkung der Bestände der Reichsschatzkawmer 
eine Ausländsanleihe von 2 Milliarden Rubel (zu 3,08 Mark) aufzunehmen, daß 
am 10. Oktober 1916 ein Ukas erging, betreffs Ausgabe von 3 Milliarden Rubel kurz 
fristiger Schatzanweisungen mit der Maßgabe, daß der Gesamtbetrag aller in 
Umlauf befindlicher Schatzanweisungen 12 Milliarden Rubel nicht überschreiten dürfe, 
und daß am 31. Oktober 1916 ein kaiserlicher Ukas dem Finanzminister Anweisung zur 
Ausgabe einer neuen innern (sechsten) Kriegsanleihe mit kurzer Tilgungsfrist gab. 
Schon am 28. August 1916 hatte Finanzminifier Bark den Auftrag zur Aufnahme einer 
neuen Anleihe von 2 Milliarden Rubel zu den Bedingungen wie früher erhalten, mußte 
die Durchführung des Auftrags aber verschieben, da sich ergab, daß der größere Teil 
der beiden vorigen Kriegsanleihen noch immer in den Schränken der Emissionsbanken 
■ lag. Die neue (sechste) Kriegsanleihe, deren Einzahlungen am 15. November begannen, 
belief sich auf 3 Milliarden Rubel zu 5V 2 % verzinslich und in 10 Jahren rückzahlbar. 
Die Großbanken von Petersburg und Moskau mußten 1800 Millionen Rubel über 
nehmen, so daß für die öffentliche Zeichnung nur noch 1200 Millionen übrig blieben. 
Trotzdem mußte der Zeichnungsendtermin Anfang Januar aus den 14. Februar 1917 
verlängert werden. Unterdessen verschaffte man sich das nötige Kriegsgeld mit Hilfe 
des Artikels 87 durch die Ausdehnung des Notenumsatzes der russischen Staatsbank. 
Mitte September 1916 um 2 Milliarden und Mitte Januar 1917 um eine weitere 
Milliarde, da die Mitte Dezember 1916 eingereichte Gesetzesvorlage des russischen 
Finanzministers, nach der die Staatsbank ermächtigt werden sollte, weitere 3 Milliarden 
Rubel Noten auszugeben, von der Duma noch nicht genehmigt worden war. 
Dieses unaufhörliche ungedeckte Arbeiten der russischen Notenpreffe, diese Verschul 
dung des russischen Staates an das Ausland, dann aber auch der völlige Zusammen 
bruch der russischen Volkswirtschaft ließen mit Sicherheit einen russischen Staats 
bankerott voraussehen, der weder durch Konversionen noch durch Zahlungsstundungen 
überwindbar schien. Das hat Max Theodor Behrmann in einem Aufsatz der „Vossischen 
Zeitung" (7. II. 17) folgendermaßen dargetan: 
„Nach übereinstimmenden Angaben führender und maßgebender russischer Volkswirte 
— ich nenne beispielsweise Migulin, Oserow, Brand —ließ sich das russische National 
vermögen zu Beginn des gegenwärtigen Weltkrieges auf rund 120 Milliarden Rubel 
bewerten. Dieser Summe gegenüber standen Mitte 1914 rund 8V« Milliarden Rubel 
auswärtiger Staatsanleihen. Das letztgenannte Passivum erhöhte sich noch um weitere 
IV« Milliarden, die das Ausland in russischen Privatunternehmungen investiert hatte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.