Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

260 Rußland während des fünften Kriegshalbjahres 
medanischen Führer erklärten aber dem Großfürsten-Statthalter, ihr Volk fei schon längst 
bereit, wie die Mohammedaner aus den nordkaukastschen Gebieten und von der Wolga, 
den Militärdienst zu leisten — was natürlich die Aufhebung der gegen die Transkau 
kasier bestehenden Ausnahmegesetze zur Folge habest müßte —, eine Rekrutierung als 
Arbeitstruppen sei aber erniedrigend. Großfürst Nikolai Nikolajewitsch begnügte sich, 
von der Erklärung Kenntnis zu nehmen und die Verfügung des Zaren zu widerrufen, 
ohne daß bestimmte Anordnungen über eine Aushebung zum Heer in Transkaukasien 
getroffen worden wären. 
Vor dem russischen Staatsbankerott 
Die finanziellen Verhältnisse 
Der am 18. Oktober 1916 der Duma und dem Reichsrat vorgelegte Voranschlag des 
russischen Staatshaushalts für 1917 war nach den Angaben der „Petersburger Telegraphen 
agentur* auf der Voraussetzung aufgebaut, daß sich der Krieg durch das ganze Budget 
jahr hinziehe und balancierte mit 4078 Millionen Rubel, gegenüber 3 l /a Milliarden im 
Jahre 1914. Die verschiedenen Gesamtsummen des Budgets betrugen: Die ordentlichen 
Einnahmen 3999 Millionen, die außerordentlichen 6, insgesamt 4005 Millionen; die ordent 
lichen Ausgaben 3735, die außerordentlichen 343, insgesamt 4078 Millionen. Der Ueberschuß 
der Ausgaben über die Einnahmen in Höhe von 73 Millionen wurde durch Kreditopera 
tionen gedeckt. Die ordentlichen Einnahmen übersteigen diejenigen des Budgetjahres 1916 
um 967 Millionen. Der Ueberschuß setzt sich folgendermaßen zusammen: Neue Steuern 
394 Millionen, Mehreinnahmen aus bestehenden Steuern 106, vermehrte Erträgnisse der 
Eisenbahnbeförderung 300, andere Einnahmen 167 Millionen. Die Einnahmen aus 
Spirituosen, die 1913 ungefähr 900 Millionen betrugen, wurden im Budget 1917 nur 
noch auf 50 Millionen veranschlagt, während der Reingewinn aus diesen Erträgnissen 
nur 10 Millionen beträgt. Diese Finanzmaßnahme hat so als Einnahmequelle voll 
kommen ihre Bedeutung verloren, und ist gänzlich durch andere ersetzt worden. Im Gegen 
satz zu 1916 sind die Staatsausgaben um 431 Millionen gewachsen. Die Kriegsausgaben 
erreichten am Ende des ersten Kriegsjahres die Summe von 6087 Millionen Rubel und 
am Ende des zweiten Kriegsjahres, also am 1. August 1916 von 11640, insgesamt 
demnach 17 727 Millionen Rubel. 
Ueber die russische Staatsschuld entnahm „Rußkoje Slowo* der Denkschrift 
der Kreditkanzlei zum Budgetentwurf für 1917 nach der „Frankfurter Zeitung* (6.X.16) 
folgende interessante Zahlen: 
Im Jahre 1916 wurden in England kurzfristige Obligationen mit einem Jahre 
Laufzeit für 175,06 Millionen Pfund Sterling diskontiert, dazu kommen 114,34 Mil 
lionen Pfund, die 1915 diskontiert wurden, so daß in England Ende 1916 im ganzen 
für 388,22 Millionen Pfund russische Obligationen vorhanden waren. In Frank 
reich wurden 1916 für 490 Millionen Franken kurzfristige Obligationen realisiert; im 
ganzen waren in Frankreich 1117 Millionen Franken Obligationen vorhanden. Nach 
den Bedingungen des Uebereinkommens mit der französischen Regierung erhielt die 
russische Regierung nach Bedarf dreimonatliche Bons der französischen Staatskasse, welche 
in der Banque de France mit 5 v. H. diskontiert wurden. In Amerika wurden 1916 
die im Jahre 1915 ausgegebenen 10,2 Millionen Dollar kurzfristiger Obligationen in 
11 Millionen Dollar umgetauscht. In Japan sind kurzfristige Obligationen der 
Reichsrentei für 50 Millionen Den zu 5 v. H. auf ein Jahr befristet ausgegeben worden, 
konnten aber, nach dem „New Jork Amerikan* (18. XI. 16), nach der Zeichnung von 
den japanischen Bankiers in dem geforderten Betrage nicht untergebracht werden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.