Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

D i e innere Politik und Personalien II 245 
erhaltung gebiete ihm daS, da ihm die Westmächte, namentlich das auf Bevorzugung seiner Kolonien 
angewiesene England, keinen Ersatz für den deutschen Markt bieten könnte. Auch A. A. Polowzow, 
der Gehilfe deS Ministers des Auswärtigen (vgl. S. 235), hatte als Vertreter des Auswärtigen 
Amtes an der wirtschaftlichen Konferenz der Verbündeten teilgenommen. 
21. Dezember 1916. 
Der frühere Minister des Aeußeren, Ssasonow, wurde vom Zaren inS Hauptquartier berufen- 
2. Januar 1917. 
Der Zar hat die Zuziehung des früheren Ministers des Aeußern Ssasonow, der von seinem 
Kuraufenthalt in Sotschi im Kaukasus nach Petersburg zurückgekehrt war, zu den Beratungen deS 
Ministerrats über auswärtige Angelegenheiten angeordnet. Ferner wurde Ssasonow in einer feier 
lichen Sitzung der russisch-englischen Handelskammer in Anwesenheit deS englischen Botschafters 
Buchanan zum Ehrenoorsitzenden dieser Kammer gewählt. Wie die Petersburger Zeitungen meldeten, 
hatte Buchanan längst die Demission des bisherigen Vorsitzenden Timirjasew gewünscht, weil dieser 
nach Bekanntgabe der Beschlüsse der Pariser Wirtschastskonferenz sie in der Presse kritisiert und 
erklärt habe, daß Rußland auf einen Handelsvertrag mit Deutschland keinesfalls verzichten könne. 
3. Januar. 
Der Senator Dobrowolskij wurde anstelle des zurückgetretenen Ministers Makarow mit 
der Leitung des Justizministeriums beauftragt. Protopopow (vgl. S. 234) wurde end 
gültig zum Minister des Innern ernannt. Der Direktor der Allgemeinen Kanzlei des Finanz 
ministeriums, Wirkl. Staatsrat Chatelain, ist zum Gehilfen deS Finanzministe 
riums ernannt worden. 
„Der Sturz Makarows bedeutete zweifelsohne," so schrieb die „Frankfurter Zeitung" (4.1.17), 
„einen neuen Erfolg der Reichsduma, da mit dem bisherigen Justizminister die charakteristischste 
Gestalt des Staatsmannes verschwindet, der nach dem Gemetzel, das im Jahre 1912 die sibirische 
Polizei unter den ausständischen Arbeitern der Goldgruben an der Lena angerichtet hatte, den Mut 
fand, von der Dumatribüne herab die sprichwörtlich gewordenen Worte zu verkünden: „So war eS 
immer und so wird es auch bleiben." Diese Worte haben den damaligen Minister des Innern un 
möglich gemacht. Erst Herr Stürmer wagte es, Ende Juli 1916 Makarow aus der Versenkung 
hervorzurufen und ihm das Justizministerium zu übertragen (vgl. XVI, S. 292). Sofort erhob sich 
der schärfste Widerspruch der großen Mehrheit der Duma. Die englische Presse benutzte die Un 
beliebtheit des neuen Ministers, um bei den russischen Liberalen die alte Wahnvorstellung aufs neue 
zu stärken, daß Deutschland der „Hort der Reaktion" sei. Man schrieb nämlich Herrn Makarow die 
Urheberschaft oder mindestens die Teilnahme an der Abfassung einer Denkschrift zu, in der einige 
russische Reaktionäre dem Zaren die Notwendigkeit eines Sonderfriedens mit Deutschland nahegelegt 
haben sollen (vgl. XVI, S. 294). Nach seinem Rücktritt verblieb von den während der Minister 
präsidentschaft Stürmers ernannten Ministern, denen die Opposition den Vorwurf der „Deutsch 
freundlichkeit" machte, nur noch Protopopow im Amte." 
Nach späteren Nachrichten Moskauer Blätter war, wie die „Deutsche KriegSzeitung" (6.1.17) be 
richtete, „der Rücktritt deS Justizministers Makarow auf die gewaltsame Niederschlagung des Ver 
fahrens gegen den Schwindler und Erpresser Manassewitsch-Manuilow (vgl. S. 229 und 
235) zurückzuführen. Manassewitsch, der bekannte Gehilfe Stürmers, der wegen zahlreicher dreister 
Unterschlagungen und Erpressungen an höheren Beamten verhaftet wurde, faß gerade vor den Ge 
schworenen, alS der Allerhöchste Befehl eintraf, das Verfahren sofort einzustellen, Voruntersuchung zu 
annullieren und den Angeklagten in alle Ehrenrechte wieder einzusetzen. Der Grund der Nieder 
schlagung wird darin gesehen, daß durch die Verhandlung höchste Beamte, sogar die dem Kaiser nächst 
stehenden Persönlichkeiten, besonders aus der Umgebung der Kaiserinmutter, in skandalösester Weise 
kompromittiert wurden. Justizminister Makarow, welcher von der Intrige gänzlich ununterrichtet war, 
begab sich unmittelbar darauf zu Trepow und erbat seine Demission (vgl. außerdem S. 249)." 
5. Januar. 
Großfürst Alexander Michailowitsch wird vom Zaren zum Oberinspektor der russische« 
Luftflotte ernannt, unter Beibehaltung seines Postens als Generaladjutant. 
9. Januar 1917. 
Der Ministerpräsident und Verkehrsminister Trepow und der Unterrichts- 
miuister Graf Jgnatiew find in den Ruhestand versetzt worden. Der Senator und das Mit-
	        
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