Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

308 Italien und der Vatikan während des fünften Kriegshalbjahres 
kurs immer mehr in die Höhe treibe. Aber auch diese Schwierigkeit werde im Jahre 
1917 durch die Unterstützung des britischen Schatzamtes überwunden werden. Uebrigens 
warnte der Minister vor der Gefahr, daß die Grundlage zu einer finanziellen Abhängig 
keit geschaffen werde, die manchmal nicht weniger gefährlich sei als eine politische. End 
lich bezeichnete er es als patriotische Pflicht, überall zu sparen, damit möglichst viele 
Geldmittel dem Staat für den Krieg zur Verfügung gestellt werden könnten. 
Die Kriegsausgaben Italiens beliefen fich nach den Ausführungen Careanos in 
18 Monaten aus nahezu 17 Milliarden, eine Summe, die zwar im Verhältnis zu denen 
der andern Großmächte bescheiden erscheint, aber geradezu ungeheuer ist, wenn man in 
Betracht zieht, daß sie nach den üblichen Schätzungen ungefähr ein Fünftel des gesamten 
Nationalvermögens beträgt. Zur Deckung dieser 17 Milliarden, in denen die Kosten der 
militärischen Vorbereitung in der Neutralitätsperiode August 1914 bis Mai 1915 mit 
inbegriffen sind, haben die italienischen Sparer durch die 3 Anleihen und durch Zeich 
nung kurz- oder langfristiger Schatzbons dem Staat 10 Milliarden zur Verfügung gestellt. 
Weitere 3 Milliarden lieferte die Erhöhung der Notenzirkulation und 2V- Milliarden 
die Placierung von Schatzbons im Ausland. 
Um die weiteren Ausgaben für den Krieg, die monatlich mindestens 1 Milliarde be 
trugen und nur noch schwer durch kurzfristige Schatzanweisungen zu decken waren, auf 
bringen zu können, aber wohl auch um eine Konversion der großen Menge von kurz, 
fristigen Schatzanweisungen in langfristige Rente herbeizuführen, gab ein Erlaß vom 
22. Januar 1917 dem Finanzminister Meda die Ermächtigung zur Ausgabe einer 
vierten nationalen Anleihe, die mit 5% verzinslich, von jeder Steuer befreit 
und bis zum Ende des Jahres 1931 unkonvertierbar ist. Der Zeichnungspreis betrug 
90 o/o, die Zeichnung konnte bis zum 25. Februar 1917 erfolgen und zwar sowohl in 
Gold wie in Wertpapieren, die von einem fremden Staate ausgegeben sind. Ueber das 
Ergebnis der Anleihe wird im Kapitel über „Die wirtschaftlichen Verhältnisse Italiens 
im sechsten Kriegshalbjahr* berichtet. 
Für den Zinsendienst der neuen Anleihe wurden die Einnahmen neuer Steuern be 
stimmt. Zum fünftenmal seit dem Beginn des Krieges wurde das italienische Volk am 
1. September 1916 durch königliches Dekret mit neuen Steuern belastet. Am 15. Sep 
tember, am 12. Oktober und am 21. November 1915 hatte das Ministerium Salandra 
die Erhebung von neuen direkten und indirekten Steuern angeordnet. Wenige Tage vor 
seinem Sturz, am 8. Juni 1916, hatte es ferner den durch das Dekret vom 21. November 
1915 eingeführten Steuerzuschlag von 1 % aus alle Einkommen, die der Einkommensteuer 
unterliegen, verdoppelt und den Handel durch die Erhöhung der Stempel aus die Zoll 
urkunden und auf die Geschäftsbücher beträchtlich belastet. Alle diese Steuern sollten 
300 Millionen abwerfen, was man für ausreichend hielt zur Deckung der Zinsen der 
3 Kriegsanleihen. Die nun angekündigten neuen Steuern umfaßten eine direkte Steuer 
zugunsten der öffentlichen Unterstützung, deren Einziehung den Gemeinden überlassen 
wurde, sowie eine Erhöhung der Kriegsgewinnsteuer, ferner wurde das Verkaussmonopol für 
Zündhölzer eingeführt sowie für den Transport von Gegenständen auf den Bahnen und 
interkommunalen Tramzügen eine Stempelsteuer angeordnet, der Wechselstempel abermals 
erhöht und von der Miete von Stahlkammerfächern eine Abgabe erhoben. Der Ertrag 
dieser neuen Maßnahmen zugunsten des Schatzes wurde auf 100 Millionen geschätzt. 
Weitere Steuermaßnahmen, deren Einkünfte aus rund 200 Millionen im Jahr berechnet 
wurden, sind durch ein Dekret vom 10. November 1916 eingeführt worden. Darnach 
wurde eine Erhöhung der Abgaben auf die außerordentlichen Kriegsgewinne, die 
Schaffung einer Militärpflichtersatzsteuer, die Erhebung einer Taxe aus Parfümerien 
und medizinische Spezialartikel, die Einführung neuer Briefmarken, die Erhöhung des
	        
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