Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Die russische Sommeroffensive 1916 
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Zur gleichen Stunde wie bei Lcszniow setzte am 25. Juli 1916 auch beiderseits der von Rad» 
ziwillow nach Brody führenden Straße und Bahn der russische Hauptangriff mit dem 
Ziele Brody ein. Nach achtstündiger Artillerievorbereitung rannten um 3 Uhr morgens unter 
dem Schutz des letzten Rollens des heftigsten Trommelfeuers die ersten russischen Sturm 
reihen an. Unsere Beobachter hatten zu Dutzenden im schwersten Feuer ausgeharrt und 
die Besatzungen der angegriffenen vier Bataillonsabschnitte waren rechtzeitig zur Stelle. 
Landstürmer und Mannschaften aus der Gegend von Marmaros-Sziget schlugen sich im 
blutigen Nahkampf so tapfer, daß der um 6 Uhr morgens angesetzte Gegenangriff der 
zur Verstärkung schon früher bereitgestellten Bataillone ungarischer Heeresinfanterie vollen 
Erfolg hatte. Ein dritter russischer Angriff wurde hier zwischen 10 und 11 Uhr vor 
mittags abgeschlagen, als zur gleichen Zeit der russische Flankenangriff im nördlichen 
Nachbarabschnitt gegen Oparypsy scheiterte. Beim vierten Sturmangriff, dem wieder starkes 
Trommelfeuer vorangegangen war, drangen die Russen in einen 300 Schritte langen 
Kompanieabschnitt ein, und sofort war ein Gegenangriff wieder im Gang. Neue Re 
serven stürmten zweimal im verdoppelten Sperrfeuer und vernichteten die ein gedrungenen 
russischen Kräfte. 
Auch die zweite Nacht und der zweite Tag der Schlacht verliefen unter von 3 zu 3 
Stunden wiederholten blutig abgewehrten Angriffen der Russen mit Oesterreichern, aber 
von Erfolg belohnten Gegenangriffen. Der russische Hauptangriff versammelte hunderte 
von Geschützen und immer wieder frische Regimenter und Divisionen in dem Abschnitt 
Klckotow—Grenzzollamt—Bahn. Die österreichisch-ungarische Artillerie war unermüdlich, 
bei Tag und Nacht die russischen Reserven und die dichtgedrängten Sturmreihcn mit 
Feuer zu überschütten, und oft deckten die Motormörser die Versammlungsräume der rus 
sischen Angriffsregimenter bei Oparypsy, der Mühle von Radziwillow und dem Dorf 
Lewiatyn mit rasch einander folgenden Volltreffern zu. Nachts wurden die Leuchtpistolen 
auf der ganzen Linie heiß geschaffen, die Scheinwerfer aller Größen kämpften gegen 
einander und jede Bewegung des Feindes wurde entdeckt. 
Am 27. Juli 1916, am Morgen des dritten Schlachttages bis eine Stunde nach 
Sonnenaufgang war es fast ruhig. Dann setzte aber doppelt und dreifach das dröhnende 
Rollen russischer Artilleriemaffen ein, die nördlich Radziwillow von mehreren russischen 
Korps zusammengezogen waren. Im Schutze des Trommelfeuers waren 2 russische 
Divisionen auf der am Westufer des Siestratyn von Norden nach Süden ziehenden 
Straße Siestratyn—Oparypsy zum Sturm formiert worden. Ein gleichzeitig angesetzter 
Angriff von Norden gegen das nach Nordosten gebeugte Stellungsknie bei Klekotow 
wurde im Laufe des Vormittags dreimal abgewiesen und auch der Angriff von Oparypsy 
vermochte nicht vorwärts zu kommen, trotzdem die Russen in mehrere Grabenstücke einge 
drungen waren. So tobte hier bis 5 Uhr nachmittags der Kampf, und immer wieder war 
es die von den Verteidigungsbatterien gut unterstützte Infanterie, welche die Erfolge des 
Angriffs mit bewunderungswürdiger Aufopferung zunichte gemacht hat. Schließlich gab 
es in dem bedrohtesten Abschnitt zwischen dem Dorf Klekotow östlich der Straße Be- 
resteczko—Brody und der Höhe 228 beim Grenzzollamt Klekotowka nur noch Kämpfe 
zwischen Mann und Mann. Die in neuen Massen herangeführte russische Infanterie 
blieb in der Uebermacht und die Entscheidung fiel nach dreitägigem blutigsten Ringen 
zugunsten der russischen Heeresleitung. Der Abschnitt der Verteidiger mußte während des 
Kampfes hinter die Straße Beresteczko—Brody an die Boldurka—Südrand von Brody 
zurückgenommen werden. 
Am 27. Juli 1916, 10 Uhr nachts war die Stadt Brody von den österreichisch 
ungarischen Truppen geräumt worden; aber erst am nächsten Tag, vormittags wagten 
sich die ersten russischen Patrouillen hinein."
	        
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