Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

166 Die Ereignisse an der Ostfront im fünften Kriegshalbfahr 
angriffen ein. Am Stochod westlich Janowka dringt die Gardeinfanterie am Spät 
nachmittag des 8. August in einen längeren Grabenabschnitt. Bis in die Nacht hinein 
wogt der erbitterte Handgranatenkampf. Nach Mitternacht herrscht Ruhe. Der Ver 
teidiger hat die Gräben wiedergewonnen und schläft neben Hügeln toter russischer 
Gm deinfanteristen. Auf dem äußeisten Nordflügel — im Gelände von Smolary — setzt die 
russische Führung des I. sibirischen Armeekorps ein. Hier entspinnen sich erbitterte 
Kämpfe vom 8. bis 10. August, besonders um die Sanddünen von Zarecze. Zwischen 
8 Uhr abends und 4 Uhr vormittags zum 9. August stürmen die Sibirier mit Teilen 
der 77. Division nicht weniger als sechsmal. Ungeheuerliche Blutopfer lassen einen be- 
scheidenen örtlichen Erfolg gewinnen: einige Sanddünen auf dem linken Stocbodufer bei 
Zarecze. So endet mit dem 10. August der zweite allgemeine Angriff auf Kowel. 
Brussilows Führung kennzeichnet sich durch eine fast an Grausamkeit streifende Kalt 
herzigkeit im Opfern seiner Mcnschenmassen zur Erzwingung seiner strategischen Pläne. 
In zwei groß angelegten gewaltigen Sturmangriffen von mehrtägiger Dauer sinken die 
Sturmtruppen mit ungeheuren Verlusten zusammen. Das strategische Ziel bleibt un 
erreicht; hier und dort ein geringer örtlicher Erfolg. Das ist der ganze Gewinn. 
Weiter tobten die Kämpfe um die Dünen bei Zarecze, wo die angreifenden Truppen 
des I. sibirischen Armeekorps der 77. und 78. Division vom 28. Juli bis Mitte August 
etwa 30000 Mann eingebüßt haben mögen. Aussagen von Gefangenen sind vorsichtig 
zu bewerten. Immerhin darf aus ihnen und aus unseren eigenen Wahrnehmungen mit 
einer gewissen Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, daß die russische Führung ihren 
strategischen Mißerfolg in der Schlacht um Kowel bisher mit einem blutigen Verlust 
^5* iwn mehr als 100 000 Mann bezahlt hat. 
■ Am 12. August sollte Kowel in russischer Hand sein — „um jeden Preis". Ein er- 
hoher Preis war gezahlt. Aber Kowel blieb in unserer Hand. 
Die Schlacht bei Brody 
Vom 25. bis 28. Juli 1916 
Seit dem 16. Juli 1916 hatte die russische XI. Armee im Raume von Berestrecho die 
Offensive gegen die von der Jkwa an den oberen Styr zurückgegangenen österreichisch- 
ungarischen Divisionen mit verstärkter Kraft wieder aufgenommen, und seitdem 21. Juli 1916, 
so berichtete Werner Oplatka, der Kriegsberichterstatter der „Neuen Zürcher Zeitung" (7. 
VIII. 16), „standen die Verteidiger schon südlich Beresteczko hinter dem Styr und der moor 
artig versumpften Slonowka im Feuer der russischen Angrifssartillerie. Hier führt über 
Lesjniow südwärts die alle Straße der Tartareneinfälle. Die Reste der Tartarenschanzen 
beiderseits des „Schwarzen Weges" sind noch heute erhalten. Am 25. Juli 1916 um 
1 Uhr nachts begann im ganzen Flußabschnitt russisches Trommelfeuer und 2 Stunden 
später brandeten die eisten Jnfanteriestürme vor unsern flüchtig aufgeworfenen Stellungen 
zwischen Leszniow und Korsow am Nordrand des versumpften Tales. Die auf den 
nahen Höhen der Velika Gora vereinigten russischen Batterien begruben die Verteidiger 
in den zerstörten Gräben, die ganze Linie entlang der Slonowka mußte hinter die 
Sumpfniederung zurückgebracht und unter dem Schutz der am Nordrand des großen 
Waldes Gajdzisko bis zur Aufopferung standhaltenden Nachhuten wurde der nächste 
Flußabschnitt der Boldurka erreicht. Breite und nasse Moore liegen hier zwischen den 
feindlichen Stellungen. Deshalb richtete General Sacharow den nächsten Angriff in 
später Vormittagsstunde auf die Linie Klekotow—Oparypsy. Siarke Angriffe, die darauf 
am 27. Juli zweimal gegen Klekotow und Oparypsy zielten, konnten teilweise im Nah 
kampf abgewiesen werden. Leszniow war der erste größere Ort, den die Raffen in Nord- 
vstgalizien nach einem Jahr gewonnen hatten (vgl. die Meldungen XVI, S. 212 u. 213).
	        
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