Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Die wirtschaft!, u. soz. Organisation Deutschlands während des fünften Kriepshalbjahres 65 
Die Reichsbank leitete im Laufe des September 1916 eine große Propaganda zur 
Hebung ihres Goldbestandes ein. Der Goldbestand hatte bei Ausbruch des 
Krieges 1250 Millionen Mark betragen und war dann im fünften Kriegshalbjahre aus 
annähernd 2,5 Milliarden Mark angewachsen, aber das genügte den Anforderungen noch 
nicht, denn besonders groß war unter den damaligen Verhältnissen die Bedeutung 
des Goldschatzes der Reichsbank für die Ausgleichung der aus dem internationalen 
Handelsverkehr sich ergebenden Zahlungsverpflichtungen. Die deutschen Verpflichtungen 
überstiegen die Forderungen an das Ausland erheblich. Aber nicht nur die Gegenwart 
stellte ihre Forderungen, sondern auch an die Zukunft mußte gedacht werden. Man 
sagte sich, daß die Umstellung zahlreicher Zweige der Industrie von der Kriegs- in die 
Friedenswirtschaft und die Erweiterung zahlreicher industrieller Betriebe ganz erhebliche 
Kreditansprüche an die Reichsbank herantreten lassen würden, zu deren Befriedigung ein 
sehr erheblicher Notenumlauf erforderlich sein würde, für dessen vorschriftsmäßige Deckung 
rechtzeitig Sorge getragen werden müsse. Des weiteren müsse man darauf bedacht sein, 
die während des Krieges zur Beschaffung von Lebensmitteln und Rohstoffen im Aus 
land« aufgenommenen Kredite beim Eintritt geregelter Verhältnisse abzudecken, um da 
durch vor allem auf die Wiederherstellung normaler Devisenkurse hinzuwirken. Schließ 
lich würden auch diejenigen Industriezweige, welche auf die Lieferung ausländischer 
Rohstoffe angewiesen sind, sehr erhebliche Beträge von Gels fordern, um die Einfuhr 
von Rohstoffen zu ermöglichen. Welche Beträge hierbei in Frage kommen, erhellt daraus, 
daß allein die Textilindustrie im Jahre 1913, also im letzten Friedensjahre, Rohstoffe 
im Werte von 965 Millionen Mark eingeführt hat. Zur Erhöhung des Goldbestandes 
wollte man den Ankauf von Goldschmuck und Gold geräten aller Art zu ihrem 
reinen Goldwert über das ganze Land hin organisieren. Ueberall wurden unter Leitung 
der Verwaltungsbehörden aus den Vertretern aller Berufskreise Ehrenausschüsse gebildet, 
die die Goldsachen zum Ankauf annehmen, abschätzen lassen, ihren Wert auszahlen und 
ihn an die Reichsbank abführen sollten. Eine Beschlagnahme wurde nicht in Aussicht 
genommen. Auch an die Ablieferung der Trauringe wurde zunächst nicht gedacht. Die 
Bevölkerung beteiligte sich recht lebhaft an der Hergäbe von Goldgeräten aller Art; 
auch die kaiserliche und die anderen fürstlichen Hofhaltungen schlossen sich nicht davon 
aus. Die Reichsbank ließ eiserne Ersatzuhrketten für die abgegebenen goldenen 
herstellen, auf denen die Worte „in eiserner Zeit 1916" und „Gold zur Wehr, Eisen 
zur Ehr" aufgeprägt waren. Ende November wurden zur Beseitigung des Kleingeld 
mangels der nicht zuletzt durch allerhand Geldhamstereien hervorgerufen worden war, 
Einpfennigstücke aus Aluminium hergestellt. 
Die Verschlechterung der deutschen Währung im Auslande machte der 
deutschen Regierung nach wie vor Sorge. In welcher Weise sie sich im Jahre 1916 
in Holland entwickelt hatte, ist aus der folgenden Aufstellung zu ersehen: 
Gulden für 
100 Mark Parität 
etwa 59,25 
Mai 
29. 
44,90 
Juni 
19. 
44,17 
Juli 
7. 
43,67*/, 
„ 
31. 
44,62*/, 
„ 
21. 
43,77*/, 
„ 
10. 
43,50 
Juni 
3. 
44,45 
„ 
22. 
43,05 
„ 
11. 
43,42'/, 
„ 
6. 
44,40 
„ 
24. 
43,30 
„ 
12. 
43,37*/, 
9. 
44,20 
„ 
28. 
43,65 
„ 
13. 
43,25 
„ 
12. 
44,20 
Juli 
4. 
43,52*/, 
„ 
17. 
42,90 
— etwa L7'/„ % Entwertung der deutschen Mark. 
Aehnlich ist auch in anderen neutralen Ländern die Entwertung der deutschen Mark- 
Währung vor sich gegangen. Einen weiteren Schritt, um diesen Mißverhältnissen zu 
begegnen, unternahm eine Bundesratsverordnung von Ende August 1916, die eine all« 
Billerkrieg. XX. 5
	        
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