und die Ortschaft Collicdlo auf dem rechten Ufer, am 23. No¬
vember, hatte die Technische Kompagnie besonderen flnteil.
Zum ersten Male sollten ihre Sprengpatrouillen der stür¬
menden Infanterie Kasten durch die Drahtverhaue der feind¬
lichen Stellungen bahnen. Man wußte, daß die feindlichen
Stellungen sehr stark seien und hegte berechtigte Befürchtungen,
daß es unserer zahlenmäßig noch schwachen flrtillerie nicht
gelingen werde, in die Hindernisse Vreschen zu legen. Die
Pioniere sollten nun nach deutschem Muster, in der Pacht vor
dem veginn des Zerstörungsfeuers, Sprengiatten in das feind¬
liche Vrahthmdernis schieden und zur Explosion bringen, ver
Zeitpunkt war so angeseht, daß es dem Segner unmöglich
sein sollte, die entstandenen Tücken zu schließen.
flbgesehen davon, daß die Pioniere beim Heranschleppen
und kinschieben der Tatten in das Hindernis, sowie beim In¬
brandsehen der Zündschnur in die Kefahr Kommen mußten, im
Tichte der feindlichen Scheinwerfer und TeuchtKugeln entdeckt,
unter Leuer genommen und diesem im deckungslosen Seiände
schuhlos preisgegeben zu sein, kam noch die größere Sorge
hinzu, auch von der eigenen flrtillerie beschossen zu werden.
Pie hatte ja auf die Minute genau das Leuer zu eröffnen,
ohne Bücksicht darauf zu nehmen, ob die Sprengpatrouillen
ihre flufgabe schon erfüllt und den Vückweg in die eigenen
Steilungen angetreten haben.
Endlich konnte man sicher damit rechnen, daß die durch
den Türm der Sprengungen alarmierte feindliche flrtillerie
Sperrfeuer vor ihre gefährdeten Infanteriegräben legen
werde.
pabei waren die Italiener bekanntlich überaus hellhörig
und wachsam, wenn sie nur die geringste Bewegung im Vor¬
felde zu sehen oder zu hören glaubten, eröffneten sie sofort
das rasendste Leuer. Tlun war eine Sprenglatte ungefähr drei
Meter lang und zwölf Zentimeter breit, fluf diese wurden die
10X6 Zentimeter im Seviert messenden verlöteten Vlech-
büchsen mit kkrasit auf einen Meter Tänge eng aneinander
gereiht und so verschnürt, daß sie sich nicht verschieben
konnten. Vas ergab eine Menge von fünf Kilogramm Spreng¬
stoff für jede Tatte. Schließlich wurde die Sprengkapsel ein¬
geführt und die Zeitzündschnur befestigt, viese reichte meist
bis an das knde der Tatte.
Tin Zentimeter der Zündschnur brannte in einer Sekunde
ab. per Pionier hatte also nicht ganz drei Minuten Zeit
zurückzukriechen. Ts wurden stets zwei Zündschnüre gelegt
und gezündet, um die Sicherheit der Zündung zu erhöhen, fluch
spielte begreiflicherweise die Erregung des Menschen mit, die
ein versagen in den Vereich der Möglichkeit rückte, trohdem
man nur ausgesuchte Teute mit dieser eiserne Nerven erfor¬
dernden flufgabe betraut hatte. Ts wurden acht Spreng¬
patrouillen zu je drei Mann gebildet, per überwiegende Teil
der Teute hatte sich freiwillig gemeldet, als erster der junge
Gefreite Pichler. Teutnant Tschoner und Lähnrich Treischl über¬
nahmen die Lührung von je vier Patrouillen und erkundeten
mit den Patrouillenkommandanten bei Tage, so gut es ging,
die geeignetsten keiändestreifen, die ein leichtes herankommen
gestatteten.
flm Tage vor der Unternehmung wurden die von den Pa¬
trouillen selbst mit besonderer Sorgfalt angefertigten Spreng-
latten vom Train zu den Vaonskommanden gebracht. In der
Nacht gingen dann die Patrouillen los: per Gefreite Pichler
lag mit seinen Pionieren gegenüber dem Tunnel und der Leis-
galerie „II Termine" der Eisenbahn, die durch eine hoste Sand¬
sackmauer, bewehrt mit einigen Maschinengewehren und einer
Mitrailleuse geschuht war. Vavor lagen ein mehrreihiges
Vrahthindernis und Sruppen von spanischen Veitern.
Es gelang fast allen Patrouillen, an die Hindernisse heran¬
zukommen und die Sprengiatten zur Erplasion zu bringen,
knapp bevor das eigene flrtillerie-vorbereitungsfeuer begann.
Veim 2. Vaon, das am rechten Ufer bei Tolliceilo vorging,
hatten die Sprengpatrouillen mehr Slück, am linken Ufer
beim 1. Vaon dagegen weniger, per Gefreite Pichler war in
dem vollständig deckungslosen Terrain beim Eisenbahnkörper
nur schwer herangekommen und lag noch in einiger Ent¬
fernung vom prahtverhau, als schon unten beim Liußbett der
Vrenta die erste Explosion erdröhnte und gleich darauf andere
erfolgten, flugenblicklich reagierte der Segner: Scheinwerfer
zuckten, Vaketen zischten und Maschinengewehre hämmerten
ins Vorfeld. Pichler versuchte trohdem vorwärts zu kommen.
Er ließ seine beiden kefechrten zurück, da sie ihm nur hinderlich
waren und schob allein die Tatte vor. Brachte sie auch noch
vollständig ins Hindernis hinein und zündete. Vabei scheint
ihn aber die todbringende Kugel getroffen zu haben, denn am
nächsten Tage fand man ihn vor dem zerstörten prahtverhau
als Teiche. Von den Sprengpatrouillen ist noch der Korporal
Kehrer auf dem Vückwege gefallen, ein Pionier wurde schwer
und mehrere leicht verlebt. Uber die Vreschen hinweg stürmte
die Infanterie die feindliche Stellung und drang bis über San
Marino vor.
Vie beiden Toten der Technischen Kompagnie ruhen auf
dem Lriedhof von Tismon. vie für Pichler beantragte „Kol-
dene" wurde vom flrmeekommando in die „kroße Silberne"
umgewandelt, fluch Kehrer erhielt die „kroße Silberne" zu¬
erkannt. Ein vuhend silberne Tapferkeitsmedaillen I. und
II. klaffe kamen in kiamosa durch den Kompagniekomman¬
danten zur Verteilung, als das Vegiment im Vezember dort
retablierte. Teutnant Tschoner wurde mit dem bronzenen
„Signum Taudis" und Lähnrich Treichi mit der „Silbernen
Tapferkeitsmedaille" I. klaffe ausgezeichnet.
flls das Vegimentskommando nach Tismon verlegt wurde
und sich ln der flpotheke einrichtete, kam auch die Technische
Kompagnie in den 0rt und nahm in einem hübschen Hause
an der Straße nach vassano Quartier. Teider war dort unseres
Bleibens nicht lange, denn der Italiener nahm die Straße
unter heftiges Leuer. Selbst der flufenthait in den Kellern
wurde ungemütlich. Man wanderte daher aus und zog sich in
eine Häusergruppe am Verghang zurück.
Hier bekam der Kompagniekommandant den Befehl, über
die Vrenta eine Drücke zu bauen, um für die eigenen Steilun¬
gen eine raschere Verbindung zu schaffen, da der Umweg über
jene von vanini viel zu zeitraubend war. Es wurde darauf
Bücksicht genommen, daß der neue Übergang vom Leinde nicht
eingesehen werden konnte und stark genug sein mußte, um
Karreten und Tragtiere passieren zu lassen. Oberhalb San
Marino befand sich ein nur für Lußgeher benühbarer Seilsteg,
der leider in der Sicht des kegners lag.
Es war auf diesem schwankenden Vrücklein nur ein Ver¬
kehr bei Nacht möglich, vaher war ein der feindlichen Be¬
lästigung entzogener Übergang notwendig. In der halben
Höhe des Vrtes Tismon wurde eine Uferstelle entdeckt, die
einen nicht sehr schwierigen Bau zuließ, ver Lluß war hier
nicht allzu breit, auch die Strömung war augenscheinlich nicht
sehr stark. Va die Erkundung auf Befehl nachts gemacht
werden mußte, um ja nicht den Segner mißtrauisch zu machen
-- Llieger waren sehr häufig — waren Überraschungen nicht
ausgeschlossen.
fluch das Material durste erst im letzten flugenbiick heran¬
geschafft werden. Vas ehemalige flrtilieriedepot oberhalb
Tismon bot genügend Balken und Pfosten. Ein krämerladen
im Vrte lieferte klammern und Nägel. Teider fehlten Seile, die
man sehr gebraucht hätte. Ein italienischer Ponton wurde
gefunden, der besaß aber keine Nuder, Boote waren keine
vorhanden. Mithin eine nicht ganz einfache Sache über einen
so breiten und schnell fließenden Lluß eine Brücke, wenn auch
nur eine Tlotbrücke, zu schaffen.
4S4