uns der Vernichtung auszusehen — nicht einmal wagen die
Kopse herauszustecken, geschweige denn Kompagnien bereit¬
stellen. Ich kannte den Major Sauer persönlich noch nicht,
hatte aber gehört, er habe ruhige Verven, wer unter solchen
Verhältnissen eine Stellung nimmt, der läßt sie sich nicht so
leicht abjagen, vie gewiß stark hergenommenen Italiener
greisen nicht so rasch wieder an und wenn schon, dann lassen
sic ihre flrtillerie möglichst lange spielen. Seht hier heroben
alles schies, so geht auch der Stützpunkt ..vord" wieder ver¬
loren, daher hat zu geschehen was hier oben am zweck¬
mäßigsten ist, und das ist vorläusig die vunkelheit abwarten.
So argumentierte ich und Major Malina hatte längst die
gleiche Überzeugung gewonnen. Major Malina meldete daher
schriftlich an das Vegimentskommando, daß er jetzt den An¬
griff nicht durchsühren könne. Und dasselbe bald darauf auch
mündlich, da unsere braven lelephonisten vorübergehend die
Leitung wiederherstellen konnten, vann ging er zum Vegi-
mcntskommando. Major Schuldes wurde zum Sruppenkom-
mandanten bestimmt. Viesen traf ich in der Kaverne 39, als
ich gegen 11 Uhr bei etwas ruhigerer feindlicher flrtillerie
vachschau hielt, wie es im Laufgraben aussehe und ob der
Vpfer viele wären. Ls sah hinsichtlich der vlutopser besser aus
als ich erwartet hatte, und das war erfreulich. Vei Major
Schuldes befand sich lzauptmann v. Skala, der die beiden
Kompagnien IV/14, also die flbschnittsreserve, kommandierte.
Ich konnte dort beide Herren orientieren und kehrte wieder
zum Vaonsstandpunkte zurück. Major Schuldes konnte auch
nichts anderes tun als das zu beantragen, was Major Ma¬
lina schon getan hatte: ..Zuwarten bis zur Vunkelheit." Ver
flngriff ließ sich dann viel leichter durchführen, fllles andere
wäre Heller Wahnsinn gewesen. Vas Vegimentskommando
hatte unterdessen verfügt, daß zur Unterstützung des An¬
griffes des 1. Vaons diesem noch die 13. Kompagnie (Ober¬
leutnant flngele) und der sjandmaschinengewehrzug Leutnant
Vr. Staufer zugewiesen werde, die, während wir nach Vörden
gerichtet angingen, in der Vichtung Ost-West angreifen und
zu uns stoßen sollten, flngele und Staufer kannte ich als gute
Soldaten. Diese Unterstützung war für das Vaon wertvoller
Sewinn.
ver neuerliche flngriffsbefehl, der wieder auf 4 Uhr früh
lautete brachte mir eine angenehme Überraschung, die mir
zur Senugtuung wurde. Ls war dem vegimentskommandan-
ten Oberst v. vittorelli gelungen die lästige flrtillerieoorbe-
reitung abzuschütteln. Sott sei Vank, er hatte endlich unseren
flntrag durchgedrückt, wir waren ihm in unserem ureigensten
Interesse mehr als dankbar dafür. Vun waren wir nicht mehr
an die Minute gebunden und da der Vefehl auch vorsah, daß
sie erst auf unsere flnforderung hin zu schießen habe, war sie
gehalten sich nach uns zu richten. Zetzt konnten wir sie diri¬
gieren. wir dursten den Angriff der Kunst des Augenblickes
anpassen und kleinen Zwischenfällen, die unberücksichtigt ver¬
hängnisvoll werden konnten Vechnung tragen, kurz, uns war
die ungemein wichtige ljandlungssreiheit gegeben.
Ich erhielt das ehrenvolle Kommando über die erste fln-
griffswelle (2. und 3. Kompagnie und zwei Sturmpatrouillenj.
Vies war die Lrfüllung meiner wünsche, da ich natürlich die
Nichtigkeit meiner flnträge zu beweisen hatte. Ich konnte mir
mit einem Schlage im vegimente, aus dessen verband ich im
siugust ISIS geschieden (bis September 1917 kämpfte ich
im selbständigen vaon X/14) eine Position schaffen, ver er¬
folg mußte mir das vertrauen meiner Leute sichern und
gerade das war ausschlaggebend und verhieß sichere Sewähr
für spätere Lrfolge. fluf den Sadriele zog ich ja mit Mann¬
schaften, denen ich bis auf wenige pusnahmen ein Lremder
war. vie Vereitstellung gelang zeitgerecht. Zeitlich genug be¬
gonnen, konnte sie durch starkes flrtillerie- und Maschinen¬
gewehrfeuer nicht verzögert werden.
knapp vor dem flngriff trat allerdings ein Lreignis ein,
das eine kleine Hemmung herbeiführte. Oberleutnant flngele.
der rechts von mir angehen sollte war zu weit nach links
abgekommen und gelangte hinter meine linke Llügelkom-
pagnie. Ihm mußte ich Zeit lassen seine flusgangsstellung zu
gewinnen, va mir der Moment günstig schien wartete ich
nicht, bis sich sein letzter Mann verzogen hatte, fluch ver¬
ursachte sein Manöver einigen Lärm, so daß zu befürchten
stand gehört und dadurch verraten zu werden. Ich legte da¬
her los.
fjatte ich geglaubt im Handstreich und ohne viele Verluste
in die feindliche Linie zu kommen, so stellte sich dies als ve-
chenfehler heraus, vielleicht hatte die Verschiebung flngeles
den Zeind doch aufmerksam gemacht. Lr empfing uns mit
ziemlichem Infanterie- und Maschinengewehrfeuer, doch trat
dadurch keine Stockung ein. vies brachte den Sieg, wir
kamen in einem Zuge durch und konnten ausrollen. Harter
mußte flngele arbeiten. Lr selbst wurde durch eine Sand-
granate schwer verwundet. Seine Kompagnie kam langsamer
an die Kavernen heran. Vach das schadete nichts mehr. Ich
drückte ja schon aus der Llanke. So fiel denn Kaverne um Ka¬
verne. Ze weiter wir vordrangen, desto stärker wurde der
widerstand dieser vester. Vas sicherste Zeichen, daß man
wieder auf eines stieß, war der Lmpfang durch Maschinen¬
gewehre.
Sie standen nicht im Sraben sondern bei den Lingängen und
wurden überraschend schnell feuerbereit, flllerdings konnten
wir ziemlich nahe herankommen bis sie gegen uns zu wirken
vermochten, weil ihre eigene Srabenbefatzung und vor allem
die entlang des Srabens Flüchtenden ihren flusschuß behin¬
derten. einige Handgranaten machten sie stumm. Ls hieß, wie
in solchen Fällen immer rasch sein, waren meine Kompagnie
und die mir unterstellte 3. schon anfangs durcheinander ge¬
raten, so nahmen wir nun auch die frontal herankommende
13. auf. Sie konnte, bei unserem Flankenstoß sofort an¬
schließen. Va die 1. Kompagnie als zweite Welle mir unmit¬
telbar folgte, brauchte ich auf die Vesetzung der zuerst genom¬
menen Kavernen keine Vücksicht nehmen. Vas konnte ich be¬
ruhigt dieser überlassen, vurch das flufsaugen der 13. wurde
ich anfangs sogar immer stärker. Ze weiter nach Westen aller¬
dings desto schwächer wurde ich dann, als aus der 13. nichts
mehr zuwuchs. Vald reichte die 1. Kompagnie auch nicht
mehr aus die gesäuberten Kavernen zu besetzen. Obendrein
wuchsen die Verluste?)
Um die Kaverne 19a mußte schon sehr hart gekämpft wer¬
den. Um diese zu bekommen wäre eine tiefe Mulde zu
passieren gewesen, aus der der Sraben dann steil zu einer
sjöhe anstieg, aus der sie sich befand. Ich wußte schon, daß
Leutnant prechtl am Vortage, als er schneidig anging um
die Kavernen 18 und 19 zu nehmen gefallen, und sein fln¬
griff gescheitert war. fjatte man auch für den 12. September
einen neuerlichen flngriff aus dem Vörden angeordnet? Vas
wußte ich nicht, fluf alle Fälle hätte ich, wenn es die.Verhält¬
nisse zugelassen hätten weiter gearbeitet, bis ich auf eigene
Truppen gestoßen wäre. 17 war ja vom IV. SO besetzt. Port
befand sich mit etwa 40 Mann seines Vegimentes mein mir
nicht verwandter Vamensvetter, Hauptmann Franz kern. Ihm
hätte ich als flbschluß des ganzen Kampfes gerne die Hand
geschüttelt. Ls war mir nicht gegönnt.
Vas passieren der Mulde zwischen 19a und 19 konnte ich
nicht mehr wagen, vie Kote 332 gehörte schon uns. Mein Ziel
war erreicht. Vorüber hinauszugehen wäre wunderschön ge-
i) ft. i. d. lief, fligmüller stürmte mit fianögranate und Pistole be¬
waffnet, den Vesten der 1. Kompagnie vorauseilend und etwa 130 Schritte
vom Pberleutnant kern entfernt, gegen die feindliche Stellung. In
vollem Schwünge, S Schritte vor dem Kindernisse, warf ihn eine
italienische kandgranate nieder. Vach 12stündiger pewußtlosigkeit
erwachte er auf dem vaonshilfsplatz, betreut von Sanitätsleutnant
windischbauer. vie schweren Verletzungen führten zur Invalidität
dieses wackeren Offiziers, der schon vor dem flngriffe durch die persön¬
liche flufrechterhaltung der Verbindung mit dem Sruppenkommando
flußerordentliches geleistet hatte. Lt. fligmüller wurde mit dem
Mvk. III. kl. mit den Schwertern ausgezeichnet.
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