6algliera!
Hon Heinrich Sauer, Major und Kommandant des 2. felöbaons
Der österreidiisdie Pressebericht, vom 21. flpril 1917,
brachte folgende lakonische Meldung:
..Del Läghi, nordwestlich von flrsiero. drangen nach kurzer
flrtillerievorbereitung flbteilungen des Infanterieregiments
Nr. 14 in die feindliche Stellung ein und brachten von dort
1 Offizier und ZO Mann als Sefangene zurück.
Höfer m. p., Leldmarschalleutnant."
„'S is net viel, aber ’s freut an doch!" brummte mein
liebenswürdiger fldjutant, Oberleutnant Bauer von der Maria-
hilferstraße.
Zur Beurteilung schicke ich voraus, daß das Laghibecken,
militärisch bezeichnet die Molinostellung, eine vollkommene
Mausefalle war und für alle darin Steckenden, trat, der
relativen Buhe gegenüber anderen Örtlichkeiten das unange¬
nehme Gefühl, mit anderthalb süßen in der Befangenschast
zu stehen nie zur Buhe kommen ließ.
Südlich (also vor uns) stand der feint) in mehreren Linien
die eigene Stellung überhöhend. Im Bücken hatten wir einen
felsenwall, 1300 bis 1800 Meter hoch, über den ein kletter¬
steig. der berüchtigte vlihweg 900 Meter steil ansteigend,
führte.
Dieser Marterpfad, von der feindlichen flrtillerie bestrichen,
durch Lawinen und Steinschläge bedroht, war während des
langen Minters die einzige Derbindung mit dem ffinterlande,
daher unsere Lebensader und unter Umständen die lehte
Bettungsmöglichkeit.
Hätten die Italiener ihre immer fabelhaften flrtillerie-
munitionsmengen zur flbsperrung dieser Linie benäht, anstatt
in dem ganzen Baum herumzupfeffern, wir wären verhun¬
gert, denn die entlastende Seilbahn wurde zwar gebaut, aber
sie funktionierte nicht.
Biso, dem taktisch denkenden Soldaten war die Stellung
unheimlich, und jeder hätte ihr einen sturmumbrausten Gipfel
mit vernünftigem Bückengelände vorgezogen.
Doch nun zum Berichte:
Der für die tieferen Lagen des »irolifch-italienifchen
Brenzgebietes ganz ungewöhnlich schneereiche Winter 1918/1?
— die sogenannten ältesten Leute konnten flch an solche
Massen nicht erinnern — legte die flufklärung der Kaiser¬
jägerdivision, in deren Derbanöe das 2., 5. und 4. Baon
kämpfte lahm.
wo die Dichte und festigkeit der Schneemenge es erlaubte,
kam wohl die Polartaktik zu Lhren und ganz wundersame
lzeldenstücklein wurden vollbracht: für uns jedoch hieß es
warten.
Der sonnige Mär; 191? mit seinen hohen Mittagstempera¬
turen, und die erste Hälfte des frühlingsmäßigen flpril, ließen
an den Schneepegeln nur ein langsames flbschmelzen der
weißen Decke erkennen.
Dom 11. flrmeekommando im warmen Ltschtale kamen
immer dringendere, von den Zwischenkommanden entsprechend
verstärkte Befehle, mit den Unternehmungen zu beginnen.
Ls mangelte jede Kenntnis der Besehungsverhältnisse beim
feinde. Der Winter hatte alle eigenen Kampfhandlungen aus¬
geschlossen, und bei dem metertiefen Schnee waren natürlich
auch die italienischen Überläufer ausgeblieben, flußerdem sollte
das gerade fertig ausgebildete flrmeesturmbaon in Levico, bei
den geplanten Überfällen zum erstenmal seine Sturmpatrouil¬
len erproben.
Der Umfang der Unternehmungen war vom Höchstkom-
mando sehr bescheiden gedacht. Einige Befangene von ver¬
schiedenen frontteilen wurden als genügend bezeichnet — doch
verlangte man sicheres Belingen, um die Sturmpatrouillen
siegesgewiß zu machen, nicht abzuschrecken und der Truppe
Dertrauen zu dieser wahrhaft vorzüglichen flbteilung ein¬
zuflößen.
Zedwede Unterstühung durch eigene flrtillerie, sowie be¬
sondere Kampfmittel wurden zugesagt.
Bun begann ein Pläneschmieden und Dorschlägeunte»
breiten, wobei man die einleuchtend günstigen Derhältnisse
beim Herrn Nachbar liebevoll hervorhob.
flber ich war der Bangjüngste — und schließlich und end¬
lich wurde die einzige Möglichkeit etwas zu unternehmen
bei mir erkannt.
Die fürgewählte Linbruchstelle war zwar erkundet, aber
nun erst sehte mit der Unterstühung aller im betreffenden
Baume befindlichen Offiziere und Soldaten lebhafte Tätig¬
keit ein.
Balghera wurde die Losung. — Diesen klingenden Damen
trug die starke feindliche Darstellung, ein Weiler oberhalb
des Talortes Laghi, der, drahtumftarrt auf kahler Bückfalls-
kuppe gelegen, mit 5— 6 fjausruinen gleich kariösen Zähnen
aus der Schneemasse bleckte.