Volltext: Zwergenkalender für die Jugend und ihre Freunde 1928 (1928)

zubinden. Man klebte damals mühsam beschriebenes 
Pergament, später Druckpapier, das man für wert⸗ 
ios hielt, oder dergleichen zusammen; mitunter 
war der Einband wertvoller als das Buch, wenig— 
stens für unsere Zeit. Einst zerlegte ich einen 
solchen Bucheinband in seine Bestandteile. Was 
fand ich? Eine Lohnliste, die mit Genauigkeit 
auch verzeichnete, daß., die Urschel ein Paar Stüff el 
über den Cohn bekam“, ein Verzeichnis der ver— 
botenen Bücher vom Jahre 1618. ein Stück vom 
Kirchenkalender, der in Plakatform für die Sakristei 
bestimmt war, einen Rest von einem Choralnoten⸗ 
blatt und das Laßmännlein. Ein grober Holz- 
schnittstellte einen Mann dar, der rundherum 
mit Strichen bezeichnet war, so daß man genau 
ablesen konnte, wann und an welcher Stelle der 
Aderlaß vorzunehmen war, um den Menschen 
gesund zu erhalten. Es gab eine Zeit, da man 
sfeitens der Ärzte vom „Lassen“ nichts wissen 
wollte; heute aber sind viele Arzte wieder „für 
das Lassen“, darum hat mich das Laßmännlein, 
das nun schon 300 Jahre im Bucheinband ge⸗ 
schlummert hatte, auf einen andern Aderlaß auf⸗ 
merksam gemacht, der noch nie aus der Mode 
gekommen ist, nämlich auf ein Mittel, das nicht 
den Leib, sondern die Seele vor einem Schlag— 
anfall behütet. Dieses Mittel gehört offenbar in 
den Kalender hinein, der ja seinen vielen Freunden 
und Lesern recht glückliche Tage nicht bloß wünschen, 
fondern bringen will. Nicht wahr, jetzt bist du 
schon arg neugierig, wie denn dieses Laßmännchen 
heißt und wie denn ein geistiger Aderlaß aus⸗ 
schaut? Das will ich dir genau sagen. Du darfst 
es sogar weitersagen, wenigstens deinen besten 
Freunden: Der geistige Äderlaß. dem sich 
seder junge Mann unterziehen soll, das sind die 
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