zubinden. Man klebte damals mühsam beschriebenes
Pergament, später Druckpapier, das man für wert⸗
ios hielt, oder dergleichen zusammen; mitunter
war der Einband wertvoller als das Buch, wenig—
stens für unsere Zeit. Einst zerlegte ich einen
solchen Bucheinband in seine Bestandteile. Was
fand ich? Eine Lohnliste, die mit Genauigkeit
auch verzeichnete, daß., die Urschel ein Paar Stüff el
über den Cohn bekam“, ein Verzeichnis der ver—
botenen Bücher vom Jahre 1618. ein Stück vom
Kirchenkalender, der in Plakatform für die Sakristei
bestimmt war, einen Rest von einem Choralnoten⸗
blatt und das Laßmännlein. Ein grober Holz-
schnittstellte einen Mann dar, der rundherum
mit Strichen bezeichnet war, so daß man genau
ablesen konnte, wann und an welcher Stelle der
Aderlaß vorzunehmen war, um den Menschen
gesund zu erhalten. Es gab eine Zeit, da man
sfeitens der Ärzte vom „Lassen“ nichts wissen
wollte; heute aber sind viele Arzte wieder „für
das Lassen“, darum hat mich das Laßmännlein,
das nun schon 300 Jahre im Bucheinband ge⸗
schlummert hatte, auf einen andern Aderlaß auf⸗
merksam gemacht, der noch nie aus der Mode
gekommen ist, nämlich auf ein Mittel, das nicht
den Leib, sondern die Seele vor einem Schlag—
anfall behütet. Dieses Mittel gehört offenbar in
den Kalender hinein, der ja seinen vielen Freunden
und Lesern recht glückliche Tage nicht bloß wünschen,
fondern bringen will. Nicht wahr, jetzt bist du
schon arg neugierig, wie denn dieses Laßmännchen
heißt und wie denn ein geistiger Aderlaß aus⸗
schaut? Das will ich dir genau sagen. Du darfst
es sogar weitersagen, wenigstens deinen besten
Freunden: Der geistige Äderlaß. dem sich
seder junge Mann unterziehen soll, das sind die
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