Volltext: Praktisches Verfahren beim Taubstummen-Unterrichte

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dem Tischler. Wer hat den Tisch gemacht? Der Tischler. Was 
hat der Tischler gemacht? Den Tisch." 
Wenn der Lehrer das Passivum in vielen Beispielen mit dem 
Aktivum zusammenstellt, so wird die Bedeutung desselben dem 
Schüler nach und nach immer klarer werden. Uebrigens ist zu be 
merken, daß das Passivum für den Taubstummen immer schwierig 
bleibe, und daß er für sich selbst dasselbe nie oder doch nur äußerst 
selten anwenden werde, weil es ganz gegen den Genius seiner 
Sprache ist. Diese kann nämlich das Passivum als solches gar 
nicht darstellen, sondern sie muß den von einer Thätigkeit getroffenen 
Gegenstand immer als das leidende Objekt auffassen und andeuten; 
daher auch der Taubstumme jedesmal, so weit es nur immer mög 
lich ist, gewiß das Aktivum gebrauchen wird. 
Da nun der Schüler die Formen des Passivums für die drei 
Hauptzeiten kennen gelernt hat, so kann der Lehrer sie ihm jetzt zur 
leichteren Uebersicht in ein Schema zusammenstellen. 
Um die Begriffe von jenen Zuständen eines Seins, die von 
dem vergangenen Erleiden einer Thätigkeit herrüh 
ren, zu erzeugen, muß der Lehrer einen solchen Zustand im Ge 
gensatze zum Geschehen der betreffenden Thätigkeit dem Taubstum 
men zur Anschauung bringen. Z. B. Ich führe etwa einen Knaben — 
Franz — mit gebundenen Händen vor, und schicke mich an, einem 
anderen Knaben — Johann — die Hände zu binden, frage nach 
der Thätigkeit, die ich an diesem Knaben verrichte, und fordere den 
Schüler auf, diese.n Gedanken auszudrücken: „Du bindest den Jo 
hann." — Dann weise ich auf den Franz hin und mache auf des 
sen gebundene Hände aufmerksam, um den Schüler zu veranlassen, 
die Thätigkeit „binden" anzugeben. Hat er diese Thätigkeit ange 
deutet, so frage ich, ob ich den Franz ebenso wie den Johann 
jetzt binde; zeige, wie ich den Johann wirklich jetzt binde, weise auf 
das diesen Gedanken ausdrückende Urtheil hin: „Du bindest den 
Johann," und bestätige es als richtig. Dann mache ich aufmerksam, 
daß ich an dem Franz die Handlung „binden" nicht verrichte, und 
leite den Schüler zur Einsicht, daß dieß nicht ausgedrückt werden 
könne mit: ,,Du bindest den Franz." Nun hebe ich durch Hinwei 
sung auf die gebundenen Hände des Franz die Thätigkeit „binden" 
hervor, veranlasse den Schüler durch die Frage, ob das Binden 
jetzt geschehe, zur Angabe, daß diese Thätigkeit schon in der Ver 
gangenheit geschehen und bereits vollendet sei, was der Taubstumme 
durch das schon bekannte Zeichen der Vollendung andeuten wird,
	        
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