Volltext: Praktisches Verfahren beim Taubstummen-Unterrichte

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stellen. Da jedoch die figürlichen Bedeutungen mancher Präpositionen 
sich durch besondere Momente von einander unkerscheidcn und über 
haupt dem Taubstummen viel schwerer zum Bewußtsein zu bringen 
sind, als die eigentlichen Bedeutungen derselben, so dürfte es nicht 
überflüssig sein, das rücksichtlich jeder einzelnen jener figürlichen Be 
deutungen zu beobachtende Verfahren speziell anzudeuten. 
Wenn der Lehrer in dem Taubstummen die Vorstellung eines 
besonderen räumlichen Verhältnisses, in welchem ein Gegenstand zu 
einem anderen steht, erwecken will, so muß er: 
1) vor Allem das betreffende Verhältniß in einem sehr nahe lie 
genden und anschaulichen konkreten Falle vorführen, die an 
geschaute Thätigkeit mit ihrem thätigen Subjekte hervorheben, 
und den Schüler veranlassen, die Aussage der Thätigkeit von 
dem Subjekte in einem Urtheile auszudrücken, ohne vorerst 
noch auf das Raumverhältniß des Subjekts zu dem anderen 
Gegenstände Rücksicht zu nehmen. Z. B. Um in dem Taub 
stummen die Vorstellung des mit „a n" zu bezeichnenden Raum 
verhältnisses hervorzurufen, weise ich etwa auf ein an der 
Mauer hängendes Bild hin, frage zuerst mit „Was?" nach 
dem Subjekte, mache dann auf die Thätigkeit desselben: 
„hängen" aufmerksam und lasse die bejahende Aussage dieser 
Thätigkeit von dem Subjekte: „das Bild" in einem Urtheile 
ausdrücken, ohne vorläufige Berücksichtigung des Raumverhält 
nisses. — „Das Bild hängt." 
2) Muß der Lehrer durch.die schon bekannte Frage: „Wo?" 
auf den Gegenstand aufmerksam machen, zu dem das Subjekt 
in einem Verhältnisse steht, und diesen durch Entgegcnstellung 
anderer Gegenstände hervorheben. Z. B. Ich mache durch 
die Frage: „Wo hängt das Bild?" auf den Gegenstand: 
„die Mauer" aufmerksam und zeige, daß das Bild nicht zu 
dem Tische, zu der Tafel, zum Ofen u. s. w. sondern zu der 
Mauer in einem Verhältnisse stehe. 
3) Wenn nun auch der Taubstumme schon erkennet, daß das 
Subjekt — das Bild — zu jenem Gegenstände — die Mauer 
in einem Verhältnisse steht, so ist für ihn doch dieses Ver 
hältniß als ein räumliches, Anfangs noch ein ganz indifferentes, 
und die bloße Anschauung reicht für sich noch nicht hin, die Vor 
stellung des besonderen räumlichen Verhältnisses hervorzurufen. 
Dieß kann nur durch Vermittlung des Gegensatzes geschehen.
	        
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