Volltext: "Mitteleuropa" [92]

£V\icfyt nur eine politische Tatsache ist es, daß das Land der 
■%/%> Mitte Europas in ungeheurem Kampfe um sein Dasein und 
seine Zukunft ringt. Es ist auch der Sinn dieses Krieges, daß die 
Kultur der Mitte unseres Erdteils, die sich gleichermaßen gegen 
Ost und West scheidet, ihre Weltgeltung durchsetzt, die ihr durch 
den Überfall unserer Feinde in den Augusttagen 1914 für immer 
verkümmert werden sollte. Daß jener Angriff — und noch die gegen¬ 
wärtige Dauer des Krieges zeigt es — nur diesem Ziel gilt, war 
damals in seiner Tragweite nicht von allen Deutschen und voll¬ 
ständig erkannt worden und ist auch heute noch nicht Gemeingut 
der Nation. Denn die notwendige Folge des Angriffs unserer 
Feinde auf den Bestand der mitteleuropäischen Staaten und das 
Leben unserer Kultur müßte sein, daß jedes Mitglied der ver¬ 
bündeten Völker sich zu dem politischen und kulturellen Programm 
bekennt, das mit der Forderung nach einer politisch und kulturell 
enger geschloffenen Form Mitteleuropas erhoben worden ist. Die 
diesem Programm zugrunde liegende Idee, daß die Staaten im 
Äerzen von Europa, insbesondere Deutschland und Österreich, nicht 
bloß infolge ihrer geographischen Lage, sondern kraft der Eigenart 
des deutschen Geistes einen besonderen kulturellen Beruf in der 
Welt zu erfüllen haben, ist in ihren verschiedentlich um Aus¬ 
druck ringenden Ansätzen fast so alt wie die natürliche Lebens¬ 
gemeinschaft dieser Staaten. Oft genug ist auch die aus ihr ent¬ 
springende Forderung der politischen Einigung laut geworden, aber 
erst in der größten Gefahr, die unser eigentümliches Leben in¬ 
mitten der alten Welt jemals bedroht hat, ist es uns klar ge¬ 
worden, daß wir Völker im Lerzen Europas, zumal Deutschland 
und Österreich, nicht bloß infolge unserer geographischen Lage zu¬ 
sammengehören, sondern durch die Gemeinschaft des Schicksals zu 
einer Kultureinheit zusammengeschweißt worden sind, und daß das 
Schicksal gerade jetzt die letzten Nieten in den Verband hämmert, 
daß wir aber eben darum auch einen besonderen kulturellen Beruf 
in der Welt zu erfüllen haben. Es ist eine weltgeschichtliche Not- 
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