Volltext: "Mitteleuropa" [92]

„Das erste Ziel dieser Allianz ist kein anderes als das — 
Deutschland zu unterdrücken." 
List suchte eine Verständigung mit England und mußte 
erkennen, daß sie unmöglich war. Gebrochen kam er von Eng¬ 
land zurück und endete durch eigene Land. Zhn kostete sein 
Martyrium das Leben — so schrieb in einem Nachruf David 
Friedrich Strauß (Jahrbücher der Gegenwart, Tübingen 1847, 
S. 689). 
Auf dem Boden, den Friedrich List vorbereitet hatte, arbeitete 
Konstantin Frantz*) (1817—1891) weiter. Mit regem Sinn 
für Geschichtliches begabt, als Predigersohn von frühester Jugend 
her von der Bedeutung der Religion durchdrungen, durch per¬ 
sönlichen Verkehr mit führenden Staatsmännern, auch des Aus¬ 
lands, in seinen Plänen gereist, entwickelte Frantz ein großzügiges 
politisches System, aufgebaut auf der Idee des Föderalismus, 
zugleich auf dem mitteleuropäischen Gedanken der Vereinigung 
aller deutschen Mächte gegen Frankreich und Rußland mit dem 
Streben nach einer maritimen Ergänzung durch England. Die 
Verwirklichung mißlang, und Frantz, der eine Zeitlang im preu¬ 
ßischen Konsulatswesen tätig war, wurde einer der heftigsten 
Gegner der Bismarckschen Politik. Er wurde nicht müde, seine 
Gedanken immer wieder zusammenfassend darzustellen und weiter 
auszubauen. So entstand eine Reihe umfangreicher Schriften. 
Zn unseren Zusammenhang gehören insbesondere: Untersuchungen 
über das europäische Gleichgewicht, 1859; Die Wiederherstellung 
Deutschlands, 1865; Die Naturlehre des Staates, 1870. Stets 
arbeitet er auf einem umfassenden geschichtlichen Anterbau. Die 
Bestrebungen seiner Zeit werden in Zusammenhang gebracht mit 
der alten Kaiseridee und dem Äeiligen Römischen Reich Deutscher 
Nation. In Deutschland haben wir den Lauptvertreter der Kon¬ 
tinuität europäischer Entwicklung vor uns. Es ist von Natur das 
europäische Mittelland. Durch seine Einigung zu einem Reich 
entspricht es einem europäischen Bedürfnis. 
„Denn es muß so ein Mittelland geben, in welchem das 
Staatsleben in das Volksleben übergeht, als eine Klammer, welche 
das ganze europäische System zusammenhält..." 
*) Konstantin Frantz, geb. in Börneke bei Lalberstadt, gest. in Blase¬ 
witz bei Dresden; Politiker und Publizist. 
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