Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

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zugleich den ungastlichen Charakter der karstigen und von niedrigen Gebüschen 
bestandenen Landschaft ohne Unterkünfte und Kommunikationsmittel zeigt. Doch 
unseren Wackeren ist nichts unbesieglich, und so wenig der Feind aus Fleisch 
und Blut ihren Siegeslauf zu hemmen vermochte, so wenig ist es auch die 
Natur des Landes imstande, die sich gegen jeden Versuch dort einzudringen stemmt, 
als sei sie im Bund mit dem Feind. Wie unsere Truppen dennoch diese 
Widerstände aus Blut und Erde zu überwinden vermochten, hat 
ja der Gang der Ereignisse auf das Herrlichste bewiesen. 
IN SCHUTT UND ASCHE. 
as auf diesem Bilde zu sehen ist, war einst ein „Palais“ in Elbassan. y 
Es gehörte zum Besitz des früheren Wied'schen Ministers des Inneren, Akif/ J 
Pascha, und es wurde im Februar 1915 von dessen eigenem Vetter Derwische 
Bey angezündet und zerstört. Die starken Mauern, die breiten Wälle des Bogen/ 
tors, all das gibt noch Zeugnis von entschwundener Pracht; aber was von der 
Behaglichkeit des Friedens, der Sicherheit ruhigen Besitzes, der Macht, dem 
Wohlleben übrig geblieben ist, ist nur eine Trümmerstätte, ein Steinhaufen, und 
nur ein einsamer österreichischer Offizier, der am Brunnenrand sitzt, das einzige 
Lebewesen inmitten einer Trauerlandschaft, kann als Symbol der überdauernden 
Kraft, der neueingezogenen Herrschaft gelten. 
Die Verwüstung entstammt in ihren Motiven dem Bruderzwist, dem Bürger/ 
krieg, der Anarchie, den politischen Machenschaften in Albanien, die dort zum 
täglichen Leben gehörten und für die in den letzten Jahren der berüchtigste 
Essad Pascha verantwortlich war. Essad Pascha, der sich zum alleinigen Herrscher 
des Landes aufschwingen wollte und die Vereinigung ganz Albaniens unter seinem 
Regiment anstrebte, ließ kein wie immer geartetes Mittel unversucht, um zu 
seinem Ziele zu gelangen, Die internationale Kommission, die sich bemühte, 
Ordnung zu schaffen, um die Vorarbeiten für die Inthronisation des neuen Fürsten 
durchzuführen, fand in den Intriguen des einflußreichen Paschas die größten Hem/ 
mungen. Einmal zum Beispiel versprach Essad Pascha, mit seinen Ansprüchen 
endlich zurückzutreten, wenn ein anderer albanischer Fürst, Ismail Kemal vorher 
dasselbe tue. Aber Ismail Kemal war nicht freiwillig zurückgetreten, sondern 
wurde wegen eines Putschversuches von der internationalen Kommission gewalt/ 
sam abgesetzt. Daraufhin meinte der pfiffige Essad, seine Zusage habe keine 
Giltigkeit mehr, weil sein Zurücktreten so gedeutet werden könnte, als habe er 
sich auch etwas zuschulden kommen lassen. Und wenn seine Spitzfindigkeiten 
und orientalischen Sophistereien nichts mehr nützten, stützte er sich auf seine 
Machtstellung und setzte den Forderungen der internationalen Kommission ganz 
offenen und häufig tollkühnen Widerstand entgegen. Er drohte dann, sich ins 
Innere des Landes zurückzuziehen und dort eine Gegenregierung zu organi/ 
sieren, und da man zu jener Zeit kein Machtmittel besaß, so bequemte man sich 
zu Ausgleichsaktionen. Die Kommission hatte nämlich die Aufgabe, dem neuen 
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