Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

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Charakter des Ortes wird noch betont durch die schmucke Bauart der ein/ oder 
zweistöckigen Häuser, die mit ihren grünen Läden, Erkern, Galerien und vor/ 
springenden Dächern an die kleinen, italienisch beeinflußten Städtchen der dal/ 
matinischen Küste erinnern. 
Der Weg von Cetinje führt bis Rijeka durch karstige Wildnis, die nur in 
den eigenartigen Einsturztrichtern, den Dolinen, geeigneten Boden bietet etwa 
für einige spärliche Kartoffelfelder. Diesen Feldern lassen die Einheimischen ihre 
größte Fürsorge angedeihen, denn die Kartoffel ist in dem armen Landstrich 
eines der Hauptnahrungsmittel. Gegen Rijeka zu wird die Gegend quellenreicher 
und infolgedessen auch der Anbau besser und fruchtbarer. 
Südöstlich von Rijeka ändert sich die Landschaft mit einem Schlage. Der 
Fluß, eben noch ein schäumender Karstbach, der mit seinen Wassermassen einige 
Sägemühlen getrieben und die Maschinen der Pulverfabrik in Bewegung gesetzt 
hat, gleicht nunmehr einem träge dahingleitenden, fast stillstehenden Strome; 
er erweitert sich allmählich zu einem Arm des Skutarisees. Durch dieses bei/ 
nahe tote Gewässer, das dicht bewachsen ist mit zahlreichen Sumpfpflanzen, das 
die verschiedensten Arten von Fischen beherbergt und Scharen von Möven, 
Reihern und Wasserhühnern ihre Nahrung bietet, bahnt sich ein Dampfboot 
mühsam den Weg. In Friedenszeiten bestand eine ständige Dampferverbindung 
von Rijeka nach Skutari. 
Die Bevölkerung vön und um Rijeka ist schon stark mit albanischen Eie/ 
menten untermischt. Es sind anspruchslose Leute, in deren primitives Dasein 
die Waffen/ und Pulverfabrik sowie die Kugelgießerei, die sich 
nächst der Ortschaft befinden, einiges Leben bringen. 
KRIEG ZUR SEE* 
Dieser Dauerkrieg hat auch die Kampfhandlungen zur See in seinerWeise 
modifiziert. Nicht anders als auf den Kriegsschauplätzen zu Lande haben sich 
im Allgemeinen auch die Aktionen zu Wasser wenige Monate nach Kriegs/ 
ausbruch zu einer Art Stellungskrieg stabilisiert; die Einheiten der Flotte haben, 
wenn man so sagen darf, ihre Schützengräben bezogen. Aber hinter den schützenden 
und geschützten Linien wird nichts weniger als gefeiert. Im Gegenteil, ein uner/ 
hörter Aufwand an Aufmerksamkeit und an Entschlossenheit wird dort Tag und 
Nacht gefordert. Schiffsmaat und Schiffskapitän darf gleicherweise keinen Augen/ 
blick während der langen Stunden des Wachhaltens seine Nerven einschlafen 
lassen, jederzeit müssen sie bereit sein, geistesgegenwärtig Entschlüsse zu fassen 
und jede kühne Überraschung in noch kühnerer Parade abzuwehren. 
Zu gewaltigen Zusammenstößen mit großen Flottenkräften kam es im Verlauf 
des Krieges nur in sehr seltenen Fällen. Und das entspricht ja auch ganz dem 
Wesen dieses Krieges, bei dem keine der beiden kämpfenden Parteien jemals 
alles auf eine Karte setzen darf. Auch für die Flotte gilt die Parole „durch/ 
halten" und die wichtigste Voraussetzung zum Durchhalten ist, sich stark und 
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