Volltext: Mappe IV: Montenegro und Albanien (Mappe 4 ; / 1917)

MONTENEGRINISCHES ARSENAL* 
Montenegro hat oder hatte auch ein „Arsenal“. Es befindet sich in Cetinje. 
Man möchte in den zwei langgestreckten, schmalen, ebenerdigen Häusern auf 
unserem Bilde kaum die Zentralstelle aller kriegerischen Rüstungsarbeiten für 
ein ganzes, wenn auch kleines Königreich vermuten. In der Tat war auch das, 
was die Montenegriner ihr „Arsenal“ nannten, nicht viel mehr als eine große 
Schlosserwerkstätte mit maschinellem Betrieb. Und die Arbeit, die dort geleistet 
wurde, war eigentlich nur Flickarbeit an den eisernen Geräten des Krieges. Die 
montenegrinische Armee bezog ihr Geschützmaterial durchaus fertig aus dem 
Auslande, das Arsenal in Cetinje besorgte nur die notwendigen Reparaturen. 
Zu der Zeit, da unser Bild aufgenommen wurde, dienten die Räumlichkeiten 
des montenegrinischen Arsenals unserem Okkupationsheer als AutomobihRe^ 
paraturwerkstätte. Die Maschinen, die zu solchem Zweck benötigt wurden, 
mußten wir aber aus eigenem aufstellen. Die Geschütze, Munitionskisten und 
anderes artilleristisches Gerät, das da im Freien vor den Häusern postiert ist, 
könnten wirklich auf ein Arsenal schließen lassen. Aber die montenegrinischen 
Kanonen, hier in Reih und Glied aufgestellt, haben mit dem Arsenal nichts 
zu tun. Sie sind Beutestücke aus den Lovcenkämpfen und harren ihrer weiteren 
Beförderung, entweder, soweit sie verwendbar sind, auf den Kriegsschauplatz, 
oder, soweit sie reparaturbedürftig, in ein wirkliches Arsenal. Alle diese Ge» 
schütze standen früher auf der Höhe des Berges, der im Hintergründe aufragt. 
Es ist der Lovcen. Nun muß er all’ seine Wehr und Waffen, die ihn zum 
unüberwindlichen, geharnischten Pförtner der Schwarzen Berge 
machten, unter Feindesobhut im Tale versammelt sehen. 
EIN WEHRHAFTES KLOSTER. 
Das geschichtlich bedeutendste Gebäude Cetinjes ist das in unserem Bild 
wiedergegebene Kloster „zur heiligen Jungfrau“. Als das Land der Schwarzen 
Berge noch ein Staat mit hierarchischer Regierungsform war, residierten in 
diesem 1840 erbauten Kloster die Fürsten von Montenegro, die mit der weit* 
liehen auch die geistliche Macht in Händen hatten. Dermalen ist es der Sitz 
des Metropoliten, dem auch die 15 anderen Klöster des Landes unterstehen. 
Das Cetinjer Kloster ist der einzige, wenn man so sagen darf, Monumentalbau 
der montenegrinischen Hauptstadt. Es ist mit einem Arkadengange geziert und 
von einem viereckigen Glockenturme überragt. Besonders schön ist der von einer 
hohen starken Mauer eingeschlossene Klostergarten. Unter den erwähnten 
Arkaden ist die Familiengruft des Fürstengeschlechtes. Hier liegt auch der 
Ahnherr der Dynastie Karageorgevic, der „schwarze Georg“ begraben. Hinter 
dem Kloster, auf einer rechts gelegenen Anhöhe, steht ein kleiner Turm, 
„Tablja“ genannt; auf seinen Mauern wurden ehemals die Köpfe der gefallenen 
Türken aufgespießt. Heute dient der Turm friedlicheren Zwecken; die Glocke 
19
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.