Volltext: Mappe II: Durch Galizien (Mappe 2 ; / 1916)

23/26 Q kolonnen ununterbrochen Tag und Nacht benutzt, um den Brüdern an der Front 
Lebens/ und Kampfbedarf zuzuführen. Zehn Tage nahm ein solcher Zug in 
Anspruch, zehn Tage trotz der Erschöpfung der Mannschaft, zehn Tage, obgleich 
Gebirgswetter in den Beskiden häufig genug aus den Straßen Schlammströme 
machte. Es ging! Es ging dennoch! 
Mehrere Bilder zeigen uns, was da geleistet wurde. Bild 23: Die Munitions/ 
kolonne II des Feldkanonenregiments Nr. 20 rasselt schwer über die Serpen/ 
tinenstraße die Höhe hinan. Unter gehäuftem Heu und den vom Wetter ge/ 
bleichten Decken der Wagen liegt Tod und Siechtum von Hunderten, die nichts 
davon ahnen. Noch gehen sie drüben beim Feind herum, beschließen und ge/ 
horchen, herrschen und dulden, genießen und leiden. Noch haben sie sich durch 
Krieg und Todesgefahr nicht ganz aus ihrem privaten Leben drängen lassen, 
schmieden Pläne für die Zukunft und reden des Abends auch wohl vom Frieden, 
der doch einmal kommen müsse. Die sehnen sich zurück in ihre ruhigen me/ 
lancholischen Steppenstädte, andere wissen wohl, warum sie die Heimat ver/ 
ließen; klagen diese, so betäuben sich jene mit Trunk und Karten. — Bis 
einmal ein Tag kommt, da wird der Boden unter ihnen Erz sein und der Himmel 
eine Pauke von Eisen. Flammen werden aus der Luft fallen auf sie und die 
Erde wird Feuer speien. Und dann sind sie mit einmal alle, vom General bis 
zum Muschik herab, der großen schweigenden Gemeinde ihrer Brüder nahe, die 
seit Monaten in Galiziens Schluchten und Ebenen verdorrt. Der Tag aber bricht 
an, wenn die Munitionskolonnen, diese und die ihr folgen, die sich jetzt durch 
die besonnte Landschaft langsam mit Knarren, Brüllen und Peitschengeknall 
emporwälzen, ihr Ziel erreicht haben. 
Bei Anblick des nächsten Bildes (24) kann man sich eine gelinde Vorstellung 
von der Schwierigkeit solcher Transporte machen. Der Verpflegstrain der I. Ka/ 
valleriedivision arbeitet sich über die Serpentinen des Elefantberges, der seinen 
Namen von den durch ihn beanspruchten physischen Kräften eigens erhalten 
müßte, wenn er ihn nicht schon trüge, empor. Was wir hier als Straße sehen, 
verdient diesen Namen nicht mehr. Es ist vielmehr eine Reihe von Bodenwellen, 
die zur Deckung für vorgehende Schwarmlinien entschieden geeigneter wären, 
denn als Weg für schwerbeladene Wagen. 
Wie sich ein sogenannter „normaler“ Trainverkehr ab wickelt, darüber unter/ 
richtet uns Bild 26. Müde Mannschaft lagert an den Wegböschungen der Bes/ 
kidenstraße zwischen Komancza und Szczawne. In drei Linien holpern die Trans/ 
portwagen — zwei Reihen parallel vorwärts, die dritte in der Gegenrichtung 
—• durch die schattenleere Gegend. Eine Dunstwoge aus Schweiß, Staub und 
Schmutz umflimmert den Zug. Die Leute sind bis auf die Haut feldgrau ge/ 
worden, und wenn sie sich dennoch nicht verdrossen zeigen, so liegt das an der 
glücklichen Laune unserer Soldaten, die selbst in der schwierigsten Lage stets 
noch ein Witzwort finden, das Lachen bringt und damit Mut und Vertrauen. 
Oft begleiten den Train auch Rinderherden, selbstbewegliche Nährfrucht, 
brüllende Fleischvorräte des Heeres. 
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