mit drei Divisionen gegen unsere Linien anstürmten. Obwohl diese Linien
beim andauernden Charakter der damaligen Kämpfe als Bewegungskrieg kaum
befestigt und nur sehr beiläufig ausgebaut waren, hielten sie dennoch stand,
nötigten den Gegner bald die Aussichtslosigkeit seiner Offensivpläne zu erkennen
und sich lieber auf die Verteidigung zu beschränken. In dieser sind die Russen
bekanntlich überaus geschickt und findig. So hatten sie auch damals am San
blitzschnell eine richige Hinderniszone improvisiert, in der unser Vormarsch sich
verfangen und stocken sollte. Wie unsere Bilder 11 und 12 es zeigen, so stellten
sich hastig hingepflanzte Drahthindernisse und in Eile ausgehobene Schützern
gräben in Frontbreite von vielen Kilometern dem Vormarsch der Unsern ent*'
gegen. Für Truppen und Führer, die von der süßen Frucht des Sieges genossen,
konnten diese Hindernisse natürlich nicht mehr bedeuten als eine lästige Ver**
zögerung des Vormarsches. Aber immerhin mußte wieder hart gekämpft werden,
um die russischen Drahtverhaue zu durchbrechen und das Infanterie** und
Maschinengewehrfeuer, das aus den russischen Schützengräben Halt gebietend
den Unsern entgegenprasselte, das Schweigen zu lehren. Der russische Soldat
zeigte sich auch hier keineswegs feige. Er kämpfte mit großer Entschlossenheit
und starb für den armseligen Fleck Erde, auf den ihn sein Offizier hingestellt.
An den Drahtverhauen kam es zum Handgemenge, in dem mit besonderer Er**
bitterung und Zähigkeit gerungen wurde, und in den eroberten Schützengräben
lagen gehäuft die Leichen ihrer Verteidiger. Der Krieg stumpft das Gefühl für
die Majestät wie für das Grauen des Todes so gründlich ab, der Anblick mensch*-
lieber Leichname gehört so sehr zur täglichen Optik des Feldzugs, daß er kaum
mehr als ein starkes Gefühls/Erlebnis empfunden wird — aber die Leichenzone,
die unsere Truppen damals am San zu durchschreiten hatten, wirkte doch er**
schütternd auf die Sieger. Zwei Kilometer lang — wie eine fürchterliche Ein-*
säumung der russischen Linie lag Leiche neben Leiche in den schauerlichsten und
groteskesten Verkrümmungen; und in den Gesichtern schien der stumme Kampf
zwischen den starren Grimassen der Wut und der sie entspannenden Hand des
Todes noch nicht ausgekämpft.
Unsere Bilder geben zwei eindrucksvolle Proben, wie es damals aussah in
den erstürmten Schützengräben und durchbrochenen Drahtverhauen der Russen.
Der Photograph hat für seine Aufnahmen zwei charakteristische Stellen der
eroberten Linien gewählt. Der Mann hinter dem Drahtverhau dürfte im Augen*-
blick, da er das zerrissene Stachelgeflecht wieder hersteilen wollte, von der töd*-
lichen Kugel ereilt worden sein, den im Schützengraben streckte,
nach der Art seiner fürchterlichen Wunde zu
schließen, wohl ein Granatsplitter zu Boden.
WALSTATT.
D ie Maischlachten westlich des San waren besonders blutig. Unsere mit
der Säuberung des Schlachtfeldes betrauten Leute hatten harte Arbeit zu leisten,