Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

Torrentenklausen des Isonzo. Und wenn es vorwärts geht, wenn Ober¬ 
österreicher zur Verdichtung schütter geschossener Schwarmlinien eines 
kroatischen Regiments befohlen sind, was fragt da der tausendfach die 
Luft durchschwirrende Tod oder jubelnder Willkomm der Feuerhilfe nach 
Heimatschein und Zuständigkeit der neuen Kampfgefährten? „Sprung 
vorwärts“, darauf kommt es einzig an, alles Weitere mag und muß sich 
finden. Eine vermächtnisheilige Lehre für alle kommenden Geschlechter 
des neu erstandenen Reiches! Aus dem Antlitj des Krieges zu lesen! 
Dieses aber ist tausendfältig. Anders in Polen, anders in Tirol, anders 
in den Karpathen. Jede Phase des Krieges, ja jede Schlacht, jede Gefechts¬ 
episode gestaltet es um. Es wechselt auch mit der volklichen Eigenart 
der einander gegenüberstehenden Truppen. Immer aber ist es von un¬ 
erhörter Größe, furchtbar und gewaltig, durchschüttert das Pflicht¬ 
gewissen seines Beschauers. Bald von phantastischer Bildhaftigkeit, bald 
nüchtern, sachlich, regungslos. Sein Spiegelbild ist oft in dem seltsam 
starren, ganz nach innen gekehrten Blick der Kämpfer zu sehen, wenn 
sie ein paar Urlaubstage in der Heimat verleben. Weitabgewandte Ver¬ 
sunkenheit, traurig trübes Träumen, dann ein Ruck, ausgelöst durch ein 
irgendwelches Kriegserlebnis anklingendes Wort, und Energien, Ent¬ 
schlüsse, Gedanken ohne Zahl blitzen plötzlich aus lebenstollen Äugen. 
Nicht jeder vermag es zu verstehen. Und unsern Kindern werden solche 
Augen vielleicht auch nimmer leuchten. Bleibt nur das Bild, das lügen¬ 
reine, dauernde Zeugenschaft der — Kamera. Freilich, was bedeutet das 
Lichtfeld der Glaslinse gegenüber den Riesenfronten der Kämpfe, die 
unseren ganzen Weltteil durchqueren? Noch mehr, kann denn optische 
Kunst je das Kräftespiel der inneren Triebe, der ekstatischen Verborgen¬ 
heiten ungeheurer Nervenspannung, den über allen Kampfereignissen 
wirkenden Geist im Zusammenhänge projizieren? Immerhin aber ist 
eben dieser Geist der Schlachten allgegenwärtig wie der Kriegsgott 
„Tod“, im kleinsten Bildausschnitt unsichtbar lebendig. Und echte Andacht 
fühlt Golgatha im Bilde des Berges, der eben nichts schien als ein Berg. 
Auch denen, die draußen miterlebten, war ja nur das Gesichtsfeld des 
Menschenauges gegeben, auch ihnen fügte sich das Kolossalpanorama 
„Krieg“ aus Hunderten von Teilchen, hier und dort erhascht, jedes aus 
anderem Gesichtspunkt gesehen. 
Ein Gleiches soll dieses Werk wirken. 500 Bilder, in zehn Mappen 
gesammelt, werden aus den geographisch und strategisch wie taktisch
	        
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