Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

Die Festlichkeit zu Ehren des Erzherzogs hatte delegierte Offiziere aus allen 
Teilen des Korps zusammengeführt, die sich unendlich viel mitzuteilen wußten. 
Bringt es doch die Art des modernen Stellungskrieges mit sich, daß die atv 
schnittweise operierenden Truppen untereinander sehr selten in Berührung 
kommen; so kämpfen Verwandte und Freunde oft Wochen^ und monatelang 
nur in geringer Entfernung, ohne einander zu sehen. Erst der freudige Anlaß 
rief auch von den entlegensten Stellungen einzelne augenblicklich Entbehrliche 
für einen kurzen Tag, dem wieder schwere voll blutiger Arbeit folgen sollten, 
hinter die Front. So bildeten sich nach Ablauf der offiziellen Feier viele Gruppen; 
Freunde fanden einander, Bekannte trafen sich, der Familien ward gedacht, 
Grüße aus der Ferne wurden ausgetauscht, Erlebnisse geschildert, Vermutungen 
geäußert — aber durch alles zog ab und zu ein Wort oder Satz von der Heimat 
wie ein dunkler, warmer Ton. 
Nun trat der Armeekommandant Svetozar von Boroevid an die plaudernden 
Gruppen heran. Sein verantwortungsvolles Amt bringt größte Isolierung und 
strengste Einsamkeit mit sich; seinen Stab ausgenommen, der ihn in durchs 
arbeiteten Tagen und Nächten fortwährend umgibt, sieht er sonst selten andere 
Menschen bei sich. Jetzt aber begegnet er auf jedem Schritt Bekannten aus 
seiner Agramer und Kaschauer Tätigkeit, mit denen ihn manche gemeinsame 
Erinnerungen verbinden. Auch über Ereignisse im Bereiche der III. Armee gab 
es genug zu berichten. In staunenswerter Weise zeigte sich der Armeekomman/ 
dant selbst über die geringsten Begebenheiten bei den einzelnen Truppenkörpern 
unterrichtet und äußerte sich darüber in seiner freimütigen, gediegenen Art. Unser 
Bild 45 stellt ihn uns dar, wie er sich in freundschaftlichster Unterhaltung mit 
den beim Divisionär Generalmajor Freiherr von Nagy eingeteilten Oberste 
brigadieren von Farkas und Reviczky, dem Obersten Pohl des 8. Honved' 
artillerieregiments und dem Obersten Dubail des 21. Feldkanonenregiments 
befindet. Vielleicht mögen in jener Unterredung bereits Andeutungen über ein 
gar bald zu gewärtigendes Ereignis gefallen sein, das eine Woche später ganz 
Europa in Aufregung versetzen sollte und das die III. Armee und in ihrem 
Verbände besonders das VII. Korps des Erzherzogs Joseph durch zähes Fest' 
halten der ihr zugewandten Russenfront wesentlich fördern half: den Durchbruch 
von Gorlice nämlich, der bereits in diesen Tagen unter der bis dahin gewaltigsten 
Artillerievorbereitung der Weltgeschichte begann. 
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Der Armeekommandant verabschiedete sich von den Stabsoffizieren und be' 
gab sich zu der delegierten Mannschaft, die, ihre Dekorationen auf der Brust, 
unbeweglich seiner harrte. Nach einer kurzen patriotischen Ansprache schritt er 
die Front ab, befahl jedem Mann in knappen Worten, die näheren Umstände 
zu erzählen, durch die er seine Auszeichnung erworben hatte, lobte, feuerte an 
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