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Boden der Gruben waren Pflöcke eingerammt; viele davon trugen Spieße mit
scharfen, kreuzweise um die Spindel gelagerten Zacken, O, die Wolfsgruben
waren bei den russischen Herren beliebt! Auch die zwischen ihnen verstauten
Spitzpfahlverhaue ließen ruhiger schlafen. Umsonst! Eines Tages war
die tausendfache Heldengemeinschaft unserer Karpathenkämpfer
über sie hinweggerast, unwiderstehlich an Wucht,
ERZHERZOG JOSEPHS EHRENTAG.
Zu den Landstrichen, die unter der russischen Fremdherrschaft am schwersten
litten, gehören jene Teile Nordungarns, die an ostgalizisches Gebiet grenzen.
Dort hatten die Moskowiter ihre tauglichste Einbruchspforte vermeint, dort
nisteten sie auch an manchen Stellen so fest, daß sie erst die Folgen der
Feuer Vereinigung von Gorlice aufstöberten. Was nach ihrem Abmarsche an
Plünderung und Zerstörung offenbar wurde, ist so allgemein bekannt, daß es
hier nicht nochmaliger Schilderung bedarf. Dennoch beteilte die Bevölkerung,
Ungarn ebenso wie Ruthenen, unsere vorrückenden Truppen freudig aus den
kärglichen Resten ihrer Habe; besonders in den Komitaten Saros und Zemplin,
wo Ungarns volkstümlichster Held, gefeiert wie König Stefan und Johannes
Hunyadi, der Erzherzog Joseph August, siegreich gegen Norden zog. Dort
wurde ihm auch ein Fest bereitet, wie es freudiger wohl nirgends in diesen
traurigen Zeiten geraten wäre; ihm, dem Väterchen Joseph, von dem schon
jetzt die Lieder der Puszta singen.
Der Erzherzog nahm damals just in Kelcse Aufenthalt, wo er mit seinem
Stabe das Kintzingsche Kastell bewohnte, als sein Ehrentag kam. Am 26. April
1915 waren es 25 Jahre geworden, seit er in den Soldatenberuf getreten war,
schwärmerisch geliebt und verehrt von seinen getreuen Ungarn, die ihn, den
Enkel ihres letzten Palatins mit einer gewissen edlen Eifersucht als nationalen
Heros beanspruchen, obgleich seine Verdienste und Sympathien für die andere
Reichshälfte um nichts geringer sind. Aber seine langjährige Popularität, die
er jenseits der Leitha genoß, hat dieser Krieg, in dem er jede Not und Gefahr
mit den wackeren Bakas teilte, ins Unermeßliche gesteigert. Nichts imponiert
dem Ungarn mehr als persönlicher Mut und von den tollkühnen Soldaten'
stücken des Erzherzogs Joseph, um dessen Leben seine Offiziere fortwährend
zittern müssen, sind ja zahllose bekannt. Wievielmal schon schwebte er in
höchster Gefahr, wenn er seine „Kinder“, wie er die Soldaten nennt, in den
Unterständen während des feindlichen Feuers aufsuchte? Begnadet mit stählernen
Nerven und einem festen, gläubigen Gottvertrauen, läßt er sich durch nichts
abhalten, an den Kämpfen und Mühen seines Heeres nicht bloß als Feldherr,
sondern auch als Kamerad der einfachen Infanteristen, deren Gepäck er oft
schon auf Gefechtsmärschen trug, teilzunehmen. Was Wunder, daß für seinen
Ehrentag im Geheimen — denn öffentlich hätte es der bescheidene Sinn des
hohen Herrn verwehrt — Militär*- und Zivilbehörden sich zu einer ganz be*
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