Volltext: Mappe I: In den Karpathen (Mappe 1 ; / 1916)

Im Armeeabschnitt zwischen der Ondava und der die Sandsteinkuppen 
des Waldgebirges durchbrechenden Laborcza hatte sich das Vll. Korps 
mit reichem Ruhm geschlagen. Kommandierender General? Rauher 
Soldatenmund gibt zärtliche Antwort: „Joska apänk“ (Väterchen Joseph). 
Der Enkel des lebten Palatins von Ungarn. Im Freilager der Karpathen¬ 
wildnis hat Erzherzog Joseph als Korpskommandant sich seinen Soldaten 
zum Kriegskameraden gemacht. Wer tapfer gewesen, fand unter einem 
Lärchenbaum oder im Grünerlenbusch stets bittengewährende Audienz 
bei dem Prinzen. „Väterchen Joseph“ hielt ja nicht auf Etikette; Kampf¬ 
schweiß und Blut und Erdflecken auf der Montur galten ihm eher als 
Kriegsgala. Und den Audienzsaal hatte Gott selber gebaut. Karpathen¬ 
hochwald mit Weißföhrenforsten und Zirbenkronen, von bleichgrünen 
Bartflechten behängen. Nordwärts der ansteigende Karpathenrücken 
gleich einem riesigen Augenbrauenbogen über dem wassergeäderten Quell¬ 
becken des Bodrog, südwärts die Sehnsucht all der rinnenden Wasser, 
das ungarheilige Alföld. Wird dort die Fruchtscholle ahnen, daß ihr die 
Bergbäche mit den belebenden Wellen als besonderen Dung auch Blut, 
gutes, reichliches Russenblut hinabgespült haben, das Josephs Heerführer¬ 
kunst in den Bergen des Zempliner Komitats aus Feindeswunden quellen 
ließ? Schneeschmelzezeit. Frontgräben und Etappenwege durchweicht, 
grundlos schier. So hatte das erzherzogliche Korps mit den Elementen 
gleich hartnäckigen Kampf zu bestehen wie mit den ins Land gebro¬ 
chenen Moskalen. Rang vielleicht am schwersten in der Boroevie-Armee. 
Deshalb ist unsere erste Bilderreihe in seinem Befehlsraum gesammelt. 
Vorfrühling! Verheißende Freude des Friedens, gedoppelte Soldaten¬ 
leiden im Kriege. Nur unerhörter Wille und höchste Waffenwunder 
konnten den Segenszauber üben, daß jene Wochen der knos¬ 
penden Baumzweige zum neuen Gezeit unserer Zu¬ 
kunft wurden, zum Vorfrühling — der Siege!
	        
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