Volltext: Medicinische Abhandlung über das Haller Jodwasser in Oesterreich ob der Enns

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räern, Aegyptiern u. fi w., ja selbst die, nach dem Sprachge- 
brauche so genannten, rohen Volker badeten, und baden noch 
heut zu Tage, wie die Reisebeschreibungen lehren. Nur die 
civilisirten Völker folgen in dieser Hinsicht nicht dem Rufe der 
Natur, und nur die übten Folgen die die Vernachlässigung der 
Bäder in dem Organismus hervorbrachten, das ungeheure 
Heer von unsern Zeitalter eigenthümlichen Krankheiten, be¬ 
sonders Gicht, Rheuma, Nervenleiden, Unterleibsbeschwerden 
u. s. w. waren es, die den Gebrauch der Bäder in der neue¬ 
sten Zeit zurückkehren machten. Die einsichtsvollsten Aerzte 
unserer Zeit erheben ihre Stimme, und halten dieser uralten, 
und so heilsamen Sitte Lobreden. — 
Wir unterscheiden heiße und kalte Bäder, welche jedoch 
nur selten Anwendung finden; sodann kühle und laue Bäder, 
und diese sind es eigentlich, die ihrer so sanften und wohlthä¬ 
tigen Wirkung wegen als diätetisches und als Heilmittel, so 
zahlreiche Anwendung finden. 
Ein kühles Bad hat einen nur wenig niederen Tempe¬ 
ratursgrad als das lebende Blut, und besitzt nach Marhard 
eine Wärme zwischen 85° und 65° Fahrenheit, oder 23° und 
13° nach Reaumur. Es wird daher durch die mäßige Entzie¬ 
hung der Wärme die Thätigkeit der inneren Organe antago¬ 
nistisch erhöhen, das Contractionsvermögen in der Haut; 
und den Muskeln vermehren, und so auf eine negative Weise, 
wenn es nicht zu lange angewendet wird, belebend wirken. — 
Ein laues Bad hingegen, welches eine Tremperatur 
zwischen 96° und 85° Fahrenheit, oder 29° und 25° Reaumur 
besitzt, der natürlichen Wärme also gleichkömmt, oder dieselbe 
nur wenig übersteigt, wird die expansive Thätigkeit des Or¬ 
ganismus gleichmäßig gelinde erhöhen, und durch eine ver¬ 
mehrte Ableitung der thierischen Electricität beruhigend auf 
das Nervensystem wirken. 
Hier kömmt auch zu bemerken, daß dieses Mineralwasser 
selten ganz allein, d. i. concentrirt, zu Bädern gebraucht 
wird, sondern mehr oder minder mit gewöhnlichen Brunen- 
wasser gemengt, d. i. diluirt, da selbes wegen seinem größeren
	        
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