Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

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Die Friedenskonferenz 
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In allen Fragen, die die höchsten Interessen 
des Landes berühren, wird der Senat yrit den 
Bestrebungen der Ration eines Sinnes sein. 
Stark durch die Sache, die wir verteidigen, 
blicken wir mit Vertrauen und Kaltblütigkeit 
in die Zukunft, in der Überzeugung, das) wir 
beim ersten Anzeichen der Gefahr geleitet sein 
werden von einem einzigen uns einigenden Ge 
danken: die Ehre und Würde des Vaterlandes 
zu verteidigen, dem wir ohne Vorbehalt alle 
Kräfte unserer Arbeit, alle Energien unseres 
Geistes weihen. 
Die Rede des Präsidenten wurde mit leb 
haftem Beifall aufgenommen; sie gab wenig 
stens eine Andeutung, was Rumänien wollte: 
Erhaltung des Gleichgewichtes der Kräfte 
Mischen den Orientstaaten um Garantien für 
die Behandlung der Kutzowalachen oder Ma- 
zedorumänen in Makedonien. Bulgarien fing 
an, Rumänien zu gros) zu werden) 
Die Friedenskonferenz. 
'a schon seit dem 13. Dezember ein 
Teil der Balkandelegierten in London 
weilte und untereinander sowie mit 
dem Staatssekretär Sir Edward Grey 
konferiert hatte, fand am 16. Dezember die 
erste offizielle Sitzung der Konferenz statt. 
Hierüber liegt folgender Bericht vor: 
Unter strengster Abschließung wurde heute 
die Friedenskonferenz formell eröffnet. 
Der St. Iamespalast war abgesperrt; den 
gewöhnlichen Posten der Gardegrenadiere war 
Polizei zugesellt. 
Kurz nach 11 Uhr traf Sir Edward Grey 
ein und um 20 Minuten nach 11 Uhr be 
gannen die Wagen der Kongreßteilnehmer 
durch das altertümliche, aus der Zeit Hein 
richs III. stammende Wachtor einzurollen. Zuerst 
kamen die Sekretäre und Experten der einzelnen 
Delegationen, dann die Delegierten selbst, alle 
in Autodroschken. Rur die griechischen Dele 
gierten kamen im eigenen Automobil. 
Den Anfang machten die türkischen Dele 
gierten, auf sie folgten die Serben, die Mon 
tenegriner, die Bulgaren, und zum Schluß, 
ungefähr um 11 Uhr 50 Minuten, die Griechen. 
Sir Edward Grey eröffnete die Sitzung 
und führte in französischer Sprache aus, der 
König habe ihn beauftragt, den Delegierten die 
Gefühle seines Wohlwollens auszudrücken. Der 
König hege die aufrichtigsten Wünsche für den 
Erfolg ihrer Aufgabe. 
Sir Edward Grey hieß die Delegierten 
auch im Ramen der Regierung willkommen. 
Da der König wünsche, ihnen die Arbeiten mit 
allen möglichen Mitteln zu erleichtern, so habe 
er die Säle des St. Zamespalast zur Verfü 
gung gestellt. Die Regierung werde ihr mög 
lichstes tun, um den Delegierten das zu sichern, 
was für sie nötig sein könnte. „Sie werden 
hier in England," fuhr der Redner fort, „eine 
ruhige, unparteiische, ihrer Aufgabe günstige 
Atmosphäre finden und Sie werden in diesen 
Sälen sozusagen auf wirklichem neutralen 
Boden weilen, wo es nur Ihre Politik geben 
wird. 
Jede Friedensverhandlung nach einem Kriege 
trägt Schwierigkeiten in sich. Es ist nicht meine 
Sache, über die Ratur dieser Schwierigkeiten 
im gegenwärtigen Falle zu sprechen, und ich 
glaube, daß diese Schwierigkeiten sicherlich 
Gegenstand genauer Instruktionen von seiten 
Ihrer Regierungen gewesen sind. Keine Auf 
gabe ist edler als die, die Ihnen übertragen 
worden ist, diese Hindernisse zu überwinden und 
Ihre Bemühungen und Anstrengungen mit einem 
Werke des Friedens und der Versöhnung glück 
lich zu beenden. Auf diese Weise werden Sie 
dazu gelangen, den Grund zu legen, auf dem 
es einer weisen und vorausschauenden Politik 
gelingen wird, das wirtschaftliche und moralische 
Wohlergehen für Ihre Länder zu sichern. 
Läßt es eine Politik an Weisheit und 
Mäßigung fehlen, so haben die kriegerischen 
Gewinne keinen Wert für künftige Generatio 
nen, andernfalls aber können die Schäden, die 
der Krieg verursacht hat, wieder gut gemacht 
werden, und die Bitterkeit macht den Wohl 
taten des Friedens Platz. 
Ich habe Ihnen nur noch Erfolg zu wün 
schen für die Aufgabe, die Sie erwartet, und 
Ihnen zu versichern, daß Ihnen allen für den 
Zweck Ihrer Vereinigung eine wohlwollende 
Sympathie gesichert ist, und daß der Friede, 
der sich aus Ihren Beratungen ergeben wird, 
Ihnen die Achtung von ganz Europa gewinnen 
wird." 
Der Vorsitzende jeder Kommission dankte 
Grey warm. Grey nahm das Anerbieten des 
Ehrenvorsitzes der Friedenskonferenz an. 
In seiner Antwort auf die Begrüßungsrede 
Sir Edward Greys drückte Dr. Danew den 
tiefsten Dank für den gastfreundlichen Empfang 
aus und fuhr fort: 
Als wir die englische Hauptstadt zum Sitze 
der Konferenz wählten, ließen wir uns von der 
festen Hoffnung leiten, daß die friedliche Atmo-
	        
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