Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

50 
Sir Edward Grey über die Ziele der Botschasterreunion. 
□□ 
den Abschluß des Friedens, den wir alle ernst 
lich gesichert zu sehen wünschen, günstig finden 
werden. 
Die neutralen Großmächte, die zugleich 
Signatarmächte des Berliner Vertrages sind, 
sind alle darin übereingekommen, daß ihre 
Vertreter in London zusammentreffen sollten zu 
einer nichtformellen und nichtverbindlichen 
Beratung. 
Der Zweck der Beratung ist, den Austausch 
der Ansichten zu erleichtern, besonders über die 
Punkte, die am unmittelbarsten die Interessen 
einer der beteiligten Großmächte berühren. Diese 
Unterredungen werden stattfinden, sobald die 
Botschafter in London von ihren Regierungen 
die nötigen Instruktionen erhalten haben. Wir 
hoffen, daß dies in der nächsten Woche der 
Fall sein wird. Sie werden keine Konferenz 
bilden und im Zusammenhang damit möchte ich 
daran erinnern, daß die erste Anregung zu einer 
formellen Konferenz von poincare kam. Daher 
wird voraussichtlich Paris der am ersten in 
Betracht kommende Ort sein, falls eine formelle 
Konferenz für opportun oder notwendig befunden 
werden sollte. 
Ich glaube nicht, daß ich im gegenwärtigen 
Augenblick mit Vorteil längere Ausführungen 
über die europäische Lage machen kann. Hoff 
nungen und Befürchtungen haben von Tag zu 
Tag gewechselt und können auch fernerhin für 
einige Zeit miteinander abwechseln. Es ist schwer, 
irgend etwas zu sagen, ohne unangebrachten 
Pessimismus zu erregen oder Hoffnungen zu 
erwecken, die in der Folgezeit getäuscht werden 
könnten. 
Die Beziehungen zwischen den Regierungen 
der Mächte sind freundschaftlich. Die diplo 
matische Lage ist günstig und wenn eine Be 
sorgnis besteht, ist es die, daß sich ein wider 
wärtiger und unvorhergesehener Zwischenfall er 
eignen und eine ungünstige Änderung in der 
diplomatischen Lage verursachen könnte. 
Die Beratungen der Botschafter werden nicht 
formell und nicht bindend sein; das ist also ein 
Zeichen dafür, daß die Mächte noch nicht sicher 
sind, daß eine Lösung aller Schwierigkeiten in 
Sicht ist. 
Andererseits kann die Tatsache, daß die 
Mächte alle eingewilligt haben, zu einer engeren 
Beratung zusammenzutreten, als Beweis dafür 
gelten, daß keine von ihnen glaubt, eine solche 
Lösung sei unmöglich. Wenn die Unterredungen 
einmal begonnen haben und die Vertreter der 
Mächte in der Lage sind, die Fragen mitein 
ander am Beratungstisch zu erörtern, werden 
die Mächte hierdurch in engerer Fühlung mit 
einander stehen und dann sollte die Gefahr ge 
ringer sein, daß sich irgendeine Macht von den 
übrigen entfernt und daß sich unvorhergesehene 
Schwierigkeiten ergeben. 
Bis zum Beginn der Besprechungen möchte 
ich mich aller weiteren Kommentare politischer 
Ratur über den Gegenstand enthalten, da die 
Tatsache, daß London der Versammlungsort für 
die Besprechungen und die Friedensverhand 
lungen ist, der britischen Regierung die besondere 
Verpflichtung auferlegt, bei solchen Kommen 
taren Zurückhaltung zu üben. 
Uber die Erklärungen des Staatssekretärs 
fand keine Debatte statt. 
PremierministerAsquith erklärte in dergleichen 
Sitzung in Erwiderung auf eine Anfrage, daß 
bei jeder auf der Balkanhalbinsel zustande 
kommenden Einigung die kommerziellen Inter 
essen von der britischen Regierung bei den Be 
sprechungen, die zwischen den Mächten stattfinden 
würden, nicht außer acht gelassen werden sollten 
und daß das Prinzip der offenen Tür die größt 
mögliche Unterstützung finden werde.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.