Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Die Schrecken des zweiten Krieges. 
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IM Piräus getan hatten. Reben dem Fort 
palamydi liegt dort ein altes Gemäuer aus 
venezianischer Zeit; das Untergeschoß hart und 
hoch über dem Meer enthält einen 15 Meter 
breiten und 50 Meter langen Raum, den eine 
Säulenreihe in zwei Hälften teilt. Durch vier 
vergitterte Fenster blickten wir aus dem Halb 
dunkel auf das Meer; die Mauern hatten die 
Dicke von I Vs Meter. Gerade vor uns tauchte 
ein kleines Eiland aus dem Meer. Dort wohn 
ten die Henker; das waren zum Tode Verur 
teilte, die man begnadigt hatte, um durch sie 
die Todesstrafen zu vollstrecken. Das wurde 
uns gleich erzählt. In diesem Raum gab es 
für jeden von uns 2 Bretter und 2 Böcke, 
2 Decken und etwas baumwollenes Zeug; das 
waren die Betten, die uns während 3 Monate 
einige Beschwerden vor. Der Oberst bewahrte 
gute Formen uns gegenüber und man konnte 
bemerken, wie peinlich ihm die Hinweise auf 
das Unwürdige der Behandlung waren. Er 
fühlte, daß dadurch nicht wir gedemütigt wer 
den, sondern vielmehr diejenigen, denen eine 
Reihe von Zufällen die augenblickliche Gewalt 
vorübergehend verschafft hatte. Ganz im Stil 
dieser Behandlung war dagegen der Major 
Manolitas, eine Art Gefängniswärter. Es war 
uns peinlich zu hören, wie selbst die griechischen 
Soldaten der Wache den Major mit wenig 
liebevollen Worten bedienten. 
Eine Zierde des Standes der Arzte war der 
Garnisonsarzt. Als ich ihm sagen ließ, daß es 
sich empfehle, die eine Stunde unseres Aufent 
haltes auf dem engen Hofe in die Zeit der 
Von den Griechen gefangene Bulgaren auf dem Weg M Einschiffung nach Kreta. 
M Rachtruhe dienen sollten. Tische gab es 
nicht, auch nicht einmal für jeden einen Stuhl. 
Aus den Brettern der Bettstellen sehten wir 
uns jeden Morgen einen Speisetisch zusammen; 
wir teilten uns in Gruppen ein und verteilten 
die Arbeiten des Geschirrwaschens und Aus- 
kehrens und es gereicht wohl jedem meiner 
Schicksalsgenossen zur Genugtuung, wenn wir 
uns heute erinnern, wie unter diesen Umständen 
eines Robinsonlebens in wildem Lande doch 
von uns für unseren Kommandeur die Rück 
sicht und Achtung bewahrt wurde, die er und 
wir aus der stillen Zeit des Friedens und der 
Zeit der Prüfungen des Krieges gewohnt waren 
und die unser Dasein über das gleichmachende 
Elend einer Gefangenschaft erhoben. Bald nach 
unserer Ankunft besuchte uns der Kommandeur 
des Divisionsbezirkes, Oberst pissas- Wir waren 
höflich und ernst, unser Kommandeur brachte 
Balkankrieg. H. 
Reinigung unserer Halle zu legen, damit wir 
nicht die Mikroben atmen müßten, die das Auf 
wirbeln des Staubes in Bewegung sehte, er 
widerte er wörtlich: Sie haben genug bulgarische 
Mikroben in sich, Ihnen werden unsere Mikro 
ben nicht schaden. Und als der Leutnant der 
Reserve, Damianow, ein Kaufmann aus Turn 
Severin, ernst erkrankte und ich einen Typhus 
nicht für ausgeschlossen erklärte, also pflege und 
Wartung für den Kranken verlangte, erwiderte 
der Grieche: Sie sagen, daß Sie mit Ihrem 
Ehrenwort dafür bürgen, daß Damianow keinen 
Fluchtversuch machen wird, wenn er in die Stadt 
gebracht wird und dort verpflegt wird? Ein bul 
garisches Ehrenwort gilt nichts für uns. Dami 
anow blieb, und wir pflegten ihn, so gut es 
ging. Eines Tages traten türkische Kriegsgefan 
gene an, um auszukehren. Pomaken, bulgarische 
Mohammedaner, waren unter ihnen. Sie sahen 
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